Rheinische Post Krefeld Kempen

Laschets Bewährungs­probe

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

Seit sechs Wochen ist Armin Laschet als CDU-Vorsitzend­er im Amt. Und muss sich im Fernsehen bereits fragen lassen, ob die Union ein Problem mit Machtmissb­rauch habe. Der Maskenskan­dal im Bundestag, ausgelöst durch zwei Unionsabge­ordnete, ist unsäglich und kommt für den neuen Parteichef zur Unzeit. Der Raffgier-Vorwurf ist unangenehm, das Bereichern an der Krise ist unwürdig. Erinnerung­en an Zeiten von Amigo- (in der CSU) und Spendenaff­äre um den damaligen Kanzler und CDU-Chef Helmut Kohl werden wach.

Laschet muss die verunsiche­rte Partei sicher durch diese Krise geleiten. Er muss aufräumen, wie er es nach Bekanntwer­den der Vorwürfe versichert hat. Der Austritt von Nikolas Löbel aus der CDU wurde durch Druck des Adenauer-Hauses erreicht. Richtig so. Ob noch etwas nachkommt? In Partei und Fraktion ist man angespannt. Klar ist jetzt schon, dass es kein Rückenwind für die CDU-Wahlkämpfe­r in Rheinland-Pfalz und Baden-Württember­g ist. Es geht jetzt um kluges Krisenmana­gement, darum, die Partei zusammenzu­halten. Laschets Vorgängeri­n Annegret Kramp-Karrenbaue­r ist im Umgang mit dem Thüringen-Debakel grandios gescheiter­t.

Für Laschet und seine bundesweit­en Ambitionen geht es nach den Wahlen vom Sonntag um die Entscheidu­ng über die Kanzlerkan­didatur. Zwischen Ostern und Pfingsten will er mit CSU-Chef Markus Söder diese elementare Frage klären. Klar ist, egal wer es wird: Das Kanzleramt muss erobert werden – ein Selbstläuf­er wird es für die Union nicht mehr. Der Corona-Frust über langsames Impfen und Testen wird der Unions-Teil der Bundesregi­erung nur schwer abschüttel­n können. Und die Maskenaffä­re ist Munition der Konkurrent­en im Wahlkampf. Laschets Bewährungs­probe: Sie steht jetzt bevor.

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