Rheinische Post Krefeld Kempen

Das 2:3 kann Gladbach sogar helfen

Nach der Niederlage gegen Inter ist in der Königsklas­se noch alles möglich für Borussia.

- VON KARSTEN KELLERMANN

Oscar Wendt hat es geahnt. „Die Entscheidu­ng wird am letzten Spieltag fallen, also für uns bei Real Madrid“, sagte der Linksverte­idiger von Borussia Mönchengla­dbach schon vor dem 4:0 gegen Schachtjor Donezk am vierten Spieltag der Champions League. Wendts Prognose trifft zu. Klar ist nach Borussias 2:3 gegen Inter Mailand im fünften Spiel nur, dass Borussia als einziger Gruppentei­lnehmer sicher in Europa überwinter­n wird. Der Rest ist ein Pool schier unendliche­r Möglichkei­ten.

Gladbach hat acht Punkte als Erster, es folgen Donezk und Real Madrid mit jeweils sieben und Inter mit fünf Punkten. Donezk liegt vor Real wegen des direkten Vergleichs, dieser würde bei Punktgleic­hheit auch Inter gegenüber Gladbach bevorteile­n. Das wiederum könnte sogar als Verlierer in Madrid weiterkomm­en ins Achtelfina­le der Champions League, wenn sich Inter und Schachtjor die Punkte teilen.

Dass die Niederlage gegen Inter, das 2:3 am Dienstagab­end, den Borussen vielleicht sogar mehr hilft, als es ein 3:3 getan hätte, das wegen eines aberkannte­n dritten Treffers Alassane Pleas möglich gewesen wäre, sei hier als Hypothese formuliert. Denn dann wäre Inter außen vor gewesen und es hätte womöglich gegen Donezk die letzte Motivation gefehlt. So aber brauchen beide einen Sieg. Dass es in dieser Gruppe sogar ein Last-Minute-Drama im Quervergle­ich beider Spiele gibt, ist nicht auszuschli­eßen. Fasst man die Situation in einem Kalauer zusammen, kann man sagen: Das„B“steht in der Gruppe, in der alles anders ist als gedacht und die vermeintli­chen Außenseite­r kurz vor Schluss vorn stehen, für „bekloppt“.

Laufen die Dinge gut, könnte das „B“am Ende aber auch für Borussia stehen, dann nämlich, wenn sie den historisch­en ersten Einzug ins Achtelfina­le schafft. Es wäre der nächste Ritterschl­ag für die Arbeit, die im Klub gemacht wird. Vor zehn Jahren war Europa für Gladbach fast auf einem anderen Planten, nun könnte Borussia zu den besten 16 Teams des Kontinents gehören – und nebenbei das große Real Madrid eliminiere­n, wenn es einen Sieg gibt am 9. Dezember.

Auszuschli­eßen ist das nicht, denn so galaktisch oder königlich ist Real derzeit nicht. Ein Plus für Gladbach ist unter anderem, dass nicht das im Umbau befindlich­e Bernabeu-Stadion Schauplatz des finalen Spiels ist, sondern das kleine „Estadio Alfredo di Stefano“. In der Arena spielt normalerwe­ise die zweite Mannschaft Reals. 1985, als Borussia zuletzt in Madrid spielte, ging sie nach einem 5:1-Heimsieg beim Rückspiel im Bernabeu, das sich an diesem Abend in ein brüllendes Monster verwandelt­e, 0:4 unter. Die Angst spielte mit, das geben Mitwirkend­e von einst zu.

Jetzt aber wird Real dieses Setting nicht in dieWaagsch­ale werfen können, es gibt keine Fans und keine Stimmung, es geht nur um das, was auf dem Rasen passiert. Und dort haben die Borussen gezeigt, dass sie Paroli bieten können. „Wir sind weiter voll dabei, fahren als Gruppeners­ter nach Madrid und müssen jetzt eben dort das Ding klarmachen“, sagte Trainer Marco Rose. Er hielt sich streng an die verwertbar­e Faktenlage. Über den Rest entscheide­t der Fußball.

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FOTO: DPA Oscar Wendt hat geahnt, dass erst in Madrid die Entscheidu­ng fällt.

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