Rheinische Post Krefeld Kempen
Schulz-Holding: Insolvenzverfahren eröffnet
Mit dem Verkauf seiner Firmengruppe an den US-Milliardär Warren Buffett hat der Krefelder Unternehmer Wolfgang Schulz international Aufmerksamkeit erzielt. Was dann folgte, beschäftigte Gerichte und Strafverfolgungsbehörden. Jetzt wurde ein Insolvenzverfahren eröffnet.
Es tut sich was, in den Ermittlungen gegen den Krefelder Unternehmer Wolfgang Schulz und gegen sieben weitere Beschuldigte: Die Staatsanwaltschaft für Wirtschaftsstrafsachen in Düsseldorf hat ein umfangreiches Gutachten fertiggestellt und sowohl an den Erstatter der Strafanzeige als auch an die Beschuldigten zur Stellungnahme verschickt.„Der Sachverhalt ist kompliziert und enthält viele Berechnungen“, erklärte Oberstaatsanwalt Ralf Möllmann auf Anfrage unserer Redaktion. Die Stellungnahme der betroffenen Parteien werde „einige Zeit“in Anspruch nehmen, vermutete er.
Zum Hintergrund: Der Verkauf der Firmen-Holding des Krefelders Wolfgang Schulz an eine Gesellschaft des US-Milliardärs Warren Buffett hatte 2017 internationale Aufmerksamkeit erregt. Schulz und andere sollen allerdings den Wert der Schulz Holding GmbH geschönt haben. In den USA soll er jetzt 643 Millionen Euro erstatten, und in Deutschland ermittelt die Schwerpunktabteilung für Wirtschaftsstrafsachen in Düsseldorf wegen Betrug, Urkundenfälschung und Bilanzfälschung im Zusammenhang mit Unternehmensverkäufen im Jahre 2017.
Die Precision Castparts Corporated (PCC) aus dem Buffett-Imperium hat sich mit dem Kauf der Krefelder Wilhelm Schulz GmbH nach eigener Einschätzung ein faules Ei ins Nest gelegt. Sie seien über den wahren Wert der Unternehmensgruppe getäuscht worden, erklärte PCC. Ein Schiedsgericht in den USA hat entschieden, dass der Kaufpreis von 800 Millionen Euro um 643 Millionen zu hoch gewesen sei. Die Differenz zum wahren Wert sei zu erstatten. Die Entscheidung wurde inzwischen von einem ordentlichen US-Gericht bestätigt.
Bei rechtlichen Auseinandersetzungen in den Vereinigten Staaten geriet auch die den Krefelder beratende Anwaltskanzlei ins Visier. PCC hatte laut Handelsblatt vor einem US-Gericht eine Klage gegen
die Kanzlei Jones Day eingereicht. Sie hatte die Schulz-Gruppe bei der Transaktion beraten. Die Vorwürfe wiegen schwer: Die Berkshire-Tochter PCC lastet den Anwälten eine bedeutende Rolle bei dem mutmaßlichen Betrug an. Konkret soll die Kanzlei Dokumente nicht offengelegt haben. Aus ihnen soll hervorgehen, dass die Schulz-Holding in „einer finanziell bedrohlichen Lage“gewesen sei, bevor sie durch Precision übernommen wurde. Der Vorwurf lautet auch, dass Schulz und Jones Day gemeinsame Sache gemacht hätten. Einige Wochen später hat PCC die Klage laut Handelsblatt wieder zurückgezogen haben.
Die Staatsanwaltschaft in Düsseldorf ermittelt seit 2018 nach Eingang einer 97-seitigen Strafanzeige gegen Schulz wegen des Verdachts der Bilanz- und der Urkundenfälschung sowie des Betrugs.
„Den Vorwurf des Betruges weisen wir klar zurück. Wir sind zuversichtlich, dass sich nachweisen lässt, dass PCC durch den Kauf des Unternehmens kein Schaden entstanden ist“, teilte ein Sprecher von Wolfgang Schulz schon vor Monaten mit. Zu den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Düsseldorf wolle er im Moment keine Aussagen machen.
Im Mai des vergangenen Jahres beantragte der Krefelder Unternehmer die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens für die Schulz Holding GmbH & Co KG und die Schulz Extruded Products Beteiligungs GmbH & Co KG. Mit der Zustellung des Schiedsspruchs (Arbitration Award) aus den USA sei bei der Schulz Holding eine Forderung entstanden, die buchhalterisch zu berücksichtigen sei, obwohl die Gesellschaft rechtlich gegen den Schiedsspruch vorgehe. Da sie jedoch absehbar nicht in der Lage sein wird, eine entsprechende Zahlung zu leisten, sei es für den verantwortlich handelnden Kaufmann unabwendbar, innerhalb der gesetzlichen Frist von drei Wochen Insolvenzantrag zu stellen. Das habe GeschäftsführerWolfgang Schulz getan, sagte sein Sprecher seinerzeit. Das Amtsgericht Krefeld hat nun die Insolvenzverfahren gegen die beiden Schulz-Gesellschaften eröffnet. Zum Insolvenzverwalter ist der Düsseldorfer Anwalt Jan-Philipp Hoos ernannt. Forderungen sollen bis zum 16. Februar angemeldet werden. Eine Gläubigerversammlung ist für den 26. März terminiert.