Rheinische Post Krefeld Kempen

Wieder ein Schumacher in der Formel 1

- VON CHRISTIAN HOLLMANN UND JENS MARX

30 Jahre nach dem Debüt von Vater Michael wird Mick Schumacher 2021 in die Rennserie aufrücken. Beim derzeit abgehängte­n Haas-Team wird er zunächst Lehrling sein. Doch die Vorfreude bei Fahrer, Team und Fans ist groß.

SAKHIR (dpa) Überwältig­t von der Erfüllung seines Kindheitst­raums griff Mick Schumacher gleich zum Telefon und wollte das Glück mit seiner Familie teilen. Der Sohn von Rekordwelt­meister Michael Schumacher wird in der nächsten Saison sein Formel-1-Debüt beim US-Rennstall geben, begleitet von einem enormen Hype und den Hoffnungen vieler Fans auf eine neue Schumacher-Ära. „Es ist natürlich ein unglaublic­hes Gefühl. Ich habe es definitiv noch nicht zu 100 Prozent realisiert“, bekannte der 21-Jährige am Mittwoch vor der Laptop-Kamera in seinem Hotelzimme­r in Bahrain.

Nach längeren Verhandlun­gen einigte sich der Jungpilot mit dem amerikanis­chen Team auf einen Vertrag für mehrere Jahre. Mit dem Russen Nikita Mazepin wird er 2021 ein Debütanten-Duo bei Haas bilden. „Mit Mick Schumacher zu arbeiten, das ist eine Ehre. Das bringt großes Aufsehen“, sagte Teamchef

Günther Steiner. Schon am Freitag kommender Woche wird Schumacher im Training beim Saisonfina­le in Abu Dhabi im Haas-Auto sitzen, kurz danach sollen weitere Übungsrund­en beim Nachwuchsf­ahrer-Test folgen.

Vorher aber will der Absolvent der Ferrari-Akademie am Wochenende in Bahrain noch den Titel in der Formel 2 gewinnen, die er vor den beiden letzten Rennen anführt. Auch künftig kann Schumacher auf die Hilfe der Scuderia vertrauen, die Haas technisch unterstütz­t. Ein Cockpit bei Ferrari wie einst der Papa – das wäre nicht nur für die Marketing-Strategen der Formel 1 die hollywoodr­eife Krönung des Aufstiegs von Mick Schumacher. Umgehend schickte die Rennserie ein altes Video in die Netzwerke, auf dem Vater Michael den einjährige­n Mick hinter das Steuer eines Karts klemmt.

„Ich bin im Hier und Jetzt und freue mich, dass ich nächstes Jahr Formel-1-Fahrer bin. Was die Zukunft bringt, müssen wir dann sehen“, sagte Schumacher-Junior zu

Fragen nach seinen Plänen für Titel und Rekorde. SeinWeg in die Königsklas­se wurde mit Bedacht geplant. Als Mick Betsch fuhr er unter dem Mädchennam­en seiner Mutter Corinna einst erste Kart-Rennen, nahm bald auch an Meistersch­aften teil und trat dann im Formelspor­t immer mehr ins Rampenlich­t. 2018 krönte er sich zum Europameis­ter in der Formel 3, nach etwas Mühe zu Beginn setzte er sich in diesem Jahr auch an die Spitze der Formel 2.

„Er ist sehr reif als Mensch, sehr erwachsen. Er ist in einem sehr profession­ellen Umfeld aufgewachs­en.

Und er ist sehr schnell, das ist für mich das Wichtigste“, beschrieb Haas-Teamchef Steiner seine Eindrücke vom Neuzugang. Die nächste Saison plane der Rennstall als „Übergangsj­ahr“in Vorbereitu­ng auf die großen Formel-1-Reformen im Jahr 2022. Wenig Druck für Schumacher soll das heißen, denn die sportliche­n Aussichten sind für Haas 2021 bescheiden.

Schon in diesem Jahr fuhr Haas mit dem schwachen Ferrari-Motor hinterher. Am vergangene­n Wochenende hatte der beängstige­nde Feuer-Unfall von Romain Grosjean in Bahrain das Team unfreiwill­ig in die Schlagzeil­en gebracht. Der Franzose muss am Jahresende ebenso gehen wie sein dänischer Teamkolleg­e Kevin Magnussen.

Auch wenn Schumacher selbst nicht von einem Lehrjahr sprechen mag, bat er darum, die Erwartungs­haltung an ihn zunächst zu dämpfen. „Es wird ein interessan­ter Faktor werden, wie schnell ich mich an die Formel 1 gewöhne“, sagte er. Starten will er mit Nummer 47, weil die 4 bereits an den britischen McLaren-Fahrer Lando Norris und die 7 an den Finnen Kimi Räikkönen vergeben sind. Und:„Wenn man all unsere Geburtstag­e in der Familie zusammenzä­hlt, ergibt das die 47“, erklärte Schumacher.

Gefreut habe sich seine Familie mit ihm, verriet Schumacher. „Wir freuen uns alle auf das kommende Jahr“, versichert­e er. Den Erinnerung­en an den Vater, dem Schatten des großen Namens weicht er keineswegs aus. Zweimal schon steuerte er einen früheren Boliden seines Vaters als Show-Einlage über die Rennstreck­e. Die Tragödie des Ski-Unfalls von Michael Schumacher verstärkt die Emotionen rund um den Aufstieg seines Sohnes noch. Seit dem Unglück im Dezember 2013 lebt der 51-Jährige völlig abgeschirm­t von der Öffentlich­keit.

30 Jahre nach dem ersten GrandPrix-Einsatz des Papas hat die Formel 1 nun wieder einen Schumacher. „Es ist großartig, im selben Sport zu sein. Einem Sport, den wir beide so lieben“, sagte Mick Schumacher, „dass es jetzt so weit ist, das ist verrückt“.

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FOTO: ANDY HONE/IMAGO IMAGES Mick Schumacher steigt für die Sitzanpass­ung in den Rennwagen seines neuen Arbeitgebe­rs Haas.

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