Rheinische Post Krefeld Kempen
Lasst die Hausärzte impfen
Mühsam schleppt sich die Impfkampagne voran, aber mit der Einbeziehung der Hausärzte könnte das Ganze endlich Fahrt aufnehmen. Was dezentrale Organisation leisten kann, zeigen Hausärzte jeden Winter, wenn sie Millionen Menschen binnen Wochen gegen Influenza impfen. Gewiss: Zu Beginn der Impfkampagne gab es gute Gründe, die gegen das Impfen in der Praxis sprachen: die komplizierte Lagerung des Biontech-Impfstoffs und der große Mangel. Nun gibt es aber mit Astrazeneca eine praktikable Alternative, zudem können Apotheken auch Biontech praxisfertig machen. Wenn nun das große Liefern beginnt, können die Hausärzte endlich starten. Wenn! Denn wieder weckt Politik – in diesem Fall Olaf Scholz – Erwartungen, die sie nicht erfüllen kann. Zehn Millionen Impfungen pro Woche hatte er ab Ende März in Aussicht gestellt. Knackige Schlagzeile im Wahlkampf, aber weit entfernt von der Realität. Im Juni soll es nun Lieferungen in dieser Größenordnung geben, wie der Regierungssprecher Scholz belehrt – der Sprecher der Regierung also, der Scholz als Vizekanzler angehört.
Hinzu kommt ein absurder Streit zwischen den Ländern: Die Frage, ob Impfzentren ausgelastet sind oder nicht, kann kein Grund sein, die Praxen vom Impfen abzuhalten. Viel schlimmer ist, dass Länder wie NRW sich offenbar keine Gedanken gemacht haben, was aus der Priorisierung wird: Soll der über 70-Jährige weiter artig auf einen Aufruf des Ministeriums warten, während andere schon Termine beim Hausarzt machen? Zur Impfung der Kinder kann NRW noch gar nichts sagen. Und so läuft NRW der Entwicklung hinterher – bei den Konzepten für morgen und den Impfquoten heute. So schürt man den Frust in einer Corona-müden Bevölkerung, die ihrer Führung bei der Pandemie-Bekämpfung immer weniger zutraut.
BERICHT
ÄRZTE SOLLEN AB MITTE APRIL IMPFEN, TITELSEITE