Rheinische Post Krefeld Kempen

Deselaers’ Liebe zum Niederrhei­n

- VON CHRISTINA SCHULTE

Der Hülser Künstler stellt in vielen seiner Werke die Schönheit des Niederrhei­ns dar. Seine Werke zeigen weite Landschaft­en, Weiden oder Bauernhäus­er. Der Hülser Heimatvere­in bekam jetzt 16 seiner Bilder geschenkt.

Kopfweiden und aufrechte Alleebäume, geduckte Katen und stolze Bauernhäus­er, gerade Gräben und geschwunge­ne Wege: Die Kunst des Hülsers Franz Deselaers nimmt ihren Betrachter auf eindringli­che Weise mit hinein in die niederrhei­nische Landschaft. Über einen Zuwachs von 16Werken kann sich nun der Hülser Heimatvere­in freuen. Denn die Geschwiste­r Ulrike Vermeulen-Deimen und Peter Vermeulen schenkten die Sammlung ihres im Sommer verstorben­en Vaters dem Verein. Im Oktober brachten sie einen Kofferraum voll Kunst nach Hüls und legen nun noch eins drauf:„Wir haben beim endgültige­n Aufräumen noch ein Bild von Deselaers gefunden“, sagt Vermeulen, „auch das werden wir dem Heimatvere­in übergeben.“

Nummer 16 stellt eine farbige Küstenland­schaft dar: Abendrot an der Mündung eines kleinenWas­sers in die See. Das Land ist mit Schneerest­en bedeckt und im rechten Hintergrun­d ragt eine kleine Landzunge in das Bild. In der Ferne liegt flaches Land – vielleicht eine der friesische­n Inseln? Peter Vermeulen: „Das Bild ist insofern interessan­t, als es auf Strukturpa­pier gemalt ist. Der Maler hat hier offensicht­lich Ölfarben verwendet.“In Farbigkeit und verwendete­m Material unterschei­det sich dieser letzte Fund von den 15 anderen.

Franz Deselaers wurde 1912 in Hüls geboren und starb dort 1989. Seine Eltern wünschten, dass er etwas Ordentlich­es lerne: Er wurde Samtweber. Doch die Kunst war immer seine Leidenscha­ft. Wasserfarb­en, Bleistift und viel später auch Ölfarben – alles eine Frage des Geldes – waren sein Material. Zu den bevorzugte­n Motiven des Franz Deselaers gehörte die weite Landschaft am Niederrhei­n. Natürlich zeichnete und malte er auch die Bauernhäus­er seiner Umgebung, an deren Vorbilder sich Ältere vielleicht noch erinnern können. Andere Sujets sind Spiegel seines Lebenswegs: Franz Deselaers war in russischer Gefangensc­haft und malte die Taiga. Auch gibt es von ihm italienisc­he Ansichten oder Boote in einer Meeresbuch­t.

Deselaers kehrte 1947 aus Kriegsgefa­ngenschaft zurück und wurde dann Mitglied der 1945 gegründete­n Niederrhei­nischen Künstlergi­lde. 1947 erfolgte die erste Ausstellun­g der Gemeinscha­ft, in Viersen. Es wurden etwa 90 Arbeiten der„naturverbu­ndenen Maler und Bildhauer“gezeigt, wie der Krefelder Georg Opdenberg in einem ausführlic­hen Artikel zur Nachkriegs­kunst in der Zeitschrif­t ‚Heimat‘ zitiert.

Heutige Auktionshä­user und Verkäufer ordnen Deselaers als expression­istisch ein und rühmen Deselaers’ künstleris­che Heimat:„Er zählt zu den bedeutends­ten Mitglieder­n der Niederrhei­nischen Künstlergi­lde“, heißt es etwa zu dem Aquarell „Die Taiga in Russland.“Wer im Internet stöbert, entdeckt nämlich so einige Angebote. Sie reichen derzeit bis zu einem mittleren dreistelli­gen Bereich.

Der verstorben­e Architekt Günter Vermeulen hat ausschließ­lich Zeichnunge­n und Radierunge­n gesammelt. Mit diesem Geschenk kehren also Hülser Kunstwerke in den Stadtteil ihres Entstehens zurück, nachdem sie viele Jahre in Bockum gehütet wurden. „Unser Vater Günter Vermeulen war ein begeistert­er Anhänger von Franz Deselaers“, berichtet Peter Vermeulen, „Zeit seines Lebens hat er Deselaers-Bilder erworben.“

„Wir wollten die Bilder nach dem Tod unseres Vaters nicht aufteilen“, sagtVermeu­len, der den väterliche­n Haushalt mit seiner Schwester aufgelöst hat. „Mein Vater hat ausschließ­lich Motive des Niederrhei­ns gesammelt, es sind alles Aquarelle und Radierunge­n“, sagtVermeu­len. Sammler und Künstler haben sich, obwohl dazu Gelegenhei­t hätte geschaffen werden können, nie kennengele­rnt.

Günter Vermeulen hat als Architekt Spuren in Krefeld hinterlass­en: „Er hat Anfang der 70er Jahre mit der Tennishall­e Tackheide die erste freitragen­de Holzkonstr­uktion entworfen“, erinnert sich Peter Vermeulen, „davon hat mein Vater immer erzählt.“Günter Vermeulen hat auch eine Reihe von Ein- und Mehrfamili­enhäusern in Backstein gebaut, er hat Altbauten saniert und den Kirchturm von St. Gertrudis in Bockum mit einer sichernden Schieferei­nkleidung versehen. Auch von ihm stammt das Fabrikgebä­ude an der Ecke Blumental- und Hülserstra­ße, in dem heute Ascot sitzt. „Mein Vater wurde für seine soliden Entwürfe und Bauten sehr geschätzt; Baukostenü­berschreit­ungen gab es für ihn nicht“, sagt sein Sohn.

Der Hülser Heimatvere­in freut sich sehr über die Schenkung. Vorsitzend­er Karl Heußen beherbergt die Bilder einstweile­n unter seinem Dach, denn die Räumlichke­iten des Vereins werden derzeit umgebaut. Nach der Wiedereröf­fnung soll zunächst eine Fotoausste­llung gezeigt werden. „Danach würden wir gern wieder einmal die Bilder von Deselaers zeigen“, sagt Heußen. Zuletzt hatte man 2013 in einer Ausstellun­g mit 40 Werken des Hülser Künstlers an dessen 100. Geburtstag gedacht.

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RP-FOTOS (3): THOMAS LAMMERTZ Architekt Günter Vermeulen besaß eine Sammlung von 16 Werke von Franz Deselaers, die seine Kinder nun dem Hülser Heimatvere­in übergaben.
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FOTO: VRM. Die Geschwiste­r Ulrike Vermeulen-Deimen und Peter Vermeulen stellten die Sammlung der Öffentlich­keit zur Verfügung.
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Es handelt sich bei den 16 Arbeiten ausschließ­lich um Zeichnunge­n und Radierunge­n.

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