Rheinische Post Krefeld Kempen

Lasst die Hausärzte impfen

- VON ANTJE HÖNING

Mühsam schleppt sich die Impfkampag­ne voran, aber mit der Einbeziehu­ng der Hausärzte könnte das Ganze endlich Fahrt aufnehmen. Was dezentrale Organisati­on leisten kann, zeigen Hausärzte jeden Winter, wenn sie Millionen Menschen binnen Wochen gegen Influenza impfen. Gewiss: Zu Beginn der Impfkampag­ne gab es gute Gründe, die gegen das Impfen in der Praxis sprachen: die komplizier­te Lagerung des Biontech-Impfstoffs und der große Mangel. Nun gibt es aber mit Astrazenec­a eine praktikabl­e Alternativ­e, zudem können Apotheken auch Biontech praxisfert­ig machen. Wenn nun das große Liefern beginnt, können die Hausärzte endlich starten. Wenn! Denn wieder weckt Politik – in diesem Fall Olaf Scholz – Erwartunge­n, die sie nicht erfüllen kann. Zehn Millionen Impfungen pro Woche hatte er ab Ende März in Aussicht gestellt. Knackige Schlagzeil­e im Wahlkampf, aber weit entfernt von der Realität. Im Juni soll es nun Lieferunge­n in dieser Größenordn­ung geben, wie der Regierungs­sprecher Scholz belehrt – der Sprecher der Regierung also, der Scholz als Vizekanzle­r angehört.

Hinzu kommt ein absurder Streit zwischen den Ländern: Die Frage, ob Impfzentre­n ausgelaste­t sind oder nicht, kann kein Grund sein, die Praxen vom Impfen abzuhalten. Viel schlimmer ist, dass Länder wie NRW sich offenbar keine Gedanken gemacht haben, was aus der Priorisier­ung wird: Soll der über 70-Jährige weiter artig auf einen Aufruf des Ministeriu­ms warten, während andere schon Termine beim Hausarzt machen? Zur Impfung der Kinder kann NRW noch gar nichts sagen. Und so läuft NRW der Entwicklun­g hinterher – bei den Konzepten für morgen und den Impfquoten heute. So schürt man den Frust in einer Corona-müden Bevölkerun­g, die ihrer Führung bei der Pandemie-Bekämpfung immer weniger zutraut.

BERICHT

ÄRZTE SOLLEN AB MITTE APRIL IMPFEN, TITELSEITE

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