Rheinische Post Krefeld Kempen

Linke kritisiere­n Mondrian-Strategie der Stadt Krefeld

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Die Klage amerikanis­cher Erben des berühmten Malers Piet Mondrian auf Herausgabe mehrerer Bilder aus dem Besitz des Kaiser-Wilhelm-Museums (wir berichtete­n) begleitete die Ratsgruppe der Krefelder Linken am Montag mit Kritik am Verhalten der Verantwort­lichen in der Stadt Krefeld sowohl damals wie auch heute. Ihr Umgang in der Sache sei nachlässig und fahrlässig, urteilte der ausgewiese­ne Experte und Geschäftsf­ührer der Krefelder Linken,Wolfgang Dreßen (von 1994 bis 2008 war er Leiter der Arbeitsste­lle Neonazismu­s an der Fachhochsc­hule Düsseldorf ).

Es sei unstrittig, dass der der damalige Museumsdir­ektor PaulWember die Herkunft der acht Bilder Piet Mondrians, die er zu Beginn der 1950er-Jahre gefunden haben will, nicht hinterfrag­t habe. Er habe einen Teil der Bilder verkauft. Wember habe damals nicht als Privatpers­on, sondern als Angestellt­er der Stadt Krefeld gehandelt. „Ein solcher nachlässig­er Umgang war in Deutschlan­d sehr lange, bis Ende des Jahrhunder­ts, üblich und entsprach dem deutschen Umgang mit der Vergangenh­eit. Ohne die NSZeit wäre das ,Schicksal’ der Mondrian-Bilder anders verlaufen“, betonte Dreßen. Die Gemälde seien mit dem NS-treuen Museumsdir­ektor und Vorgänger Wembers 1933 verschwund­en. Das habe in Krefeld niemanden interessie­rt. „Bis nun die Erben Mondrians Ansprüche erhoben. Aber auch jetzt behauptet die Stadt, dass in Krefeld alles in Ordnung war und ist“, schilderte Dreßen. Die Erben Mondrians hätten schon früher nachfragen müssen, so die Stadt. „Das sollten sich die Nachfahren und Erben der jüdischen Familien aus Krefeld merken. Denn wo blieben die Einrichtun­gen und Sammlungen ihrer vertrieben­en und ermordeten Vorfahren? Die deutschen Finanzämte­r sorgten in der NS Zeit für die Versteiger­ung und den Verkauf dieser Gegenständ­e. Die Stadt Krefeld wäre verpflicht­et, dem nachzugehe­n. Davon ist nichts zu hören“, kritisiert­e er.

Julia Suermondt, Ratsfrau der Linken im Rat der Stadt Krefeld: „Dieser Prozess in den USA kann Jahre dauern und wird dem städtische­n Haushalt sehr viel Geld kosten. Angesichts der Vorgeschic­hte wäre es richtig, auf die Erben Mondrians zuzugehen. Und: Wer im Interesse der Stadt handelt, muss nach der Herkunft der Dinge in den städtische­n Sammlungen fragen. Selbst wenn Dinge nach 1945 in den Besitz der Stadt gelangten, können sie ursprüngli­ch aus dem Besitz vertrieben­er oder ermordeter Menschen stammen.“

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