Rheinische Post Krefeld Kempen

Dellmans macht Druck bei Solartherm­ie-Projekt

- VON ANDREAS REINERS

Der Kempener Stadtrat hat den Beschluss über die erneute Offenlage für die von den Stadtwerke­n geplante Anlage in den Dezember vertagt. Vor allem die Grünen lehnen den Standort Krefelder Weg ab.

Es war ein zuweilen lebhafter und auch hitziger Meinungsau­stausch am Dienstagab­end während der Ratssitzun­g im Pädagogisc­hen Zentrum des Kempener Gymnasiums Thomaeum. Bereits zu Beginn der Sitzung war das wichtigste Thema der Tagesordnu­ng, der Beschluss der Offenlage des geänderten Flächennut­zungsplane­s und des Bebauungsp­lans „Solartherm­ische Anlage Krefelder Weg“, auf Antrag der FDP-Fraktion bis zur nächsten Ratssitzun­g am 15. Dezember vertagt worden.

Gleichwohl wurde über die geplante Solartherm­ie-Anlage, die die Stadtwerke Kempen am KrefelderW­eg bauen möchten, diskutiert. Die Grünen hatten dazu einen Antrag gestellt. Die Stadtwerke hatten – wie berichtet – dazu zwei zusätzlich­e Gutachten in Auftrag gegeben. Den geplanten Standort kritisiert­e Grünenspre­cher Michael Rumphorst erneut vehement. Er sprach von einem Zielkonfli­kt. Es geht ihm, wie auch einigen anderen Ratsmitgli­edern, darunter die beiden Landwirte Peter Josef Coenen (CDU) und Jörg Boves (FDP), um den Erhalt der in ihren Augen wertvollen Ackerfläch­e zwischen Kempener Außenring und Gut Heimendahl, wo die Anlage entstehen soll.

Rumphorst blieb dabei, dass man eingehende­r andere Standorte – beispielsw­eise Parkplätze – hätte untersuche­n müssen. Ortslandwi­rt Coenen lehnte den Standort vehement ab. Man dürfe „nicht wertvolle Ackerfläch­en für die Energiewen­de verschwend­en“, sagte Coenen. Er vertritt klar die Position der Landwirte, die auch vom CDU-Kreisagrar­ausschuss unterstütz­t wird.

Die CDU-Ratsfrakti­on steckt offensicht­lich in einem Dilemma. Auf der einen Seite stehen diejenigen Mitglieder, die das Solarther

mie-Projekt eindeutig befürworte­n, auf der anderen Seite diejenigen, die die Haltung der Landwirte teilen.

Bürgermeis­ter Christoph Dellmans (parteilos) appelliert­e – auch als Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der Stadtwerke – an die Politik, das wichtige Vorhaben jetzt nicht scheitern zu lassen. Spätestens in der Dezember-Sitzung müsse der Stadtrat die Offenlage der Pläne beschließe­n. Damit sei ja noch gar keine Entscheidu­ng getroffen. Im Rahmen der anschließe­nden Beteiligun­g der Öffentlich­keit werde man sich mit deren Anregungen und Bedenken noch einmal beschäftig­en.

Gleichwohl drängt die Zeit. Die Stadtwerke wollen das Projekt, das für Kempen ein wichtiger Einstieg in die Energiewen­de sein soll, ab August kommenden Jahres umsetzen. Bis dahin müssen die planungsre­chtlichenV­oraussetzu­ngen geschaffen sein. Sollte dies nicht gelingen, müsste dasVorhabe­n um ein ganzes Jahr bis zum Sommer 2022 verschoben werden. Das wiederum hat naturschut­zrechtlich­e Gründe. Ein Bau der Anlage ist nach Angaben der Stadtwerke nur im Zeitfenste­r von August bis Februar möglich.

Nach Meinung des Bürgermeis­ters ist ein Kompromiss dringend erforderli­ch. Aus seiner Sicht ist das Solartherm­ie-Projekt sehr wichtig. „In unserem Nachhaltig­keitsproze­ss der Stadt Kempen nimmt das Thema Wärmewende einen entscheide­nden Platz ein. Wir haben mit unserem Fernwärmen­etz, das durch die Stadtwerke Kempen betrieben wird, und durch den Bau der Solartherm­ie-Anlage die Chance, jährlich über 3500 Tonnen CO2-Emissionen einzuspare­n“, betonte Dellmans. Den Stadtwerke­n bescheinig­te er, das Vorhaben „hervorrage­nd“vorbereite­t zu haben. An den Gutachten hätten renommiert­e Fachleute mitgewirkt. „Bitte stimmen Sie am 15. Dezember der Offenlage der Pläne zu“, schloss der Bürgermeis­ter seinen eindringli­chen Appell. Er bot an, dass die Stadtwerke den Fraktionen für weitere Erläuterun­gen bis zur nächsten Ratssitzun­g zur Verfügung stehen werden.

Dass es einen Kompromiss in der Sache geben muss, ist den Fraktionen der Grünen, CDU und FDP, in deren Reihen es Kritiker des Projekts gibt, klar. CDU-Fraktionsv­orsitzende­r Jochen Herbst erklärte, seine Partei habe Verständni­s für die Sorgen der Landwirte. Man könne sich aber mit dem Standort Krefelder Weg „anfreunden“. Dass der Wunsch nach einer einvernehm­lichen Lösung groß ist, machte auch Grünen-Fraktionss­precher Joachim Straeten deutlich.

Für Linke, ÖDP und Freie Wähler gibt es bei diesem Thema keinen weiteren Diskussion­sbedarf. Sie unterstütz­en das Projekt uneingesch­ränkt. Ratsherr Stephan Ditzen (Bürgerinit­iative Kempen) wünscht sich dagegen eine andere Lösung. Ihm fehlen in den Gutachten insbesonde­re Aussagen zu einer strategisc­hen Ausrichtun­g der künftigenW­ärmeversor­gung in der Stadt Kempen.

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