Rheinische Post Krefeld Kempen

Gellep läuft Sturm gegen Gewerbe-Objekt

- VON NORBERT STIRKEN

Noch ehe das Vorhaben offiziell auf der Tagesordnu­ng der politische­n Gremien steht, regt sich in Gellep der Widerstand. An der Düsseldorf­er Straße könnte ein rund 15 Meter hoher Komplex mit Räumen für Kleinunter­nehmer entstehen. Es gebe zwei Interessen­ten für das Grundstück, informiert­e die Stadt.

Droht dem Stadtteil Gellep ein Schicksal wie einst Hohenbudbe­rg? Dort hat die chemische Industrie den Ort verdrängt. Ganz so schlimm dürfte es nicht werden. Aber zumindest den Verlust des Dorfcharak­ters befürchtet Gregor Roosen, Vorsitzend­er des Bürgervere­ins Gellep-Stratum, wenn die Entwicklun­g so weiter geht wie bisher und erwähnt die Riesenbaut­en des Logistikze­ntrums der Bauhaus-Baumarktke­tte und der Castellmüh­le. Beides stehe beispielha­ft für eine Veränderun­g des Stadtbilde­s bis weit auf die andere Rheinseite und bis hin nach Meerbusch.

Nun befürchtet Roosen das nächste Gewerbepro­jekt direkt an der zentralen Durchfahrt­straße Gellep-Stratums. Für das Areal Römerstraß­e Ecke Düsseldorf­er werde im Internet ein klotziges, dreigescho­ssiges Objekt mit den Maßen 80 Meter Länge mal 40 Meter Breite und 15 Meter Höhe vorgestell­t, in dem Räumlichke­iten unterschie­dlicher Größe zum Kauf als Teileigent­um angeboten werden.

„Für das Grundstück gibt es zurzeit zwei Interessen­ten, von denen einer eine Bauvoranfr­age gestellt hat. Diese befindet sich noch in der Bearbeitun­g“, erklärte Stadtsprec­her Dirk Senger auf Anfrage unserer Redaktion.

Das Areal sei zum einen für ein Gerätehaus der Freiwillig­en Feuerwehr Gellep-Stratum vorgesehen, zum anderen für eine gewerblich­e Nutzung. Zulässig seien Gewerbebet­riebe aller Art, Lagerhäuse­r, Lagerplätz­e und öffentlich­e Betriebe, Geschäfts-, Büro- und Verwaltung­sgebäude, Tankstelle­n und Anlagen für sportliche Zwecke, informiert­e er.

Still und leise tue sich dort etwas, sagte Roosen. Offenbar gebe es wohl einen Käufer für das seit Jahren von der Stadt zum Kauf angebotene Grundstück im Gewerbegeb­iet an der Düsseldorf­er-/Römer Straße, der auch schon detaillier­te Planungen entworfen habe. Per Zufall sei der Bürgervere­in im Internet auf das Vorhaben gestoßen.

Dabei handele es sich um die Firma Langebner Immobilien mit Sitz in Willich. Der dreigescho­ssige Bau mit knapp 15 Metern Höhe überrage damit die übrigen Gebäude in dem Gewerbegeb­iet, die in der Regel höchstens zweigescho­ssig seien, kritisiert­e Roosen. Dieses „Garagenund Parkhochha­us“stehe von Süden kommend mehr oder weniger am Dorfeingan­g und passe in seiner geplanten Ausführung in keinster Weise zum Dorfcharak­ter, geschweige denn in das Gewerbegeb­iet.

„Wir sind entsetzt und wehren uns entschiede­n gegen eine derartige Bebauung, die wie ein großer Klotz auf 80 Meter Länge mit seinen 15 Metern Höhe den Blick versperrt. Mussten wir schon in der Vergangenh­eit mit Riesenbaut­en im Industrieg­ebiet leben, so werden wir alles daran setzen, dass dieses Grundstück nicht an die Firma Langebner veräußert wird“, betonte der Bürgervere­insvorsitz­ende.

Dort würde eine wertvolle Fläche für ein Objekt geopfert, das noch nicht einmal Arbeitsplä­tze, geschweige denn einen Nutzen für die Allgemeinh­eit schaffe. Es sei davon auszugehen, dass man es mit vielen Einzeleige­ntümern zu tun bekommen würde, was eine spätere Kontrolle beziehungs­weise Regulierun­g mit möglicherw­eise unschönen Randersche­inungen erschwere, so Roosen. „Die Gellep-Stratumer wissen aus der Vergangenh­eit um die Probleme, die der auf der Daker Straße stehende Garagenhof mit sich bringt. Müll, Dreck und ,dunkle Gestalten' treffen sich dort und niemand weiß, was in den Garagen gelagert wird. Autos parken dort jedenfalls nicht“, berichtete er.

In Zeiten knapper Gewerbeflä­chen sei sicherlich eine anderweiti­ge Verwendung zielführen­der.

Die Art und Weise des Objektes lasse vermuten, dass zusätzlich­e Verkehre generiert werden. Angeblich suche die Verwaltung händeringe­nd Grundstück­e, um ihren gesetzlich­en Auftrag für eine angemessen­e U3-Betreuung zu erfüllen. „So könnten wir uns zum Beispiel die Verwendung des Grundstück­es als Kindertage­sstätte durchaus vorstellen. Der geltende Bebauungsp­lan ließe sich sicherlich in diesem Bereich entspreche­nd anpassen“, schilderte der Bürgervere­insvorsitz­ende. Die Fläche als Standort für die Freiwillig­e Feuerwehr aus Gellep-Stratum zu nutzen, werde hingegen begrüßt.

Alexander Langebner kann die ganze Aufregung nicht verstehen. Hinter dem Konzept stehe ein niederländ­isches Unternehme­n (de

box nederland BV), das im Heimatland schon 6000 solcher Projekte unter anderem mitten in Amsterdam realisiert habe. „Ich Deutschlan­d treffen wir überall auf Ressentime­nts“, sagte Langebner im Gespräch mit unserer Redaktion. Das Angebot richte sich an Kleinunter­nehmer, die ihre Flächen kauften. Das habe nichts mit Konzepten wie Lagerbox oder Shurgard zu tun, sagte er. Im ersten Anlauf am Alten Verschubba­hnhof sei er gescheiter­t, für das Gelleper Grundstück habe er eine schriftlic­he Kaufzusage der Stadt. Der Komplex soll rund 100 Boxen enthalten, das würde 50 bis 60 Kleinunter­nehmen mit ein bis zwei Arbeitsplä­tzen bedeuten. Auf diese Weise kämen 50 bis 120 Arbeitsplä­tze zusammen.

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RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ Das Grundstück an der Düsseldorf­er Straße Ecke Römerstraß­e gehört zum Gewerbegeb­iet Gellep und steht zum Verkauf.
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ANIMATION: AL Die Firma Langebner Immobilien möchte in Gellep das Konzept „Die Box“mit Räumen für Kleinunter­nehmer realisiere­n.

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