Rheinische Post Krefeld Kempen
Wo die Post ihre Niederlassungen hatte
Bevor es eine feste Poststelle gab, verteilten Fußboten die Post. Sie waren in Kempen stationiert und überbrachten die schriftlichen Nachrichten und Pakete unter anderem auch nach Oedt und Mülhausen.
OEDT/MÜLHAUSEN Ab 1837 bekam Oedt eine erste Poststelle, eine sogenannte Briefsammlung auf der Hochstraße 37 (früher Hardering-Ponzelar). Bereits 1845 erfolgte die Umwandlung in eine„Postexpedition“, das heißt der Postexpeditor hatte dort die schriftlichen Arbeiten für den Postversand zu erledigen. Schließlich wurde 1852 Oedt auch an die Personenpost angeschlossen. Die Oedter konnten jetzt täglich die zweispännige Postkutsche nach Aldekerk oder Viersen nutzen.
Schneller und komfortabler als mit der Postkutsche ging es ab 1872 mit der Bahn. In dem Jahr eröffnete die „Crefeld-Kreis Kempener-Industrie-Eisenbahn“ihren Betrieb für den Transport von Personen und der Post. Der Kleinbahn-Bahnhof im Oedter Süden steht heute unter Denkmalschutz. 1876 erhielt Oedt ein erstes Postamt, wenn auch nur III. Klasse.
Mit der Erfindung des Telefons übernahm die Post auch den Fernsprechverkehr. Die Übernahme in Oedt erfolgte mit dem Jahr 1884 schon sehr früh, denn in diesem Jahr erhielt die fünf Jahre zuvor gegründete Firma Girmes ihren ersten Fernsprechapparat. Das Postamt Oedt zog 1867 in ein stattliches Gebäude der Familie Stieger an der Albert-Mooren-Allee, unmittelbar neben dem St. Vitus-Hospital. Dieses Gebäude war unter dem Namen „Alte Post“bekannt. Es musste 1976/77 den Mietwohnungen des Altenzentrums Oedt weichen. Zu dieser Zeit bekamen die Oedter noch dreimal am Tag die Post zugestellt. Die ersten öffentlichen Fernsprechzellen wurden im Jahre 1900 im Postamt Oedt und in Mülhausen eingerichtet.
Mit der steigenden Einwohnerzahl von Oedt, hervorgerufen vor allem durch die Ansiedlung der Textilfabriken Girmes und Mertens, erhöhte sich der Postaufwand zusehends. Johannes Girmes bot der Oberpostdirektion an, auf seine Kosten ein neues Gebäude für den Postund Telegraphenbetrieb zu bauen. 1906/07 übernahm die Postverwaltung das Gebäude an der Ecke Johannes-Girmes-Straße/Fabrikstraße zur Miete.
Notwendige Einsparungen während des Krieges führten 1943 dazu, dass das selbständige Postamt Oedt aufgehoben und als Zweigpostamt dem Postamt Kempen unterstellt wurde. Diese Maßnahme konnte 1959 wieder aufgehoben werden und Oedt bekam wieder ein richtiges „Postamt“.
Doch schon bald darauf war das alte Mietgebäude den zunehmenden Anforderungen an ein modernes Postamt nicht mehr gewachsen. Als der alte Thönes-Hof an der Hochstraße 39 abgebrochen wurde, ergab sich die Möglichkeit, ein neues Postamt mit drei Schalterplätzen, einer modernen Postfachanlage, zwei Fernsprechzellen und ausgedehnten Betriebsräumen zu errichten. 1966 konnten die neuen Diensträume auf dem langgestreckten Grundstück zwischen der Albert-Mooren-Allee 2 und der Hochstraße 39 bezogen werden. Das alte Postamt an der Johannes-Girmes-Straße, das die Oedter „Kaiserliches Postamt“nannten, wurde nach dem Postauszug von der Firma Girmes abgerissen.
Das Postamt Oedt musste 1999 aus Rationalisierungsgründen aufgegeben werden, allerdings nur der Schalterraum. Die hinteren Diensträume werden auch jetzt noch für die Brief- und Paketzustellung von der Post genutzt, genauso wie das Fernsprechvermittlungsgebäude an der Albert-Mooren-Allee. Als Ersatz für das Postamt Oedt wurde im Schreibwarengeschäft Zartingen am Obertor eine Postagentur eingerichtet.
Die erste Postagentur in der Sek
tion Mülhausen bestand schon ab 1898. Engelbert Reiners betrieb in seiner „Gastwirtschaft & Bäckerei“die Agentur mit zusätzlich einem Briefträger. Neben dem Eingang des „Hotel zur Post“hing das amtliche Postschild mit dem preußischen Adler. 1920 verkaufte Reiners seine Gaststätte und betrieb seitdem die
Postagentur in seinem Haus Kirchstraße 1.
1934 zog die Post ins Hotel Mertens, Grefrather Straße 1, um, wo Johannes Franken eine Gaststätte betrieb (das Gebäude ist abgebrochen worden). Schon nach vier Jahren wechselte die Postagentur zum Schmiedemeister Theo Verhoeven neben der Schreinerei Heyer. Hier sollte sie 13 Jahre bleiben, bis sie 1951 zur Gaststätte Franken (ehemaliges Hotel Mertens, später Gastwirtschaft Schmitz) zurückverlegt wurde. Hier blieb die Poststelle nur vier Jahre und wechselte vorübergehend zur Kirchstraße gegenüber der Kirche St. Heinrich, bis ein Jahr später das neue Jugendheim an der Marienschule die Poststelle aufnehmen konnte.
1962 schließt die Post im Jugendheim und öffnet wieder an der Hauptstraße 77 bei der früheren Leihbücherei von August Hallen. Fünf Jahre später war es nur ein kleiner Schritt für die Poststelle bis ins Nachbarhaus beim ehemaligen Lebensmittelhändler Schmidt-Clemens. Hier bestand das Postamt lange Zeit, bis es 1993 für immer geschlossen wurde. Die Mülhausener hatten von da an keine eigene Poststelle mehr im Ort und mussten bei den Postämtern Oedt oder Grefrath ihre Postsendungen aufgeben. Aber auch diese beiden Postämter fielen den Rationalisierungsmaßnahmen zum Opfer. Beide Postämter schlossen in den Jahren 1999/2000.