Rheinische Post Krefeld Kempen
Deselaers’ Liebe zum Niederrhein
Der Hülser Künstler stellt in vielen seiner Werke die Schönheit des Niederrheins dar. Seine Werke zeigen weite Landschaften, Weiden oder Bauernhäuser. Der Hülser Heimatverein bekam jetzt 16 seiner Bilder geschenkt.
Kopfweiden und aufrechte Alleebäume, geduckte Katen und stolze Bauernhäuser, gerade Gräben und geschwungene Wege: Die Kunst des Hülsers Franz Deselaers nimmt ihren Betrachter auf eindringliche Weise mit hinein in die niederrheinische Landschaft. Über einen Zuwachs von 16Werken kann sich nun der Hülser Heimatverein freuen. Denn die Geschwister Ulrike Vermeulen-Deimen und Peter Vermeulen schenkten die Sammlung ihres im Sommer verstorbenen Vaters dem Verein. Im Oktober brachten sie einen Kofferraum voll Kunst nach Hüls und legen nun noch eins drauf:„Wir haben beim endgültigen Aufräumen noch ein Bild von Deselaers gefunden“, sagt Vermeulen, „auch das werden wir dem Heimatverein übergeben.“
Nummer 16 stellt eine farbige Küstenlandschaft dar: Abendrot an der Mündung eines kleinenWassers in die See. Das Land ist mit Schneeresten bedeckt und im rechten Hintergrund ragt eine kleine Landzunge in das Bild. In der Ferne liegt flaches Land – vielleicht eine der friesischen Inseln? Peter Vermeulen: „Das Bild ist insofern interessant, als es auf Strukturpapier gemalt ist. Der Maler hat hier offensichtlich Ölfarben verwendet.“In Farbigkeit und verwendetem Material unterscheidet sich dieser letzte Fund von den 15 anderen.
Franz Deselaers wurde 1912 in Hüls geboren und starb dort 1989. Seine Eltern wünschten, dass er etwas Ordentliches lerne: Er wurde Samtweber. Doch die Kunst war immer seine Leidenschaft. Wasserfarben, Bleistift und viel später auch Ölfarben – alles eine Frage des Geldes – waren sein Material. Zu den bevorzugten Motiven des Franz Deselaers gehörte die weite Landschaft am Niederrhein. Natürlich zeichnete und malte er auch die Bauernhäuser seiner Umgebung, an deren Vorbilder sich Ältere vielleicht noch erinnern können. Andere Sujets sind Spiegel seines Lebenswegs: Franz Deselaers war in russischer Gefangenschaft und malte die Taiga. Auch gibt es von ihm italienische Ansichten oder Boote in einer Meeresbucht.
Deselaers kehrte 1947 aus Kriegsgefangenschaft zurück und wurde dann Mitglied der 1945 gegründeten Niederrheinischen Künstlergilde. 1947 erfolgte die erste Ausstellung der Gemeinschaft, in Viersen. Es wurden etwa 90 Arbeiten der„naturverbundenen Maler und Bildhauer“gezeigt, wie der Krefelder Georg Opdenberg in einem ausführlichen Artikel zur Nachkriegskunst in der Zeitschrift ‚Heimat‘ zitiert.
Heutige Auktionshäuser und Verkäufer ordnen Deselaers als expressionistisch ein und rühmen Deselaers’ künstlerische Heimat:„Er zählt zu den bedeutendsten Mitgliedern der Niederrheinischen Künstlergilde“, heißt es etwa zu dem Aquarell „Die Taiga in Russland.“Wer im Internet stöbert, entdeckt nämlich so einige Angebote. Sie reichen derzeit bis zu einem mittleren dreistelligen Bereich.
Der verstorbene Architekt Günter Vermeulen hat ausschließlich Zeichnungen und Radierungen gesammelt. Mit diesem Geschenk kehren also Hülser Kunstwerke in den Stadtteil ihres Entstehens zurück, nachdem sie viele Jahre in Bockum gehütet wurden. „Unser Vater Günter Vermeulen war ein begeisterter Anhänger von Franz Deselaers“, berichtet Peter Vermeulen, „Zeit seines Lebens hat er Deselaers-Bilder erworben.“
„Wir wollten die Bilder nach dem Tod unseres Vaters nicht aufteilen“, sagtVermeulen, der den väterlichen Haushalt mit seiner Schwester aufgelöst hat. „Mein Vater hat ausschließlich Motive des Niederrheins gesammelt, es sind alles Aquarelle und Radierungen“, sagtVermeulen. Sammler und Künstler haben sich, obwohl dazu Gelegenheit hätte geschaffen werden können, nie kennengelernt.
Günter Vermeulen hat als Architekt Spuren in Krefeld hinterlassen: „Er hat Anfang der 70er Jahre mit der Tennishalle Tackheide die erste freitragende Holzkonstruktion entworfen“, erinnert sich Peter Vermeulen, „davon hat mein Vater immer erzählt.“Günter Vermeulen hat auch eine Reihe von Ein- und Mehrfamilienhäusern in Backstein gebaut, er hat Altbauten saniert und den Kirchturm von St. Gertrudis in Bockum mit einer sichernden Schiefereinkleidung versehen. Auch von ihm stammt das Fabrikgebäude an der Ecke Blumental- und Hülserstraße, in dem heute Ascot sitzt. „Mein Vater wurde für seine soliden Entwürfe und Bauten sehr geschätzt; Baukostenüberschreitungen gab es für ihn nicht“, sagt sein Sohn.
Der Hülser Heimatverein freut sich sehr über die Schenkung. Vorsitzender Karl Heußen beherbergt die Bilder einstweilen unter seinem Dach, denn die Räumlichkeiten des Vereins werden derzeit umgebaut. Nach der Wiedereröffnung soll zunächst eine Fotoausstellung gezeigt werden. „Danach würden wir gern wieder einmal die Bilder von Deselaers zeigen“, sagt Heußen. Zuletzt hatte man 2013 in einer Ausstellung mit 40 Werken des Hülser Künstlers an dessen 100. Geburtstag gedacht.