Rheinische Post Krefeld Kempen
Gellep läuft Sturm gegen Gewerbe-Objekt
Noch ehe das Vorhaben offiziell auf der Tagesordnung der politischen Gremien steht, regt sich in Gellep der Widerstand. An der Düsseldorfer Straße könnte ein rund 15 Meter hoher Komplex mit Räumen für Kleinunternehmer entstehen. Es gebe zwei Interessenten für das Grundstück, informierte die Stadt.
Droht dem Stadtteil Gellep ein Schicksal wie einst Hohenbudberg? Dort hat die chemische Industrie den Ort verdrängt. Ganz so schlimm dürfte es nicht werden. Aber zumindest den Verlust des Dorfcharakters befürchtet Gregor Roosen, Vorsitzender des Bürgervereins Gellep-Stratum, wenn die Entwicklung so weiter geht wie bisher und erwähnt die Riesenbauten des Logistikzentrums der Bauhaus-Baumarktkette und der Castellmühle. Beides stehe beispielhaft für eine Veränderung des Stadtbildes bis weit auf die andere Rheinseite und bis hin nach Meerbusch.
Nun befürchtet Roosen das nächste Gewerbeprojekt direkt an der zentralen Durchfahrtstraße Gellep-Stratums. Für das Areal Römerstraße Ecke Düsseldorfer werde im Internet ein klotziges, dreigeschossiges Objekt mit den Maßen 80 Meter Länge mal 40 Meter Breite und 15 Meter Höhe vorgestellt, in dem Räumlichkeiten unterschiedlicher Größe zum Kauf als Teileigentum angeboten werden.
„Für das Grundstück gibt es zurzeit zwei Interessenten, von denen einer eine Bauvoranfrage gestellt hat. Diese befindet sich noch in der Bearbeitung“, erklärte Stadtsprecher Dirk Senger auf Anfrage unserer Redaktion.
Das Areal sei zum einen für ein Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Gellep-Stratum vorgesehen, zum anderen für eine gewerbliche Nutzung. Zulässig seien Gewerbebetriebe aller Art, Lagerhäuser, Lagerplätze und öffentliche Betriebe, Geschäfts-, Büro- und Verwaltungsgebäude, Tankstellen und Anlagen für sportliche Zwecke, informierte er.
Still und leise tue sich dort etwas, sagte Roosen. Offenbar gebe es wohl einen Käufer für das seit Jahren von der Stadt zum Kauf angebotene Grundstück im Gewerbegebiet an der Düsseldorfer-/Römer Straße, der auch schon detaillierte Planungen entworfen habe. Per Zufall sei der Bürgerverein im Internet auf das Vorhaben gestoßen.
Dabei handele es sich um die Firma Langebner Immobilien mit Sitz in Willich. Der dreigeschossige Bau mit knapp 15 Metern Höhe überrage damit die übrigen Gebäude in dem Gewerbegebiet, die in der Regel höchstens zweigeschossig seien, kritisierte Roosen. Dieses „Garagenund Parkhochhaus“stehe von Süden kommend mehr oder weniger am Dorfeingang und passe in seiner geplanten Ausführung in keinster Weise zum Dorfcharakter, geschweige denn in das Gewerbegebiet.
„Wir sind entsetzt und wehren uns entschieden gegen eine derartige Bebauung, die wie ein großer Klotz auf 80 Meter Länge mit seinen 15 Metern Höhe den Blick versperrt. Mussten wir schon in der Vergangenheit mit Riesenbauten im Industriegebiet leben, so werden wir alles daran setzen, dass dieses Grundstück nicht an die Firma Langebner veräußert wird“, betonte der Bürgervereinsvorsitzende.
Dort würde eine wertvolle Fläche für ein Objekt geopfert, das noch nicht einmal Arbeitsplätze, geschweige denn einen Nutzen für die Allgemeinheit schaffe. Es sei davon auszugehen, dass man es mit vielen Einzeleigentümern zu tun bekommen würde, was eine spätere Kontrolle beziehungsweise Regulierung mit möglicherweise unschönen Randerscheinungen erschwere, so Roosen. „Die Gellep-Stratumer wissen aus der Vergangenheit um die Probleme, die der auf der Daker Straße stehende Garagenhof mit sich bringt. Müll, Dreck und ,dunkle Gestalten' treffen sich dort und niemand weiß, was in den Garagen gelagert wird. Autos parken dort jedenfalls nicht“, berichtete er.
In Zeiten knapper Gewerbeflächen sei sicherlich eine anderweitige Verwendung zielführender.
Die Art und Weise des Objektes lasse vermuten, dass zusätzliche Verkehre generiert werden. Angeblich suche die Verwaltung händeringend Grundstücke, um ihren gesetzlichen Auftrag für eine angemessene U3-Betreuung zu erfüllen. „So könnten wir uns zum Beispiel die Verwendung des Grundstückes als Kindertagesstätte durchaus vorstellen. Der geltende Bebauungsplan ließe sich sicherlich in diesem Bereich entsprechend anpassen“, schilderte der Bürgervereinsvorsitzende. Die Fläche als Standort für die Freiwillige Feuerwehr aus Gellep-Stratum zu nutzen, werde hingegen begrüßt.
Alexander Langebner kann die ganze Aufregung nicht verstehen. Hinter dem Konzept stehe ein niederländisches Unternehmen (de
box nederland BV), das im Heimatland schon 6000 solcher Projekte unter anderem mitten in Amsterdam realisiert habe. „Ich Deutschland treffen wir überall auf Ressentiments“, sagte Langebner im Gespräch mit unserer Redaktion. Das Angebot richte sich an Kleinunternehmer, die ihre Flächen kauften. Das habe nichts mit Konzepten wie Lagerbox oder Shurgard zu tun, sagte er. Im ersten Anlauf am Alten Verschubbahnhof sei er gescheitert, für das Gelleper Grundstück habe er eine schriftliche Kaufzusage der Stadt. Der Komplex soll rund 100 Boxen enthalten, das würde 50 bis 60 Kleinunternehmen mit ein bis zwei Arbeitsplätzen bedeuten. Auf diese Weise kämen 50 bis 120 Arbeitsplätze zusammen.