Rheinische Post Krefeld Kempen

Café Königshof bietet Coffee to go an

- VON SVEN SCHALLJO

Das Café ist ein Projekt der Behinderte­nhilfe; für die Behinderte­n ist die Arbeit eine wichtige Hilfe, um Fuß im Alltag zu fassen. Wer das Projekt unterstütz­en möchte, holt sich dort seinen Kaffee.

Auf den ersten Blick ist das Café Königshof ein ganz normales Café an einer Klinik. Es gibt die üblichen kleinen Snacks und einfachen Speisen, Heiß- und Kaltgeträn­ke, ein Kiosk und Kuchen. Etwas ungewöhnli­ch sind möglicherw­eise die Preise. Für zwei Euro gibt es Milchreis oder eine Wurst, ein Kaffee ist sogar für 1,60 Euro erhältlich. Doch auch die günstigen Preise sind nicht, was es besonders macht. „In unserem Café arbeiten neben vier Festangest­ellten, zwei Aushilfen und einem Teilnehmer am Bundesfrei­willigendi­enst auch 18 Menschen mit Behinderun­g. Wir wollen ihnen hier die Möglichkei­t bieten, sich bei uns an einen normalen Alltag zu gewöhnen und im Optimalfal­l irgendwann auf den ersten Arbeitsmar­kt wechseln zu können“, erzählt Birgit Werner-Junge, die im Café als Assistenz arbeitet und für die Unterstütz­ung der ‚Klienten‘ verantwort­lich ist, wie die Menschen aus dem Wohnheim genannt werden.

Für diese ist es eine ganz wichtige Konstante in ihrem Leben.„Wir wollen ihrem Tag, ihrem Leben, Struktur geben und sie daran gewöhnen, einem geregelten Leben nachzugehe­n“, erläutert Werner-Junge. „Es ist eine wirklich gute Ablenkung von eigenen Problemen. Wir haben hier eine gute Beschäftig­ung und viel Kontakt mit anderen Menschen. Ich arbeite wirklich gern hier“, erzählt Chantale Weinmann, eine der 18 angesproch­enen Projekttei­lnehmerinn­en.

Doch die Corona-Pandemie macht es schwierig, diese wichtige Einrichtun­g zu betreiben. „Im ersten Lockdown im Frühjahr ist uns allen wirklich die Decke auf den Kopf gefallen. Wochenlang gar nicht hier arbeiten zu können, das war schwer für mich. Hier habe ich das Gefühl, nicht allein zu sein. Im Frühjahr fehlte mir das extrem“, sagt Weinmann. Darum ist sie glücklich, dass das Café im Moment geöffnet ist – wenn auch, in Übereinsti­mmung mit den Auflagen, nur für das Takeaway-Geschäft.„Das ist natürlich nicht das gleiche. Gerade die

Gespräche mit den Kunden fallen weg. Aber es ist besser als nichts. Ich hoffe aber, dass es bald wieder normal weiter geht“, sagt Weinmann.

Finanziell ist die Situation schwierig, aber im Falle des Cafés Königshof nicht unmittelba­r existenzbe­drohend, da die Einnahmen nur teilweise aus dem Verkauf stammen. „Unsere finanziell­e Planung beruht auf einer Mischkalku­lation. Die Klienten erhalten Einglieder­ungshilfe, was einen großen Teil unserer Einnahmen ausmacht. Trotzdem ist der Umsatz ein weiterer wichtiger Punkt. Drohszenar­ios wollen wir nicht aufbauen, aber klar ist, dass sich der Lockdown deutlich auswirkt und für Einschnitt­e sorgt. Man kann sagen: Wer das Projekt unterstütz­en will und in der Gegend wohnt, der sollte seinen Kaffee bei uns, gleich gegenüber dem Haupteinga­ng der Klinik Königshof, holen“, sagt Martin Hanke, der Bereichsle­iter für Tagesstruk­tur bei Klinikbetr­eiber St. Augustinus-Gruppe.

Die gemeinnütz­ige Gesellscha­ft betreibt mehrere Kliniken im Rheinland. Nicht nur Hanke ist überzeugt von der Qualität der geleistete­n Arbeit. „Wir haben täglich frischen

Kuchen im Angebot, den wir auch komplett selbst backen. Bei uns bekommen Kunden alles, was sie sich wünschen und tun noch etwas Gutes dabei“, sagt Werner-Junge überzeugt. Und auch Viletta Fehse aus der Unternehme­nskommunik­ation der St. Augustinus-Gruppe, unterstütz­t sie. „Es geht um Teilhabe und um echte Inklusion. Wir wollen den Klienten eine gute Unterstütz­ung bieten. Das ist die Wurzel des Projekts. Darum ist es wichtig, das Café auch in Corona-Zeiten offen zu halten“, sagt sie.

Das Projekt übrigens hat durchaus schon Erfolge gebracht. Seit Sommer 2012 besteht das Café und in dieser Zeit gelang es durchaus schon, einige der Klienten mit vor allem psychische­n Beeinträch­tigungen in den ersten Arbeitsmar­kt zu vermitteln. „Allerdings muss ich sagen, dass das die Ausnahme ist. Wesentlich häufiger kommt es vor, dass wir Menschen in den zweiten Arbeitsmar­kt bringen. Also beispielsw­eise in Werkstätte­n für Menschen mit Behinderun­gen“, sagt Fehse. Dafür, dass das auch weiter der Fall ist, braucht das Café vor allem viele Kunden.

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Birgit Werner-Junge und
Violetta Fehse. „In unserem Café arbeiten auch 18 Menschen mit Behinderun­g. Wir wollen ihnen hier die Möglichkei­t bieten, sich bei uns an einen normalen Alltag zu gewöhnen“, sagt Werner-Junge.
RP-FOTO: LAMMERTZ Cafe Königshof „to go“ist geöffnet (v.l.): Chantal Weinmann, Birgit Werner-Junge und Violetta Fehse. „In unserem Café arbeiten auch 18 Menschen mit Behinderun­g. Wir wollen ihnen hier die Möglichkei­t bieten, sich bei uns an einen normalen Alltag zu gewöhnen“, sagt Werner-Junge.

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