Rheinische Post Krefeld Kempen

KFC-Präsident Ponomarev tritt zurück

- VON THOMAS SCHULZE

Die Mitglieder sollen mit ihrem Votum den Einsteig eines neuen Geldgebers frei machen. Wird der nicht gefunden, wird der KFC Uerdingen künftig in der Regionalli­ga spielen. Profifußba­ll sei von der Stadt Krefeld nicht gewünscht.

Die Uhr tickt. Die Tage des KFC Uerdingen in der 3. Liga scheinen gezählt. „Die Situation hat sich in den vergangene­nWochen erheblich verschlech­tert“, sagt Andreas Galland, der Vorsitzend­e des Verwaltung­srates. Die Führung habe gehofft, unter zwei möglichen Investoren auswählen zu können, jetzt bestehe nur noch ein Funken Resthoffnu­ng auf ein Engagement. Quasi pro forma sollten die Mitglieder den Weg für einen neuen Investor oder eine Kapitalerh­öhung frei machen, um gegebenenf­alls kurzfristi­g agieren zu können.

Die Realität sieht derzeit anders aus. Keine 24 Stunden später teilten Präsident Mikhail Ponomarev und der zweite Vorsitzend­e Niko Weinhart demVerwalt­ungsrat ihren Rücktritt mit. „Aber wir werden weiter versuchen, den Verwaltung­srat zu unterstütz­en“, sagte Ponomarev gegenüber unserer Redaktion. „Wir werden alles tun, um einen neuen Investor zu finden.“

Allerdings lässt er auch keinen Zweifel daran, was passiert, wenn dieser neue Investor nicht gefunden wird.„Dann wird der KFC in der kommenden Saison nicht mehr in der dritten Liga spielen, sondern in der Regionalli­ga“, erklärte Ponomarev und rechnete den Mitglieder­n vor warum. „Eine Mannschaft, die den Klassenerh­alt erkämpfen kann, kostet vier bis fünf Millionen Euro. Wenn man aufsteigen will, werden acht bis neun Millionen Euro benötigt.Vom Fernsehen gibt es eine Million, den Rest zahle derzeit ich. Ich bin aber nur noch bis zum Sommer dabei. Deshalb sollte der KFC, für den Fall, dass kein Investor gefunden wird, in der Regionalli­ga spielen und gesunde Strukturen schaffen. Mir ist das Wichtigste, dass ich den Verein in gutem Zustand verlasse.“

Allerdings machte Ponomarev noch einmal deutlich, wie tief enttäuscht er von der Stadt Krefeld ist, der er sogar die Hauptschul­d an der Misere gibt.„Ich habe immer gesagt, dass ich aufsteigen will und mir wurde immer gesagt, der KFC solle aufsteigen, die Stadt werde das Stadion schon herrichten“, erklärte der Präsident. Nun trage der Verein schon die dritte Saison seine Heimspiele in einer anderen Stadt aus – ein einmaliger­Vorgang im deutschen Fußball. Und bis heute steht kein Termin, wann das Stadion Grotenburg wieder genutzt werden kann. „Ich habe hundert Liter Wein mit dem Oberbürger­meister getrunken, aber er hilft nicht“, klagt Ponomarev. „Die Stadt will nicht, dass der KFC in einer höheren Liga spielt.“

In dem Zusammenha­ng erinnerte er auch an sein Engagement bei den Pinguinen. Dort sei er raus gedrängt worden, weil einige nicht mit ihm zusammenar­beiten wollten. „Jetzt sehen sie, was sie angerichte­t haben: Sechs Spiele, sechs Niederlage­n, null Punkte – ein tolles Ergebnis.“

Ponomarev macht keinen Hehl daraus, dass ihn ein Abschied schmerzen würde. „Der Verein liegt mir am Herzen, er ist mein Baby“, sagt er. Auch mit der Leistung der Mannschaft ist er sehr zufrieden: „Es ist das beste Team, dass der Verein seit über einem Jahrzehnt hatte.“All das macht ihm das Herz schwer. Und die Zeit drängt, denn zum 1. März muss die Lizenz neu beantragt werden. Aber der KFC ist nicht attraktiv: Kein Stadion, kein Trainingsg­elände, kein Nachwuchsl­eistungsze­ntrum, keinVerein­sheim – nur eine gute Mannschaft.

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