Rheinische Post Krefeld Kempen
Schriftsteller hat auch eine Zeitung gegründet
Der Roman „Hannah und Ludwig. Heimatlos in Tel Aviv“, Langen-Müller, 400 Seiten, 24 Euro
Der Autor Rafael Seligmann wurde 1947 in Tel Aviv geboren. Im Alter von zehn Jahren wanderte er mit seinen Eltern nach Deutschland ein. Er ist Autor der ersten deutsch-jüdischen Gegenwartsromane, unter anderem „Die jiddische Mamme“, „Der Musterjude“, „Der Milchmann“und „Die Kohle-Saga“. Außerdem ist er Sachbuchautor („Hitler. Die Deutschen und ihr Führer“) und Freier Journalist. Seit 2012 ist er außerdem Gründer und Herausgeber der „Jewish Voice from Germany“, der größten jüdischen Zeitung außerhalb Israels.
Zur geplanten Trilogie fehlt noch ein Band. Wie nah werden Sie sich an die Gegenwart heranschreiben?
Das Buch wird am 20. Juli 1975 mit dem Tod meines Vaters in Hilden enden. Vor seinem Tod hat er sich noch einmal verliebt: in die Witwe seines verstorbenen Freundes. Das hat seine Seele zerrissen. Diese Situation hat er nicht ausgehalten und erlitt einen tödlichen Infarkt.
Im Buch wird Rafael als fauler Strick beschrieben. Fiktion?
Das ist leider belegt. In der zweiten Mittelschulklasse bin ich sitzengeblieben und konnte deswegen nicht aufs Gymnasium. Meine Mutter hat gesagt, ich wäre faul gewesen. Nein, ich war ein verträumtes Kind. Nachdem die Existenznot unserer Familie mit dem Umzug nach Deutschland irgendwann vorbei war, wurde ich zum Fantasten. Und bin es bis heute geblieben. Die vermeintliche Faulheit war der Rückzug in eine Traumwelt. Das ist eine geniale Voraussetzung für einen Schriftsteller.