Rheinische Post Krefeld Kempen
Gemeinden schließen sich zusammen
Ab 1. Januar gibt es im Kempener Stadtgebiet nur noch eine Evangelische Kirchengemeinde. Der seit Längerem dauernde Fusionsprozess der bislang eigenständigen Gemeinden in Alt-Kempen, St. Hubert und Tönisberg wird damit abgeschlossen.
Zum 1. Januar fusionieren die drei evangelischen Kirchengemeinden in Alt-Kempen, St. Hubert und Tönisberg zur Evangelischen Kirchengemeinde Kempen. Dieser Name, den zuvor bereits die evangelische Thomas-Gemeinde trug, sei gewählt worden, da die neue fusionierte Gemeinde räumlich dem Kommunalgebiet der Stadt Kempen entspreche, erläutert Pfarrer BerndWehner. Ein mehrere Jahre andauernder Prozess kommt damit an sein Ende. Die rechtliche Basis ist festgezurrt.
Alle wesentlichen Beschlüsse sind gefasst. Sie betreffen unter anderem Finanzen, Personal, die Verteilung der Gottesdienste. Geleitet wird
„Das wird von vielen auch als Horizonterweiterung
wahrgenommen“
Pfarrer Bernd Wehner
die Gemeinde bis zur Neuwahl eines Presbyteriums im Laufe des kommenden Jahres zunächst durch einen „Bevollmächtigtenausschuss“, der sich aus fast allen Mitgliedern der bisherigen drei Presbyterien zusammensetzt.
Ein neues Siegel wurde von der Designerin Annette Burbach entworfen. Es zeigt drei Menschen auf einem Weg, die sich die Hände reichen. Der erste neue Gemeindebrief „Wegweiser“ist zum 1. Dezember erschienen. Am 1. Januar geht eine neu gestaltete Internetseite an den Start. Ein Motto wurde gewählt, es lautet: „Ein Zuhause für viele.“
Eigentlich sollte am 31. Dezember ein größerer Fusionsgottesdienst in die neue Ära hinüberleiten. Das ist wegen der aktuellen Corona-Regeln nicht möglich. Nur 40 Personen dürfen – nach Anmeldung – die Gottesdienste besuchen. „Vielleicht gibt es eine kleinere Veranstaltung, vielleicht auch wieder eine Videobotschaft“, sagt Pfarrer Wehner. Mit diesem Format hatte die Gemeinde während des ersten Lockdowns bereits sehr viele Menschen erreicht. Und Spaß habe es zudem gemacht, berichtet Wehner.
Der Pfarrer blickt zuversichtlich auf die kommende Zeit. Der lange Vorlauf hat eine kontinuierliche behutsame Annäherung der drei Gemeinden mit ihrem durchaus unterschiedlichen Charakter ermöglicht. Zudem wurde er von außen moderiert. „Wir haben uns auf verschiedenen Wegen kennengelernt, etwa bei gemeinsamen Veranstaltungen und Gottesdiensten“, sagt er. Wichtig aus seiner Sicht: „Das war kein Prozess von oben, er wurde von uns selbst initiiert.“
Denn einerseits werden die Gemeinden auf lange Sicht kleiner. Kempen hat noch 4628 Gemeindemitglieder, St. Hubert 1507 und Tönisberg 743. Ein weiterer Auslöser war die Personalsituation. Bislang sind die drei evangelischen Gemeinden im Kempener Stadtgebiet mit den Pfarrern Michael Gallach und Bernd Wehner (Kempen-Stadt) sowie Markus Rönchen und Renate Wehner (St. Hubert und Tönisberg) noch personell gut aufgestellt. Doch 2023 gehen Renate und Bernd Wehner in den Ruhestand. „Es zeichnet
sich ab, dass diese Stellen nicht neu besetzt werden“, sagt BerndWehner. Schon jetzt wurden die Gottesdienste neu strukturiert. Während in der KempenerThomaskirche noch jeden Sonntag ein Gottesdienst angeboten wird, ist dies in Tönisberg und St. Hubert nur noch im Wechsel der Fall.
Insgesamt könne aber dank der momentan noch komfortablen personellen Situation relativ viel angeboten werden, etwa separate Taufgottesdienste oder Adventsandachten. „Da sind wir noch in einer glücklichen Lage“, meint der Pfarrer.
Die aktuelle Stimmungslage in den Gemeinden ist nach seiner Einschätzung „durchaus positiv“. „Das wird von vielen auch als Horizonterweiterung wahrgenommen“, sagt er. So führen manche von Kempen nach St. Hubert zum Gottesdienst – „wegen der schönen Kirche“. Umgekehrt führen St. Huberter zur Thomaskirche wegen des guten Musikangebots. „Noch etwas schwieriger“sei es in Tönisberg, wo die Eigenständigkeit der Gemeinde stärker ausgeprägt sei. „Wir sind sehr bemüht, alle in den Fusionsprozess hineinzunehmen“, sagt Wehner.
Bei der Fusion waren die Presbyterien die grundlegend gestaltende Instanz. Sie üben den Dienst der Leitung in gemeinsamer Verantwortung aus. „Der Superintendent hat unsere Vorlage dankbar und mit großer Zustimmung angenommen“, berichtet Wehner. Der Fusionsprozess in Kempen sei in einem größeren Zusammenhang zu sehen. Bei der jüngsten Synode seien die Gemeinden gebeten worden, sich über die Fusionen hinaus zu größeren Regionen zusammenzuschließen, dann mit rund 10.000 Gemeindemitgliedern. PfarrerWehner schätzt, dass sich im Kirchenkreis Krefeld-Viersen drei bis vier derartiger Regionen bilden könnten.