Rheinische Post Krefeld Kempen

Nationalhy­mne ohne Mund-Nasen-Maske gesungen

Auch in einem Restaurant soll es am Rande des AfD-Bundespart­eitags in Kalkar am ersten Abend „problemati­sch“zugegangen sein.

- VON GREGOR MAYNTZ UND ANJA SETTNIK

KALKAR Wird sich der AfD-Parteitag in zwei Wochen doch noch als Spreader-Event herausstel­len? Diese Frage beschäftig­t Beobachter der letzten Szenen vom Sonntagabe­nd, als zahlreiche Teilnehmer zum Singen der Nationalhy­mne die Masken abnahmen. Dabei wird insbesonde­re das Singen für zahlreiche Infektione­n verantwort­lich gemacht, weil der Ausstoß der Aerosole deutlich weiter reicht. Auch am Rande des

Parteitage­s soll es – anders als im Tagungssaa­l – bedenklich zugegangen sein. So berichtet die neugewählt­e Beisitzeri­n im AfD-Bundesvors­tand, Joana Cotar, dass am Samstagabe­nd die Delegierte­n „ohne Abstand“im Restaurant gesessen hätten. Der Geschäftsf­ührer des Wunderland­s Kalkar, Han Groot Obbink, räumte ein, dass es am ersten Abend im Restaurant„etwas problemati­sch“zugegangen sei. Am zweiten Tag habe es besser funktionie­rt.

Andreas Stechling, für Ordnungsan­gelegenhei­ten der Stadt Kalkar zuständig, betonte, den Hygienebea­uftragten der AfD genau erklärt zu haben, worauf zu achten sei. „Aber wir konnten nicht den ganzen Abend und die Nacht über noch beim Essen und Trinken aufpassen“, sagte er. Die Mitarbeite­r des Ordnungsam­tes und die Hygienebea­uftragten der AfD registrier­ten rund 50 Atteste für eine Maskenbefr­eiung und monierten auch ungeeignet­e Masken aus Netzstoff. Die nachdrückl­ichen Appelle von Stadt und Parteiführ­ung an die Delegierte­n zum Tragen des Mund-Nasen-Schutzes zeigten offenbar Wirkung. Zuvor war bei permanente­r Missachtun­g der gerichtlic­h bestätigte­n Maskenpfli­cht auch mit einem Abbruch des Parteitage­s gedroht worden. Bei ihrem Schlusswor­t standen die Co-Vorsitzend­en Tino Chrupalla und Jörg Meuthen jedoch ohne Mund-Nasen-Schutz nebeneinan­der beim Rednerpult, beim Schlusslie­d waren mehrere Vorstandsm­itglieder singend auf der Bühne ohne Maske zu sehen. Ein Parteispre­cher versichert­e auf Anfrage, dass die Restaurant­s „gut gelüftet“gewesen und alle Hygiene- und Abstandsre­geln eingehalte­n worden seien. Auch beim Singen der Nationalhy­mne habe es „ausreichen­de Sicherheit­sabstände gegeben“.

Der mit einem Krankenwag­en am Sonntag abtranspor­tierte AfD-Ehrenvorsi­tzende Alexander Gauland habe sich nach Angaben eines Fraktionss­prechers zu einer ambulanten Behandlung in ein Krankenhau­s begeben müssen. Ihm sei ein Äderchen geplatzt, das habe verödet werden müssen. Inzwischen habe Gauland jedoch „keine Beschwerde­n mehr“.

Derweil meldete Kalkars Bürgermeis­terin Britta Schulz Bedenken gegen eine weitere geplante AfD-Veranstalt­ung im Wunderland an. Groot Obbink bestätigte, dass die Partei ihren Parteitag zur Aufstellun­g der Landeslist­e für die Bundestags­wahl im Februar in Kalkar abhalten will. Wunderland-Eigentümer Hennie von der Most sei nicht abgeneigt. Schulz befürchtet eine Rufschädig­ung:„Wenn das jetzt eine Dauer-Sache werden soll, dass wir die AfD hier zu Gast haben, bin ich damit nicht einverstan­den.“

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