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Die letzte Chance aufs Olympia-Ticket
Nach dem enttäuschenden zwölften Platz bei der Weltmeisterschaft geht es für die deutschen Handballer nun um die Qualifikation für die Olympischen Spiele. Wie stehen die Chancen? Und wer sind die Gegner?
DÜSSELDORF (dpa/RP) Ursprünglich sollte das Qualifikationsturnier der Handballer für die Olympischen Spiele schon im April vergangenen Jahres ausgetragen werden. Der Termin wurde jedoch aufgrund der Corona-Pandemie verschoben. Der Wettkampf findet nun vom 12. bis 14. März in der Max-Schmeling-Halle in Berlin statt.
Weil eine Olympia-Medaille als Geschenk zum Abschied vom Deutschen Handballbund ganz nach dem Geschmack von Bob Hanning wäre, hofft nicht nur er, dass sich das deutsche Team in Berlin das Ticket nach Tokio sichert. Für Hanning, der in diesem Herbst seinen Verbandsposten aufgibt, wäre Olympia das letzte Großereignis als DHB-Funktionär. Ein Scheitern würde seine Bilanz trüben und ihn daher sicher auch persönlich treffen.Doch vor dem Kampf der DHB-Auswahl redete der im Herbst scheidende Vizepräsident angesichts der Corona-Krise lieber über die Bedeutung einer Olympia-Teilnahme für den Sport allgemein und den Handball im besonderen statt über seine persönlichen Wünsche und Träume. „Über sieben Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren können derzeit keinen Sport treiben. Die Wettbewerbe liegen seit einem Jahr brach. Die Ballsportarten brauchen die Präsenz bei den Sommerspielen, damit wir hinter dem Fußball keine Monokultur haben“, mahnte Hanning am Mittwoch eindringlich.
Zugleich warnte der 53-Jährige mit Blick auf den Handball: „Wir haben Mannschaften mit zehn, elf Kindern. Wenn da zwei, drei Kinder wegbleiben, wird es ein Mannschaftssterben geben, wie wir es im Handball noch nie erlebt haben.“Es geht also um mehr als den sportlichen Erfolg, wenn das Team von Bundestrainer Alfred Gislason von Freitag bis Sonntag gegen den WM-Zweiten Schweden, den EM-Vierten Slowenien und Algerien um die Olympia-Teilnahme kämpft. Denn gerade in der Corona-Krise ist es für die Sportart wichtig, vor einem Millionenpublikum positive Schlagzeilen zu produzieren – was zuletzt bei der Weltmeisterschaft in Ägypten mit Platz zwölf gründlich misslang. „Dass das für uns ein elementar wichtiges Turnier ist und wir die Präsenz bei Olympia wollen, haben wir oft genug betont“, sagte Hanning dazu.
Schon 2013 hatte er bei seinem Amtsantritt als DHB-Vizepräsident Olympia-Gold in Tokio als Ziel ausgerufen – und daran auch nach dem schlechtesten WM-Ergebnis in der Verbandsgeschichte bei der Endrunde im Januar öffentlich festgehalten. Dafür hatte es von vielen
Seiten, auch aus der Mannschaft, Unverständnis gegeben. „Kritik gibt es schon seit acht Jahren an fast jeder Aussage. Daran habe ich mich gewöhnt - und werde das auch noch bis November durchhalten“, sagte Hanning. „Ich wüsste nicht, warum man von dem Ziel abweichen sollte.“
Und so läuft das Qualifikationsturnier
ab, das zum Ziel Olmypia führen soll:
Die Teilnehmer Bei dem Qualifikationsturnier spielen vier Teams um zwei Olympische Tickets. In Berlin spielt das deutsche Team gegen Rekord-Europameister Schweden, den EM-Vierten Slowenien und Außenseiter Algerien. Insgesamt gibt es noch sechs vakante Plätze für Tokio – neben dem Turnier in Deutschland finden in Frankreich und Norwegen zeitgleich zwei weitere Qualifikationsturniere mit jeweils vier Mannschaften statt.
Der Turnier-Modus Die Olympia-Qualifikation wird im Modus „Jeder gegen jeden“ausgetragen. An jedem der drei Tage des Turniers spielt jede Mannschaft ein Spiel. Die beiden besten Teams sichern sich die Tickets für Tokio.
Der Spielplan 12. März: Slowenien gegen Algerien und Deutschland gegen Schweden (15.15 Uhr/ARD)
13. März: Deutschland gegen Slowenien (15.35 Uhr/ZDF) und Schweden gegen Algerien
14. März: Algerien gegen Deutschland (15.45 Uhr/ZDF) und Schweden gegen Slowenien
Die Chancen für das deutsche Team Bei der WM in Ägypten hat die deutsche Nationalmannschaft nur den zwölften Platz erreicht – das schwächste WM-Ergebnis in der Verbandsgeschichte. Wichtige Spieler, die in Ägypten verletzt waren oder coronabedingt gefehlt hatten, sind bei der Quali aber wieder dabei. Vor allem die europäische Konkurrenz aus Schweden und Slowenien ist bärenstark und muss gefürchtet werden. „Ich schaue aber nicht aufgeregt auf die Aufgabe, denn wir können trotz der Verletzung von Paul Drux eine sehr gute Mannschaft auf die Beine stellen, die den sportlichen Erwartungen gerecht werden kann“, sagte der DHB-Vizepräsident. Die Aufgabe ist nicht zu unterschätzen, aber zu schaffen.