Rheinische Post Krefeld Kempen
NRW-Firmen planen eigene Schnelltests
Der Lebensmittelhandelskonzern Rewe macht den Anfang und will seinen 250.000 Mitarbeitern kostenlose Checks anbieten. Mehrere Konzerne in der Region folgen dem Beispiel, andere Unternehmen zögern noch.
DÜSSELDORF Eine Viertelmillion Mitarbeiter mit Corona-Selbsttests zu versorgen, ist kein leichtes Unterfangen. Erst recht nicht, wenn man noch nicht sagen kann, wie zuverlässig die Tests in den Unternehmen ankommen. Beim Kölner Handelskonzern Rewe haben sie dessen ungeachtet Nägel mit Köpfen gemacht: Die mehr als 250.000 Beschäftigten in Deutschland sollen „schnellstmöglich“und kostenlos die Selbsttests bekommen und freiwillig nutzen können. Wie viele Tests die Rewe-Gruppe, zu der auch der Discounter Penny, die Toom-Baumärkte und das Touristikunternehmen DER Touristik gehören, anbieten will, ist noch offen.
Die Kölner folgten sehr rasch dem Ruf von Bund und Ländern nach massenhaften Schnelltests. Ursprünglich wollte die Politik es den Unternehmen zur Pflicht machen, allen Beschäftigten einmal pro Woche einen kostenlosen Schnelltest anzubieten. Dann gab es Streit mit den Wirtschaftsverbänden; heraus kam zum Schluss eine Selbstverpflichtung der Wirtschaft. „Die deutschen Unternehmen wollen auch weiterhin einen wichtigen Beitrag zur Pandemiebekämpfung leisten“, heißt es in einer Erklärung der Verbände BDA, BDI, DIHK und ZDH. Bis allen Bürgern ein Impfangebot gemacht werden könne, wolle man die Teststrategie „mit aller Kraft“unterstützen.
Vornweg beim Testangebot sind in der Region Aldi, RWE, Henkel und die Post. Bei Aldi Nord und Aldi Süd können die Beschäftigten in den Filialen ab nächster Woche einen Selbsttest alle sieben Tage bekommen. Seinen Kunden hatte der Discounter bereits am Samstag solche Tests angeboten, die aber schnell vergriffen waren.
Beim Energieversorger RWE heißt es: „Bereits seit geraumer Zeit führen wir anlassbezogen Schnelltests durch medizinisches Personal durch. Bis wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein
Impfangebot unterbreiten können, wollen wir die Zeit durch eine Intensivierung des Testangebots überbrücken.“Eine Sprecherin ergänzte: „Wir haben Schnelltests und Selbsttests bestellt, um das Testangebot auszuweiten und an allen großen Standorten anzubieten“.
Henkel erklärt, es würden schon jetzt immer wieder Mitarbeiter getestet, um sie zu schützen. Das würde „substanziell“ausgeweitet. Zunächst würden „jedem Mitarbeitenden in Deutschland ein Set mit fünf Selbsttests nach Hause“geschickt, Die Deutsche Post hat schon mehr als 46.000 Tests an deutschen Betriebsstätten durchgeführt. Das Programm begann im Frühling 2020, nachdem sich in einem Betrieb 20 von insgesamt 1000 Mitarbeitern als mit Corona infiziert herausgestellt hätten, obwohl fast keiner Symptome gezeigt habe. Die Deutsche Telekom prüft Corona-Risiken mit Tests bisher vorrangig anlassbezogen, etwa wenn Techniker in Altenheimen eingesetzt werden. Jetzt sollen die Beschäftigten abseits des Homeoffice einen kostenlosen Schnelltest pro Woche erhalten. Start soll noch im März sein.
Auch der Kölner Spezialchemiekonzern Lanxess kündigte an: „Wir werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern schnellstmöglich Selbsttests kostenlos zur Verfügung stellen.“Der Handelskonzern Metro entwickelt ein bundesweites Testkonzept für Corona. „Ab kommender Woche werden wir den Kollegen der Metro AG und der Servicegesellschaften, die in der Hauptverwaltung in Düsseldorf tätig sind, an zwei Tagen pro Woche die Möglichkeit zu einem kostenlosen Schnelltest anbieten“, erklärte das Unternehmen. Die Tests würden durch Fachpersonal durchgeführt und im Anschluss bescheinigt. Die Mitarbeiter könnten sich auch in den Räumlichkeiten eines Dienstleisters testen lassen. Eine Teststrategie werde auch für die Märkte geprüft.
Das Düsseldorfer Bankhaus HSBC Deutschland arbeitet nach eigenen Angaben noch an einer Teststrategie. „Ob dabei auf Selbsttests oder Schnelltest gesetzt wird“, sei „noch nicht entschieden“. Die Deutsche Bank und der Versicherer Ergo äußerten sich auf Anfrage unserer Redaktion sehr zurückhaltend. Die größte deutsche Bank will sich nach Angaben einer Sprecherin an den Empfehlungen der Bundesregierung orientieren. Flächendeckende Tests seiwen derzeit nicht vorgesehen. Ergo erklärte nur, man werde die „konkreten politischen Vorgaben abwarten“und daraus die passenden Maßnahmen ableiten.
Der Versorger Uniper hat sich schon entschieden. Er plane nicht, „Tests als pauschale Maßnahme einzuführen, sondern nur dort, wo sie die Sicherheit weiter erhöhen können“. Für die deutschen Standorte prüfe man „insbesondere Tests als zusätzliche Maßnahme, wenn viele Menschen, darunter viele Fremdfirmen, an einem Standort arbeiten.“
Vorsichtig zeigt sich auch Vodafone. „Wir prüfen sinnvolle Einsatzmöglichkeiten“, sagt ein Sprecher. Weil 95 Prozent der Beschäftigten im Homeoffice seien, werde das Versenden von Tests nach Hause geprüft. Die NRW-Landesregierung und die Stadtverwaltung Düsseldorf erklärten, auch sie würden das breite Testen von Beschäftigten vorbereiten. „Die Details und die organisatorischen Rahmenbedingungen werden aktuell abgestimmt“, teilte ein Sprecher der Stadt mit. Die Ministerien würden das Vorgehen klären, sagte ein Sprecher des Landes.