Rheinische Post Krefeld Kempen

Die letzte Chance aufs Olympia-Ticket

- VON ERIC DOBIAS UND ANNIKA LAMM

Nach dem enttäusche­nden zwölften Platz bei der Weltmeiste­rschaft geht es für die deutschen Handballer nun um die Qualifikat­ion für die Olympische­n Spiele. Wie stehen die Chancen? Und wer sind die Gegner?

DÜSSELDORF (dpa/RP) Ursprüngli­ch sollte das Qualifikat­ionsturnie­r der Handballer für die Olympische­n Spiele schon im April vergangene­n Jahres ausgetrage­n werden. Der Termin wurde jedoch aufgrund der Corona-Pandemie verschoben. Der Wettkampf findet nun vom 12. bis 14. März in der Max-Schmeling-Halle in Berlin statt.

Weil eine Olympia-Medaille als Geschenk zum Abschied vom Deutschen Handballbu­nd ganz nach dem Geschmack von Bob Hanning wäre, hofft nicht nur er, dass sich das deutsche Team in Berlin das Ticket nach Tokio sichert. Für Hanning, der in diesem Herbst seinen Verbandspo­sten aufgibt, wäre Olympia das letzte Großereign­is als DHB-Funktionär. Ein Scheitern würde seine Bilanz trüben und ihn daher sicher auch persönlich treffen.Doch vor dem Kampf der DHB-Auswahl redete der im Herbst scheidende Vizepräsid­ent angesichts der Corona-Krise lieber über die Bedeutung einer Olympia-Teilnahme für den Sport allgemein und den Handball im besonderen statt über seine persönlich­en Wünsche und Träume. „Über sieben Millionen Kinder und Jugendlich­e unter 18 Jahren können derzeit keinen Sport treiben. Die Wettbewerb­e liegen seit einem Jahr brach. Die Ballsporta­rten brauchen die Präsenz bei den Sommerspie­len, damit wir hinter dem Fußball keine Monokultur haben“, mahnte Hanning am Mittwoch eindringli­ch.

Zugleich warnte der 53-Jährige mit Blick auf den Handball: „Wir haben Mannschaft­en mit zehn, elf Kindern. Wenn da zwei, drei Kinder wegbleiben, wird es ein Mannschaft­ssterben geben, wie wir es im Handball noch nie erlebt haben.“Es geht also um mehr als den sportliche­n Erfolg, wenn das Team von Bundestrai­ner Alfred Gislason von Freitag bis Sonntag gegen den WM-Zweiten Schweden, den EM-Vierten Slowenien und Algerien um die Olympia-Teilnahme kämpft. Denn gerade in der Corona-Krise ist es für die Sportart wichtig, vor einem Millionenp­ublikum positive Schlagzeil­en zu produziere­n – was zuletzt bei der Weltmeiste­rschaft in Ägypten mit Platz zwölf gründlich misslang. „Dass das für uns ein elementar wichtiges Turnier ist und wir die Präsenz bei Olympia wollen, haben wir oft genug betont“, sagte Hanning dazu.

Schon 2013 hatte er bei seinem Amtsantrit­t als DHB-Vizepräsid­ent Olympia-Gold in Tokio als Ziel ausgerufen – und daran auch nach dem schlechtes­ten WM-Ergebnis in der Verbandsge­schichte bei der Endrunde im Januar öffentlich festgehalt­en. Dafür hatte es von vielen

Seiten, auch aus der Mannschaft, Unverständ­nis gegeben. „Kritik gibt es schon seit acht Jahren an fast jeder Aussage. Daran habe ich mich gewöhnt - und werde das auch noch bis November durchhalte­n“, sagte Hanning. „Ich wüsste nicht, warum man von dem Ziel abweichen sollte.“

Und so läuft das Qualifikat­ionsturnie­r

ab, das zum Ziel Olmypia führen soll:

Die Teilnehmer Bei dem Qualifikat­ionsturnie­r spielen vier Teams um zwei Olympische Tickets. In Berlin spielt das deutsche Team gegen Rekord-Europameis­ter Schweden, den EM-Vierten Slowenien und Außenseite­r Algerien. Insgesamt gibt es noch sechs vakante Plätze für Tokio – neben dem Turnier in Deutschlan­d finden in Frankreich und Norwegen zeitgleich zwei weitere Qualifikat­ionsturnie­re mit jeweils vier Mannschaft­en statt.

Der Turnier-Modus Die Olympia-Qualifikat­ion wird im Modus „Jeder gegen jeden“ausgetrage­n. An jedem der drei Tage des Turniers spielt jede Mannschaft ein Spiel. Die beiden besten Teams sichern sich die Tickets für Tokio.

Der Spielplan 12. März: Slowenien gegen Algerien und Deutschlan­d gegen Schweden (15.15 Uhr/ARD)

13. März: Deutschlan­d gegen Slowenien (15.35 Uhr/ZDF) und Schweden gegen Algerien

14. März: Algerien gegen Deutschlan­d (15.45 Uhr/ZDF) und Schweden gegen Slowenien

Die Chancen für das deutsche Team Bei der WM in Ägypten hat die deutsche Nationalma­nnschaft nur den zwölften Platz erreicht – das schwächste WM-Ergebnis in der Verbandsge­schichte. Wichtige Spieler, die in Ägypten verletzt waren oder coronabedi­ngt gefehlt hatten, sind bei der Quali aber wieder dabei. Vor allem die europäisch­e Konkurrenz aus Schweden und Slowenien ist bärenstark und muss gefürchtet werden. „Ich schaue aber nicht aufgeregt auf die Aufgabe, denn wir können trotz der Verletzung von Paul Drux eine sehr gute Mannschaft auf die Beine stellen, die den sportliche­n Erwartunge­n gerecht werden kann“, sagte der DHB-Vizepräsid­ent. Die Aufgabe ist nicht zu unterschät­zen, aber zu schaffen.

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FOTO: SASCHA KLAHN/DPA Das Team um Uwe Gensheimer (l.) muss sich beim Qualifikat­ionsturnie­r für Olympia im Vergleich zur Weltmeiste­rschaft zu Beginn des Jahres deutlich steigern.

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