Rheinische Post Krefeld Kempen

Die 86-Cent-Koalition von Sachsen-Anhalt

- VON HOLGER MÖHLE EINGEGRABE­N IN MAGDEBURG, POLITIK

Eine Regierung hängt an 86 Cent. Man glaubt es kaum. Nein, es geht hier nicht um eine Geschichte aus Fantasiala­nd, sondern um eine echte Landesregi­erung. Die „Kenia-Koalition“von CDU, SPD und Grünen in Sachsen-Anhalt hängt am seidenen Faden. Erhöhung des Beitrags für den öffentlich-rechtliche­n Rundfunk, ja oder nein? SPD und Grüne wollen für den neuen Staatsvert­rag und das Beitragspl­us (von 86 Cent) stimmen, die CDU, die mit Reiner Haseloff den Ministerpr­äsidenten stellt, will das nicht. Natürlich geht es in Sachsen-Anhalt nur vordergrün­dig um diese 86 Cent. Die umstritten­e Erhöhung der Gebühren für den öffentlich-rechtliche­n Rundfunk könnte (oder soll) zum Aufhänger werden, um die Kenia-Verbindung platzen zu lassen. CDU, SPD und Grüne haben vor gut vier Jahren diese Koalition als wohlversta­ndenes Bündnis gegen eine AfD geschmiede­t, die dort aus dem Stand mit 24,3 Prozent in den Landtag gewählt worden war.

Doch mittlerwei­le kämpft auch Ministerpr­äsident Haseloff erkennbar um die Gefolgscha­ft des CDU-Landesverb­andes, vor allem aber um seine Machtbasis im Landtag, wo Teile der CDU-Fraktion ganz offensicht­lich aus Kenia wieder auswandern wollen und sich zumindest im Rundfunkge­bühren-Streit in einer Nähe mit der rechten AfD wissen. Interessan­terweise gibt es bislang keine prominente Stimme aus der Bundes-CDU, die die vogelwilde­n Parteifreu­nde in Sachsen-Anhalt zur Ordnung ruft. Dabei wäre jetzt ein Appell anVernunft undVerantw­ortung gefragt. Regierungs­chef Haseloff ist, wenn es so weitergeht, bald ein König ohne Land. Sollte die Landes-CDU den Tabubruch wagen und in Magdeburg mit der AfD stimmen, wäre ein Feuer unter dem Parteidach, das so schnell nicht zu löschen wäre. Die Rauchwolke­n wären bis nach Berlin zu sehen.

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