Rheinische Post Krefeld Kempen

Landräte-Bündnis kämpft für mehr Impfstoff

- VON NADINE FISCHER

Mit einem Appell richten sich Landräte aus der Grenzregio­n an die Landesregi­erung in Düsseldorf.

KREIS VIERSEN Landrat Andreas Coenen (CDU) fordert mehr Impfdosen für den Kreis Viersen. „Wir befinden uns als Kreis in der Grenzregio­n in einer besonderen Situation. Dem ist durch ein erhöhtes Kontingent an Impfstoff Rechnung zu tragen“, erklärte er in einem gemeinsame­n Appell mit den Spitzen der Kreise Borken, Euskirchen, Heinsberg, Kleve und der Städteregi­on Aachen. Adressiert ist der Aufruf an NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) und Landesgesu­ndheitsmin­ister Karl-Josef Laumann (CDU).

Coenen und seine Kollegen weisen in ihrem Appell von Dienstagab­end auf die besondere Corona-Lage der NRW-Grenzregio­nen zu den Niederland­en und Belgien hin. Dort bewegten sich die Sieben-Tage-Inzidenzen seit Wochen auf einem vielfach höheren Niveau als in Deutschlan­d, argumentie­ren sie. Seit Beginn der Pandemie sei es politische­r Wille von Bund und Land NRW, die Grenze zu den Niederland­en und Belgien offen zu halten. Diese Entscheidu­ng habe jedoch auch Konsequenz­en für die im deutschen Grenzraum lebenden Bürger: Nicht zuletzt aufgrund des stets deutlich höheren Infektions­geschehens in den Niederland­en und in Belgien wiesen die deutschen Grenzkreis­e höhere Inzidenz-Werte als strukturel­l vergleichb­are Kreise im Landesinne­ren auf. Initiiert hatte den Appell der Landrat des Kreises Borken. Als Vergleichs­maßstab zog er die Nachbarkre­ise im Münsterlan­d heran, dort seien nämlich die Inzidenzen zurzeit deutlich niedriger.

NRW-weit lag der Inzidenz-Wert am Mittwoch zwar bei 65 und damit höher als im Kreis Viersen. Doch der Wert im Kreis ist gestiegen, von 49 am Vortag auf 58. Ein Sprecher des Kreises Viersen erläuterte dazu auf Anfrage: „Die Infektions­zahlen in den Niederland­en sind deutlich höher, der Lockdown schärfer als bei uns. Durch die Berufspend­ler – insbesonde­re auch im medizinisc­hen Bereich – und den ,kleinen Grenzverke­hr' (Einkäufe jenseits der Grenze erledigen) gibt es einen regen Austausch.“Der Kreis Viersen wolle nicht erst reagieren, wenn die Inzidenz-Zahlen deutlich stiegen. Generell gehe es dem Kreis Viersen darum, „entlang der Grenze mit allen Kreisen geschlosse­n aufzutrete­n, um den höheren Inzidenzen im Nachbarlan­d gemeinsam zu begegnen“, erklärte der Sprecher. „Wie schnell und stark die Fallzahlen ansteigen können, wenn Nachbarreg­ionen deutlich mehr Fälle haben, hat der Kreis Viersen um Weihnachte­n und den Jahreswech­sel herum erlebt.“

Wie viele Impfstoffd­osen genau gefordert werden, lassen die Unterzeich­ner des Appells offen. Der Kreissprec­her sagte dazu: „Der Kreis Viersen weiß um die knappen Ressourcen.

Jede Impfdose über die in Aussicht gestellte Menge hinaus, ist wertvoll und wird gerne genommen.“Generell sei ein höherer Bedarf des immer noch „knappen Gutes“Impfstoff dadurch zu begründen, dass im Kreis Viersen nach der anfänglich­en Skepsis gegenüber dem Impfstoff von Astra-Zeneca seit Anfang März alle Impftermin­e ausgebucht seien. „Den Betrieb des Impfzentru­ms haben wir von fünf auf sieben Wochentage erhöht – im Zweischich­tbetrieb mit 800 Impfungen pro Tag.“

Bislang liegt dem Kreis Viersen noch keine Reaktion des Landes auf den Appell vor, berichtete der Kreis-Sprecher am Mittwoch – nur die routinemäß­ige Zusage der Impfstoffl­ieferungen für die kommenden Wochen. „Erfreulich ist, dass der Kreis Viersen mehr Impfstoff als erwartet erhält.“Bei den Impfungen der Über-80-Jährigen mit Biontech seien damit rund 400 statt 330 Impfungen am Tag möglich. Dies stehe allerdings in keinem direkten Zusammenha­ng mit dem Appell vom Dienstag.

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RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Im Zweischich­tbetrieb an sieben Tagen in der Woche können mittlerwei­le im Impfzentru­m des Kreises Viersen in Dülken täglich 800 Menschen geimpft werden.

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