Rheinische Post Krefeld Kempen
„Die Grotenburg ist unser Wohnzimmer“
Ohne Investor gehe es nicht, aber das Wohl des Vereins sei wichtiger als die Ligenzugekörigkeit.
Seit einem Jahr können die Fans die Spiele des KFC Uerdingen nicht mehr besuchen, auch das Training findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Derweil vollziehen sich im Verein und seinem Umfeld gravierende Veränderungen: Insolvenz, Abstiegskampf, Stopp der Stadionsanierung, Schließung des Kunstrasens der Jugend. Wie erleben all das die Fans? Daniel Staude, langjähriger Fans und Allesfahrer, der vor Corona fast 20 Jahre lang kein Meisterschaftsspiel des KFC verpasst hat, beantwortet viele Fragen. was sicher wichtig wäre.
Was wünschen oder erhoffen sich die Fans von dem neuen Investor? Staude Zunächst einmal wäre es gut, wenn er seine Ideen und Konzepte der Öffentlichkeit vorstellt. So würde man ihn zumindest etwas kennenlernen und vielleicht Ängste abgebaut. Natürlich wäre es ganz wichtig, dass wir das Gefühl bekommen, dass der Investor auch im Sinne des Vereins handelt, dass selbstverständlich der Vereinsname und die Vereinsfarben unangetastet bleiben. Vor allem aber muss schnellstmöglich eine Lösung für die Grotenburg gefunden werden.
Was bedeutet die Grotenburg für die Fans?
Staude sie ist das Wohnzimmer, in dem wir uns zu Hause fühlen. Mit ihr verbindet jeder seine ganz persönlichen Erinnerungen. Die Burg ist einzigartig, sie ist keine moderne 08/15-Arena, sie hat ein besonderes Flair.
Der KFC befindet sich in der Insolvenz. Wie groß ist die Sorge, dass die Gläubiger Ende April den Plan des Insolvenzverwalters ablehnen und die GmbH liquidiert wird? Staude Dann würde der KFC wahrscheinlich wieder in der Oberliga spielen, wo wir bei drei Grad im Nieselregen in Kappellen oder Hönneppel-Niedermörmter spielen. Natürlich
ist es cooler nach Kaiserslautern zu fahren. Aber nicht um jeden Preis.
Was heißt das?
Staude Natürlich ist ein Verein wie der KFC Uerdingen ohne Investoren nicht fähig, im Profi-Fußball zu spielen. Aber dem darf nicht alles untergeordnet werden. Wir müssen uns auch fragen: Wie ist es um die Außendarstellung des Vereins bestellt? Wie steht es um den Nachwuchs? Das Wohl des Gesamtvereins ist wichtiger als die Ligenzugehörigkeit. Ziel muss es sein, das berechtigte
Interesse eines Investors und das des
Vereins in Einklang zu bringen.
Was ist leichter – die sportliche oder die wirtschaftliche Rettung des KFC?
Staude Da wir in dieser Saison eine verdammt geile Mannschaft haben, die im Vergleich zu den Vorjahren sehr charakterstark ist, und ein Trainerteam, das den Laden zusammenhält, glaube ich, dass es sportlich leichter ist. Dabei hilft sicher auch das Team hinter dem Team, das kaum einer sieht.
Wie groß ist die Sehnsucht endlich wieder ins Stadion gehen zu können?
Staude Megagroß, weil man viele Freunde und Wegbegleiter ein Jahr lang nicht gesehen hat. Fußball im Stadion mit Bier und Bratwurst ist etwas anderes ganz als ein Spiel alleine im Fernsehen zu schauen. Allerdings hat der Fußball in der Corona-Zeit auch deutlich gezeigt, wie sehr Teile zum reinen Business verkommen sind.