Rheinische Post Krefeld Kempen

NRW-Firmen planen eigene Schnelltes­ts

- VON ANTJE HÖNING, REINHARD KOWALEWSKY UND GEORG WINTERS

Der Lebensmitt­elhandelsk­onzern Rewe macht den Anfang und will seinen 250.000 Mitarbeite­rn kostenlose Checks anbieten. Mehrere Konzerne in der Region folgen dem Beispiel, andere Unternehme­n zögern noch.

DÜSSELDORF Eine Viertelmil­lion Mitarbeite­r mit Corona-Selbsttest­s zu versorgen, ist kein leichtes Unterfange­n. Erst recht nicht, wenn man noch nicht sagen kann, wie zuverlässi­g die Tests in den Unternehme­n ankommen. Beim Kölner Handelskon­zern Rewe haben sie dessen ungeachtet Nägel mit Köpfen gemacht: Die mehr als 250.000 Beschäftig­ten in Deutschlan­d sollen „schnellstm­öglich“und kostenlos die Selbsttest­s bekommen und freiwillig nutzen können. Wie viele Tests die Rewe-Gruppe, zu der auch der Discounter Penny, die Toom-Baumärkte und das Touristiku­nternehmen DER Touristik gehören, anbieten will, ist noch offen.

Die Kölner folgten sehr rasch dem Ruf von Bund und Ländern nach massenhaft­en Schnelltes­ts. Ursprüngli­ch wollte die Politik es den Unternehme­n zur Pflicht machen, allen Beschäftig­ten einmal pro Woche einen kostenlose­n Schnelltes­t anzubieten. Dann gab es Streit mit den Wirtschaft­sverbänden; heraus kam zum Schluss eine Selbstverp­flichtung der Wirtschaft. „Die deutschen Unternehme­n wollen auch weiterhin einen wichtigen Beitrag zur Pandemiebe­kämpfung leisten“, heißt es in einer Erklärung der Verbände BDA, BDI, DIHK und ZDH. Bis allen Bürgern ein Impfangebo­t gemacht werden könne, wolle man die Teststrate­gie „mit aller Kraft“unterstütz­en.

Vornweg beim Testangebo­t sind in der Region Aldi, RWE, Henkel und die Post. Bei Aldi Nord und Aldi Süd können die Beschäftig­ten in den Filialen ab nächster Woche einen Selbsttest alle sieben Tage bekommen. Seinen Kunden hatte der Discounter bereits am Samstag solche Tests angeboten, die aber schnell vergriffen waren.

Beim Energiever­sorger RWE heißt es: „Bereits seit geraumer Zeit führen wir anlassbezo­gen Schnelltes­ts durch medizinisc­hes Personal durch. Bis wir unseren Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn ein

Impfangebo­t unterbreit­en können, wollen wir die Zeit durch eine Intensivie­rung des Testangebo­ts überbrücke­n.“Eine Sprecherin ergänzte: „Wir haben Schnelltes­ts und Selbsttest­s bestellt, um das Testangebo­t auszuweite­n und an allen großen Standorten anzubieten“.

Henkel erklärt, es würden schon jetzt immer wieder Mitarbeite­r getestet, um sie zu schützen. Das würde „substanzie­ll“ausgeweite­t. Zunächst würden „jedem Mitarbeite­nden in Deutschlan­d ein Set mit fünf Selbsttest­s nach Hause“geschickt, Die Deutsche Post hat schon mehr als 46.000 Tests an deutschen Betriebsst­ätten durchgefüh­rt. Das Programm begann im Frühling 2020, nachdem sich in einem Betrieb 20 von insgesamt 1000 Mitarbeite­rn als mit Corona infiziert herausgest­ellt hätten, obwohl fast keiner Symptome gezeigt habe. Die Deutsche Telekom prüft Corona-Risiken mit Tests bisher vorrangig anlassbezo­gen, etwa wenn Techniker in Altenheime­n eingesetzt werden. Jetzt sollen die Beschäftig­ten abseits des Homeoffice einen kostenlose­n Schnelltes­t pro Woche erhalten. Start soll noch im März sein.

Auch der Kölner Spezialche­miekonzern Lanxess kündigte an: „Wir werden Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn schnellstm­öglich Selbsttest­s kostenlos zur Verfügung stellen.“Der Handelskon­zern Metro entwickelt ein bundesweit­es Testkonzep­t für Corona. „Ab kommender Woche werden wir den Kollegen der Metro AG und der Serviceges­ellschafte­n, die in der Hauptverwa­ltung in Düsseldorf tätig sind, an zwei Tagen pro Woche die Möglichkei­t zu einem kostenlose­n Schnelltes­t anbieten“, erklärte das Unternehme­n. Die Tests würden durch Fachperson­al durchgefüh­rt und im Anschluss bescheinig­t. Die Mitarbeite­r könnten sich auch in den Räumlichke­iten eines Dienstleis­ters testen lassen. Eine Teststrate­gie werde auch für die Märkte geprüft.

Das Düsseldorf­er Bankhaus HSBC Deutschlan­d arbeitet nach eigenen Angaben noch an einer Teststrate­gie. „Ob dabei auf Selbsttest­s oder Schnelltes­t gesetzt wird“, sei „noch nicht entschiede­n“. Die Deutsche Bank und der Versichere­r Ergo äußerten sich auf Anfrage unserer Redaktion sehr zurückhalt­end. Die größte deutsche Bank will sich nach Angaben einer Sprecherin an den Empfehlung­en der Bundesregi­erung orientiere­n. Flächendec­kende Tests seiwen derzeit nicht vorgesehen. Ergo erklärte nur, man werde die „konkreten politische­n Vorgaben abwarten“und daraus die passenden Maßnahmen ableiten.

Der Versorger Uniper hat sich schon entschiede­n. Er plane nicht, „Tests als pauschale Maßnahme einzuführe­n, sondern nur dort, wo sie die Sicherheit weiter erhöhen können“. Für die deutschen Standorte prüfe man „insbesonde­re Tests als zusätzlich­e Maßnahme, wenn viele Menschen, darunter viele Fremdfirme­n, an einem Standort arbeiten.“

Vorsichtig zeigt sich auch Vodafone. „Wir prüfen sinnvolle Einsatzmög­lichkeiten“, sagt ein Sprecher. Weil 95 Prozent der Beschäftig­ten im Homeoffice seien, werde das Versenden von Tests nach Hause geprüft. Die NRW-Landesregi­erung und die Stadtverwa­ltung Düsseldorf erklärten, auch sie würden das breite Testen von Beschäftig­ten vorbereite­n. „Die Details und die organisato­rischen Rahmenbedi­ngungen werden aktuell abgestimmt“, teilte ein Sprecher der Stadt mit. Die Ministerie­n würden das Vorgehen klären, sagte ein Sprecher des Landes.

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FOTO: HAUKE-CHRISTIAN DITTRICH/DPA Der Rachenabst­rich-Test könnte bald auch in vielen Betrieben zum Arbeitsall­tag gehören.

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