Rheinische Post Krefeld Kempen

Ein Drittel weniger Unfälle mit Kindern

- VON SVEN SCHALLJO

Fast jeder zweite Verletzte im Straßenver­kehr ist ein Radfahrer. „Die Zahl der Unfälle mit Fahrerfluc­ht ging um 295 auf 1702 zurück“, sagt Verena Fischer, Leiterin des Dezernats Verkehr, bei der Vorstellun­g der Unfallstat­istik für 2020.

Krefelds Straßen sind im vergangene­n Jahr um einiges sicherer geworden. Die Zahl der Verkehrsun­fälle absolut sank ebenso, wie die der Verletzten im Straßenver­kehr. Allerdings waren mehr Fahrradfah­rer betroffen. Dies dürfte, so vermutet die Polizei, vor allem mit einem vermehrten Aufkommen an Radverkehr zu tun haben. Doch auch der schlechte Zustand von Straßen und Radwegen könnte, so vermuten die Verkehrswä­chter, ein Übriges beigetrage­n haben.

2020 passierten auf den Straßen Krefelds immerhin 1110 Unfälle weniger als im Vorjahr. Das entspricht bei einer Gesamtzahl von nun 8005 Fällen einem Rückgang von gut zwölf Prozent. Dabei war die Zahl der Unfälle mit Verletzten allerdings weit weniger rückläufig. Um 26 Fälle oder 3,5 Prozent sank diese Zahl auf 727. Dabei allerdings wurden insgesamt 42 Personen weniger verletzt (-4,7 %). Auffällig ist vor allem der Rückgang der Unfälle mit verletzten Kindern. Um satte 31 Prozent sank diese Zahl auf nun 69. Hier könnte zunächst ein Corona-Effekt aufgrund ausgefalle­nen Unterricht­s vermutet werden.

So einfach möchte sich die Leiterin des Dezernats Verkehr, Verena Fischer, die Lorbeeren aber nicht zur Gänze streitig machen lassen: „Sicher liegt die Vermutung nahe. Anderersei­ts sind die Kinder aber deshalb ja trotzdem auf den Straßen gewesen. In anderen Städten ist die Zahl sogar merklich gestiegen und auch dort gab es natürlich Corona und die Beschränku­ngen. Darum gehen wir auch davon aus, dass unsere Prävention­sarbeit, wie beispielsw­eise die Initiative FAIRkehr, eine Rolle spielt”, sagt die Expertin. Diese Arbeit sei in der Corona-Phase aufgrund der Kontaktbes­chränkunge­n schwierige­r geworden. Dennoch seien die Polizei und ihre Partner auch weiter bemüht, die Arbeit voranzutre­iben.

Einen Trend aber zeigen die Zahlen

ebenfalls eindrucksv­oll: Es gibt deutlich mehr verletzte Rad- und E-Bike beziehungs­weise Pedelec-Fahrer. Die Zahl der betroffene­n Radfahrer stieg auf 296 (+7,6 %), die der elektrisch unterstütz­ten Zweiradfah­rer gar um 89 Prozent auf nun 53. Zusammenge­rechnet bedeutet dies, dass 349 Verletzte mit dem Zweirad ohne Versicheru­ngskennzei­chen unterwegs waren. Damit war fast jeder zweite Verletzte in Krefelds Verkehr dieser Gruppe zugehörig (48 Prozent). Was einerseits eine erschütter­nde Botschaft ist, offenbart auf der anderen Seite auch eine zukunftswe­isende Entwicklun­g. „Wir gehen davon aus, dass es auch ein Zeichen ist, dass absolut weit mehr Radfahrer unterwegs waren. Viele Menschen sind auch aufgrund der Pandemie auf das Rad umgestiege­n“, vermutet Fischer.

Zwei Menschen kamen im vergangene­n Jahr im Straßenver­kehr ums Leben. „In einem Fall stürzte ein 94-Jähriger bei einem eigentlich eher leichten Unfall schwer und verstarb einige Tage später im Krankenhau­s. Im anderen Fall erlag ein 84-Jähriger ebenfalls Tage nach dem Unfall, bei dem er als Patient bei einem Krankentra­nsport unterwegs war, einer Komplikati­on der Behandlung. Die Fälle sind tragisch, aber eben keine klassische­n Todesfälle im Straßenver­kehr”, befindet Fischer.

Zwei Schwerpunk­te hat die Polizei aktuell bei ihrer Arbeit: „Die

Zahl der Unfälle mit Fahrerfluc­ht ging um 295 (14,8 %) auf 1702 zurück. Das führen wir auch auf unsere strenge Verfolgung dieser Fälle und die Kommunikat­ion dessen zurück. Immerhin rund zwei Drittel der Flüchtigen spüren wir auf und sie müssen mit Sanktionen bis hin zum Fahrverbot rechnen. Fahrerfluc­ht ist kein Kavaliersd­elikt”, erklärt Fischer unmissvers­tändlich. Der zweite Schwerpunk­t ist die Handynutzu­ng. „Dieser Sachverhal­t ist schwer nachvollzi­ehbar, da das Handy beim Eintreffen der Kollegen längst weggesteck­t ist. Aber die Zahl der Verwarngel­der zeigt: Es ist oft ein Unfallrisi­ko”, sagt die Dezernatsl­eiterin. Immerhin 2000 Verwarngel­der gehen auf elektronis­che Geräte zurück – das sind mit Abstand die meisten aller Kategorien. Die statistisc­he Erfassung wurde in diesem Jahr verbessert.

 ?? FOTO: SVS ?? Verena Fischer, Leiterin des Dezernats Verkehr bei der Krefelder Polizei, stellte die Verkehrsun­fallentwic­klung für 2020 in der Seidenstad­t vor.
FOTO: SVS Verena Fischer, Leiterin des Dezernats Verkehr bei der Krefelder Polizei, stellte die Verkehrsun­fallentwic­klung für 2020 in der Seidenstad­t vor.

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