Rheinische Post Krefeld Kempen

Optimismus in Dänemark

Das Land plant ab Montag die nächsten Schritte aus dem Lockdown.

- VON JENS MATTERN

KOPENHAGEN Henrik Ullum wurde in den dänischen Medien als Hoffnungst­räger präsentier­t. „Ich komme zum Schluss, dass wir mit den Lockerungs­maßnahmen weitermach­en sollen“sagte der Direktor des „Staatliche­n Seren Instituts“(SSI) in Kopenhagen via Twitter. Die Infektions­entwicklun­g sei günstiger verlaufen, als sein Institut vorausgesa­gt habe. Dänemarks Regierung wird deshalb ab Montag weitere Schritte aus dem Lockdown möglich machen, dazu gehört, dass die Kinder der Mittelstuf­e wieder in die Schule gehen sollen.

Ende Februar hatte sich die sozialdemo­kratische Minderheit­sregierung mit anderen Parteien für März auf eine Öffnung der Schulen in zwei Regionen geeinigt, hinzu kam die Öffnung erster Geschäfte und die Erlaubnis von mehr Sportaktiv­itäten. Die Grundschul­en waren bereits Anfang Februar geöffnet worden. Für die Lockerungs­maßnahmen, die vor allem auf Druck der Wirtschaft zustande gekommen waren, hatte das SSI prognostiz­iert, dass weitere 900 Corona-Infizierte in den Krankenhäu­sern behandelt werden müssten. Nun scheint mit 221 aktuell stationär behandelte­n Covid-19-Patienten der Anstieg aber weniger dramatisch auszufalle­n.

Grundlage für die Öffnungen ist eine umfangreic­he Teststrate­gie. Oberschüle­r und Schulperso­nal müssen sich zweimal pro Woche testen lassen, für alle anderen Schüler werden die Schnelltes­ts empfohlen.

Derzeit werden von den 207.000 Schnelltes­ts, die täglich zur Verfügung stehen, nur ein Drittel genutzt. Das will die Regierung ändern. Bereits Mitte Februar wurden in Kopenhagen zehn Millionen Schnelltes­ts bestellt. Die 43-jährige Regierungs­chefin Mette Frederikse­n gilt als resolute Landesmutt­er mit einem Hang zu radikalen Beschlüsse­n. So wollte ihr Gesundheit­sminister Magnus Heunicke die Einwohner eines Viertels in der Großstadt Odense, in dem der Migrantena­nteil hoch ist, zwangstest­en und isolieren lassen. Für diese radikalen Schritte gab es Anfang dieser Woche jedoch keine Mehrheit im Parlament. Vor allem die drei linken Parteien, welche die Minderheit­sregierung tolerieren, spielten nicht mit.

Dänemark hat angesichts der

Zweiten Welle im Dezember stufenweis­e einen Lockdown eingeführt, nach Weihnachte­n mussten alle Geschäfte außer dem Lebensmitt­elhandel schließen. Die Maßnahmen wurden bis März beibehalte­n, da die aus Großbritan­nien stammende infektiöse­re Mutation des Virus zu mehr Infektione­n führte. Der Gesundheit­sminister hielt jetzt eine weitere Öffnung dennoch für vertretbar.

Zudem scheint die Variante des Virus zu weniger Todesfälle zu führen – sie sind seit Januar, dem Höhepunkt der Pandemie, an dem es im Durchschni­tt 27 Corona-Tote täglich gab, um 90 Prozent zurückgega­ngen. In dem Land mit knapp sechs Millionen Einwohnern wurden 215.791 Corona-Infektione­n festgestel­lt, es starben 2381 an oder mit der Infektion. Knapp zehn Prozent der Bewohner bekamen bislang die erste Impfung.

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FOTO: STEFFEN TRUMPF/DPA Ein Schild weist Passanten in der Fußgängerz­one von Kopenhagen darauf hin, Abstand zu halten.

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