Rheinische Post Krefeld Kempen
Laschets Bewährungsprobe
Seit sechs Wochen ist Armin Laschet als CDU-Vorsitzender im Amt. Und muss sich im Fernsehen bereits fragen lassen, ob die Union ein Problem mit Machtmissbrauch habe. Der Maskenskandal im Bundestag, ausgelöst durch zwei Unionsabgeordnete, ist unsäglich und kommt für den neuen Parteichef zur Unzeit. Der Raffgier-Vorwurf ist unangenehm, das Bereichern an der Krise ist unwürdig. Erinnerungen an Zeiten von Amigo- (in der CSU) und Spendenaffäre um den damaligen Kanzler und CDU-Chef Helmut Kohl werden wach.
Laschet muss die verunsicherte Partei sicher durch diese Krise geleiten. Er muss aufräumen, wie er es nach Bekanntwerden der Vorwürfe versichert hat. Der Austritt von Nikolas Löbel aus der CDU wurde durch Druck des Adenauer-Hauses erreicht. Richtig so. Ob noch etwas nachkommt? In Partei und Fraktion ist man angespannt. Klar ist jetzt schon, dass es kein Rückenwind für die CDU-Wahlkämpfer in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg ist. Es geht jetzt um kluges Krisenmanagement, darum, die Partei zusammenzuhalten. Laschets Vorgängerin Annegret Kramp-Karrenbauer ist im Umgang mit dem Thüringen-Debakel grandios gescheitert.
Für Laschet und seine bundesweiten Ambitionen geht es nach den Wahlen vom Sonntag um die Entscheidung über die Kanzlerkandidatur. Zwischen Ostern und Pfingsten will er mit CSU-Chef Markus Söder diese elementare Frage klären. Klar ist, egal wer es wird: Das Kanzleramt muss erobert werden – ein Selbstläufer wird es für die Union nicht mehr. Der Corona-Frust über langsames Impfen und Testen wird der Unions-Teil der Bundesregierung nur schwer abschütteln können. Und die Maskenaffäre ist Munition der Konkurrenten im Wahlkampf. Laschets Bewährungsprobe: Sie steht jetzt bevor.
BERICHT
ULTIMATUM IN MASKENAFFÄRE, TITELSEITE