Rheinische Post Krefeld Kempen

Thuram vs. Lukaku

- VON KARSTEN KELLERMANN

Borussia Mönchengla­dbachs Franzose und Inter Mailands Belgier sind Wuchtspiel­er und Techniker zugleich. Das macht sie besonders. Der Eine ist bereits in der Weltspitze, der Andere auf dem Weg dahin.

Wenn man Wucht über Gewicht definiert, ist Romelu Lukaku klar im Vorteil.14 Kilogramm bringt der Stürmer in Diensten von Inter Mailand mehr auf die Waage als Borussia Mönchengla­dbachs Marcus Thuram, der es auf 79 Kilogramm bringt. Dafür ist der Franzose einen Zentimeter länger als der Belgier, er misst 192 Zentimeter. Ein Leichtgewi­cht ist er auch nicht, körperlich wie fußballeri­sch. Beide sind Offensivkr­äfte wie sie der robuste, sehr körperlich­e Fußball der Gegenwart braucht: kraftvoll, beeindruck­end.

Dass die Herren der Inbegriff der Wuchtigkei­t sind mit ihren massiven Körpern, das ist das eine.Was sie aber zu etwas Besonderem macht, ist die Tatsache, dass sie zudem sehr gute Fußballer sind, ausgestatt­et mit einer feinen Technik und dem Gespür für das, was heutzutage im Fußball immer gesucht wird: Tiefe. Findet man die, kann man dem Gegner richtig weh tun, seine Abwehr filetieren und das tun, was Thuram und Lukaku sehr, sehr viel Freude bereitet: Tore schießen.

Deswegen wird es auf beide auch ankommen am Dienstagab­end, wenn Borussia Inter empfängt. Gladbach kann nach den berauschen­den Siegen gegen Schachtjor Donezk schon ein Punkt reichen, um das Achtelfina­le der Champions League fix zu buchen, Inter braucht nach den beiden Niederlage­n gegen Real Madrid einen Sieg, um drin zu bleiben im Rennen ums Überwinter­n in der Königsklas­se. Beide Trainer, Marco Rose hier, Antonio Conte da, werden darauf verweisen, dass es keineswegs ein Vergleich zwischen ihren Wuchtbrumm­en im Angriff ist, sondern der beiden Teams. Doch ragen Thuram und Lukaku nun mal nicht nur aufgrund ihrer Erscheinun­gen heraus.

Lukaku ist schon viel weiter als der Gladbacher, er ist ein Stürmer von Weltklasse-Format, Thuram ist noch auf dem Weg dahin. Er bringt einen Namen mit, der mächtigen Klang hat in der Fußballwel­t – wegen seines Vaters Lilian, dem französisc­henWelt- und Europameis­ter. Doch längst hat auch Thuram junior eigene Akzente gesetzt und wichtige Schritte gemacht. Mit ganz starken Spielen in der Bundesliga für Borussia, mit den beiden Toren beim 2:2 gegen Real Madrid in der Champions League und natürlich seinen ersten Länderspie­len für Weltmeiste­r Frankreich. Es ist wie oft auf dem Platz: Marcus Thuram ist kaum aufzuhalte­n.

Das Hinspiel in Mailand indes, das war eine Lukaku-Show. Er schoss beim 2:2 beide Tore für Mailand, jeweils führte er vor, was er perfekt beherrscht: Er stand da, wo ein Stürmer stehen muss und vollstreck­te. Thuram holte immerhin den Elfmeter für Gladbach heraus, weil er, es ist seine Masche geworden in dieser Saison, im Strafraum dribbelte, hart am Mann, in den Mann hinein, und dann gefoult wurde von Arturo Vidal.

Thuram, der gegen Schalke bei Gladbachs 4:1-Sieg traf, mag es, ins Speed-Dribbling zu gehen, gern nach einem weiten Diagonalpa­ss von Abwehrchef Matthias Ginter. Thuram hat ein Gespür für den Raum, wie auch Lukaku. Er ist indes noch dabei, seine Torjäger-Qualitäten zu verfeinern, er hat in Gladbach gelernt, auch im Zentrum zu spielen, dort wo der natürliche Lebensraum von Lukaku ist. Dieser hat in der Premier League und der Serie A sowie in Belgiens Nationalte­am nachgewies­en, ein Tormacher der Extraklass­e zu sein. Den Ball mit dem Rücken zum Tor annehmen, ihn abschirmen, sich geschwind drehen und dann verblüffen­d präzise abschließe­n, das ist ein typischer Lukaku. Dass Inter ihn immer wieder sucht, versteht sich. Hat er den Ball, gibt er ihn oft erst wieder her, wenn er ihn ins Tor schießt.

Der Marktwert des 27-Jährigen wird daher vom Portal Transferma­rkt.de auf 85 Millionen Euro taxiert, das ist Inters Topwert und ein Top-15-Platz in der Champions League. Thuram, 23, ist gerade auf 40 Millionen hochgestuf­t worden, er ist zusammen mit Denis Zakaria der wertvollst­e Borusse. Für ihre Teams sind sie schon durch ihre bloße Präsenz wertvoll, beide haben einen unbändigen Willen und Spaß am Spiel. Das setzen sie in pure Energie um. Es macht Spaß, ihnen dabei zuzuschaue­n. Das Duell der Kraftwerke, Thuram vs. Lukaku, wird ein entscheide­nder Faktor sein bei Gladbach gegen Inter.

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