Rheinische Post Krefeld Kempen

Drei Bewerber für Veranstalt­ungshalle

- VON JENS VOSS

Die Stadt weist die CDU-Forderung zum Stopp der Ausschreib­ung für den Bau einer Veranstalt­ungshalle detaillier­t zurück. Dennoch: Es gibt offenbar keine wirkliche Auswahl. Die Weichen dafür wurden im November 2019 gestellt.

Krefeld will eine neue Veranstalt­ungshalle bauen – nun fürchtet die CDU, dass keinWettbe­werb zustandeko­mmt. Nach Auskunft der Stadt sind noch drei Bewerber im Rennen. Investor Ulrich Schmitter, der ursprüngli­ch mit einem Entwurf für den Dr.-Hirschfeld­er-Platz angetreten war, hat auf Anfrage erklärt, dass er den Wettbewerb nicht mehr weiterverf­olgt. Der Hirschfeld­er-Platz war nach einem Ratsbeschl­uss vom November 2019 faktisch ausgeschie­den, weil die Halle nur auf privatem und nicht auf öffentlich­em Grund stehen sollte. Er habe zwar ein privates Alternativ­grundstück ins Auge gefasst, berichtet Schmitter, das Projekt letztlich aber aufgegegen. Zentraler Grund: „Sie kriegen die Parkplätze nicht vernünftig untergebra­cht.“

Über zwei weitere Investoren ist bislang öffentlich berichtet worden: vom Mies-van-der-Rohe-Park mit dem Kesselhaus von Investor Wolf-Reinhard Leendertz sowie von dem Plan des Mönchengla­bacher Investors Engelbert Menne, der auf dem ehemaligen Kerrygoldg­elände an der Westparkst­raße eine Kombinatio­n aus Hotel und Halle bauen will. Das Problem, das den Ausschreib­ungsprozes­s von Anfang an überschatt­et hat: Die Grünen und der frühere Planungsde­zernent Martin Linne hatten sich klar für das Kesselhaus ausgesproc­hen; seitdem wird gemunkelt, die Ausschreib­ung sei auf Leendertz zugeschnit­ten.

Die Stadt weist diesen Verdacht zurück und betont, der Prozess sei ergebnisof­fen, an Wirtschaft­lichkeit orientiert und transparen­t.

Dennoch laufen Investoren der Stadt nicht gerade die Bude ein – aus diesem Grund hat die CDU gefordert, die Ausschreib­ung zu verändern, um mehr Investoren anzulocken und eine echten Wettbewerb hinzukrieg­en. Die Stadt hat ausführlic­h geantworte­t und dargelegt, warum sie dazu keine Veranlassu­ng sieht. Der Prozess beruhe auf politische­n Entscheidu­ngen in den Fachaussch­üssen und im Stadtrat, an denen die CDU mit beteiligt gewesen sei, heißt es. Der Vorwurf, die Verwaltung würde bei der Ausschreib­ung eigenmächt­ig agieren, sei nicht haltbar. „Das Vergabever­fahren wird absolut transparen­t und ergebnisof­fen geführt.“Grundlage seien die Ratsbeschl­üssse vom 17.September und 28.November 2019. Danach sei die Verwaltung damit beauftragt worden, die unter betriebswi­rtschaftli­cher, funktional­er und städtebaul­icher Sicht favorisier­te Variante „Lösung mit einem privaten Bauherrn“in einem europaweit­en Vergabever­fahren umzusetzen.

Die von der CDU nun ins Spiel gebrachte Bedingung, den Hallenbau mit Quartierse­ntwicklung zu verbinden, habe zu keinem Zeitpunkt in der langjährig­en Diskussion eine Rolle gespielt. „Umgekehrt schließen die Unterlagen an keiner Stelle die Einbettung der Veranstalt­ungshalle in ein neu entstehend­es Quartier mit Hotel und Tiefgarage aus.“Einzig die Wirtschaft­lichkeit eines Konzepts müsste vom Investor gewährleis­tet werden. Der Zuschlag solle an das wirtschaft­lichste Konzept gehen;„derWettbew­erb ist hier weder auf die Sanierung und Herrichtun­g eines Bestandsge­bäudes noch auf einen Neubau zugeschnit­ten, sondern für beide Varianten offen“. Zudem lasse das Vergabever­fahren genug Spielraum, um auf neue Anforderun­gen etwa im Zuge der Corona-Pandemie einzugehen.

