Rheinische Post Krefeld Kempen
Dellmans macht Druck bei Solarthermie-Projekt
Der Kempener Stadtrat hat den Beschluss über die erneute Offenlage für die von den Stadtwerken geplante Anlage in den Dezember vertagt. Vor allem die Grünen lehnen den Standort Krefelder Weg ab.
Es war ein zuweilen lebhafter und auch hitziger Meinungsaustausch am Dienstagabend während der Ratssitzung im Pädagogischen Zentrum des Kempener Gymnasiums Thomaeum. Bereits zu Beginn der Sitzung war das wichtigste Thema der Tagesordnung, der Beschluss der Offenlage des geänderten Flächennutzungsplanes und des Bebauungsplans „Solarthermische Anlage Krefelder Weg“, auf Antrag der FDP-Fraktion bis zur nächsten Ratssitzung am 15. Dezember vertagt worden.
Gleichwohl wurde über die geplante Solarthermie-Anlage, die die Stadtwerke Kempen am KrefelderWeg bauen möchten, diskutiert. Die Grünen hatten dazu einen Antrag gestellt. Die Stadtwerke hatten – wie berichtet – dazu zwei zusätzliche Gutachten in Auftrag gegeben. Den geplanten Standort kritisierte Grünensprecher Michael Rumphorst erneut vehement. Er sprach von einem Zielkonflikt. Es geht ihm, wie auch einigen anderen Ratsmitgliedern, darunter die beiden Landwirte Peter Josef Coenen (CDU) und Jörg Boves (FDP), um den Erhalt der in ihren Augen wertvollen Ackerfläche zwischen Kempener Außenring und Gut Heimendahl, wo die Anlage entstehen soll.
Rumphorst blieb dabei, dass man eingehender andere Standorte – beispielsweise Parkplätze – hätte untersuchen müssen. Ortslandwirt Coenen lehnte den Standort vehement ab. Man dürfe „nicht wertvolle Ackerflächen für die Energiewende verschwenden“, sagte Coenen. Er vertritt klar die Position der Landwirte, die auch vom CDU-Kreisagrarausschuss unterstützt wird.
Die CDU-Ratsfraktion steckt offensichtlich in einem Dilemma. Auf der einen Seite stehen diejenigen Mitglieder, die das Solarther
mie-Projekt eindeutig befürworten, auf der anderen Seite diejenigen, die die Haltung der Landwirte teilen.
Bürgermeister Christoph Dellmans (parteilos) appellierte – auch als Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke – an die Politik, das wichtige Vorhaben jetzt nicht scheitern zu lassen. Spätestens in der Dezember-Sitzung müsse der Stadtrat die Offenlage der Pläne beschließen. Damit sei ja noch gar keine Entscheidung getroffen. Im Rahmen der anschließenden Beteiligung der Öffentlichkeit werde man sich mit deren Anregungen und Bedenken noch einmal beschäftigen.
Gleichwohl drängt die Zeit. Die Stadtwerke wollen das Projekt, das für Kempen ein wichtiger Einstieg in die Energiewende sein soll, ab August kommenden Jahres umsetzen. Bis dahin müssen die planungsrechtlichenVoraussetzungen geschaffen sein. Sollte dies nicht gelingen, müsste dasVorhaben um ein ganzes Jahr bis zum Sommer 2022 verschoben werden. Das wiederum hat naturschutzrechtliche Gründe. Ein Bau der Anlage ist nach Angaben der Stadtwerke nur im Zeitfenster von August bis Februar möglich.
Nach Meinung des Bürgermeisters ist ein Kompromiss dringend erforderlich. Aus seiner Sicht ist das Solarthermie-Projekt sehr wichtig. „In unserem Nachhaltigkeitsprozess der Stadt Kempen nimmt das Thema Wärmewende einen entscheidenden Platz ein. Wir haben mit unserem Fernwärmenetz, das durch die Stadtwerke Kempen betrieben wird, und durch den Bau der Solarthermie-Anlage die Chance, jährlich über 3500 Tonnen CO2-Emissionen einzusparen“, betonte Dellmans. Den Stadtwerken bescheinigte er, das Vorhaben „hervorragend“vorbereitet zu haben. An den Gutachten hätten renommierte Fachleute mitgewirkt. „Bitte stimmen Sie am 15. Dezember der Offenlage der Pläne zu“, schloss der Bürgermeister seinen eindringlichen Appell. Er bot an, dass die Stadtwerke den Fraktionen für weitere Erläuterungen bis zur nächsten Ratssitzung zur Verfügung stehen werden.
Dass es einen Kompromiss in der Sache geben muss, ist den Fraktionen der Grünen, CDU und FDP, in deren Reihen es Kritiker des Projekts gibt, klar. CDU-Fraktionsvorsitzender Jochen Herbst erklärte, seine Partei habe Verständnis für die Sorgen der Landwirte. Man könne sich aber mit dem Standort Krefelder Weg „anfreunden“. Dass der Wunsch nach einer einvernehmlichen Lösung groß ist, machte auch Grünen-Fraktionssprecher Joachim Straeten deutlich.
Für Linke, ÖDP und Freie Wähler gibt es bei diesem Thema keinen weiteren Diskussionsbedarf. Sie unterstützen das Projekt uneingeschränkt. Ratsherr Stephan Ditzen (Bürgerinitiative Kempen) wünscht sich dagegen eine andere Lösung. Ihm fehlen in den Gutachten insbesondere Aussagen zu einer strategischen Ausrichtung der künftigenWärmeversorgung in der Stadt Kempen.