Die Verwaltung kündigt an, die Politik weiter über die wesentlich­en Entwicklun­gen und Ergebnisse im Vergabever­fahren zeitnah zu informiere­n, wie bereits geschehen bei einer Info-Veranstalt­ung für alle Fraktionen am 27.Oktober. Die geforderte Einsetzung einer Jury hält die Stadt für überflüssi­g. Die Verwaltung werde die Angebote prüfen, bewerten und die Bewertung der Politik vorlegen. Die entscheide dann.

Mit einem Stopp des Vergabever­fahrens würde die Stadt jahrelange­n Stillstand auf dem Theaterpla­tz riskieren, betont die Verwaltung weiter. „Ein solches Verfahren mittendrin abzubreche­n, hätte einen massiven Vertrauens­verlust potenziell­er Investoren und damit einen Imageschad­en für die Stadt Krefeld zur Folge“, sagt Rachid Jaghou, Leiter des Zentralen Gebäudeman­agements.

Folgt man Investor Ulrich Schmitter, lag die entscheide­nde Weichenste­llung für die geringe Beteiligun­g in dem Ratsbeschl­uss vom November 2019, die neue Halle nicht auf öffentlich­em Grund entstehen zu lassen. Der Beschuss fiel in geheimer Abstimmung, die CDU hatte diese Einschränk­ung zuvor abgelehnt, denn sie wollte den Schmitter-Entwurf für den Hirschfeld­er-Platz (der öffentlich­er Grund ist) im Rennen halten. Doch mit der dann gefällten Entscheidu­ng waren der Hirschfeld­er-Platz und der Platz hinter dem

Bahnhof (den etwa die Linke favorisier­te) aus dem Rennen.

Für Schmitter ist damit ein kriegsents­cheidendes betriebswi­rtschaftli­ches Problem für Investoren aufgeworfe­n worden: die Frage der Parkplätze. In der City, erläutert er, könne man eine Tiefgarage zu einer Halle bauen, weil sie eine Grundausla­stung habe. „Hotel und Veranstalt­ungshalle würden dann ein wirtschaft­liches Projekt noch wirtschaft­licher machen.“Außerhalb der City sei Parkraum – laut Schmitter rechnet man mit 50.000 Euro pro Parkplatz – kaum noch wirtschaft­lich darstellba­r; und Parken im Umfeld einer Halle bringe meist erhebliche Probleme mit sich; schließlic­h müssten pro Veranstalt­ung einige hundert Autos untergebra­cht werden. Hier sieht Schmitters auch eine Herausford­erung für den Standort Kesselhaus.

Die SPD wies das CDU-Ansinnen zurück. „Selbstvers­tändlich ist es Aufgabe der Politik, solche wichtigen Ausschreib­ungsverfah­ren kritisch zu begleiten“, erklärt SPD-Fraktionsv­orsitzende­r Benedikt Winzen. „Und das haben wir als SPD auch im Falle des Neubaus einer Veranstalt­ungshalle in der zurücklieg­enden Legislatur stets getan und werden dies auch zukünftig tun.“

Warum ausgerechn­et jetzt, mitten in einem mit langjährig­er gemeinsame­r politische­r Vorbereitu­ng auf den Weg gebrachten Prozess, das Verfahren nach Auffassung der Christdemo­kraten eingestamp­ft werden solle, erschließe sich ihm nicht. „Dann waren die vergangen Jahre, in denen es unzählige Beratungen in Rat und Fachaussch­üssen sowie Abstimmung­srunden zwischen Politik und Verwaltung gegeben hat, anscheinen­d für die Katz‘“, so Winzen.

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für eine neue Veranstalt­ungshalle. Die CDU will den Standort nicht verhindern, wünscht sich aber einen echten Wettbewerb mit Aus
wahl unter mehreren Entwürfen an anderen Standorten. Die Stadt warnt:
Wenn die Ausschreib­ung jetzt gestoppt wird, wäre jahrelange­r Stillstand auf
dem Theaterpla­tz die Folge.
RP-ARCHIV: LAMMERTZ Das Kesselhaus am Girmesgath wäre ein stilvoller Ankerpunkt für eine neue Veranstalt­ungshalle. Die CDU will den Standort nicht verhindern, wünscht sich aber einen echten Wettbewerb mit Aus wahl unter mehreren Entwürfen an anderen Standorten. Die Stadt warnt: Wenn die Ausschreib­ung jetzt gestoppt wird, wäre jahrelange­r Stillstand auf dem Theaterpla­tz die Folge.

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