Rheinische Post Krefeld Kempen
Endlich sind sie wieder da: die Zoo-Besucher
Seit Anfang der Woche darf der Zoo wieder öffnen – mit Auflagen. So können Tickets nur online erworben werden. Dennoch nutzten viele Besucher die Gelegenheiten, die Tiere an der Uerdinger Straße zu besuchen. Wir machten ihn auch – einen Besuch im Zoo.
Aus dicken, tief hängenden, grauen Wolken, die über dem Zoo am Himmel stehen, tröpfelt nur ab und an ein wenig Regen. Der Wind ist bei acht Grad streckenweise unangenehm kühl. Nicht unbedingt die klassischen Bedingungen für einen Zoobesuch. Trotzdem tummeln sich reichlich Menschen in Krefelds größter Touristenattraktion. Die noch bestehenden Corona-Beschränkungen und die frühe Tageszeit – es ist zwölf Uhr und damit während der Schulzeit – sorgen dafür, dass es nicht all zu voll ist. Für die Tageszeit und zumal das Wetter ist es aber dennoch hervorragend besucht.
„Wir sind mit dem Besucheraufkommen der ersten Woche hochzufrieden. Aktuell können wir nur personalisierte Tickets mit Termin vergeben. Das machen wir maximal fünf Tage im Voraus, da sich die Regularien ändern könnten. Bis Sonntag hatten wir schon rund 12.000 Tickets abgesetzt”, sagt Zoo-Sprecherin Petra Schwinn.
Den Tieren gefalle die Rückkehr der Besucher sehr. „Sie wirken äußerst aufgeregt und neugierig. Unser neuer Tiger beispielsweise hat regelrecht für Fotos posiert. Ich hatte ihn zuvor selbst noch gar nicht gesehen”, erzählt Schwinn.
Dieser Eindruck bestätigt sich auch als Besucher. Die Tiger, sonst eher scheu, zeigen sich in der Tat sehr offen. Gleiches gilt für das „Phantom des Zoos”, das Berganoa, das sich sonst eher versteckt, nun aber völlig frei in seinem Gehege (zugegeben: einem neuen mit weniger Deckung) steht und die Besucher beobachtet. Auch der
Jaguar ist aktiv wie sonst eher selten. Aufmerksam schnüffelnd läuft der Kater in seinem Gehege umher, schnuppert hier und markiert dort, ehe er sich doch auf einem seiner üblichen Plätze, dem Baumstamm vor der Scheibe, niederlässt.
Doch nicht nur die Tiere sind offenkundig froh, dass die Normalität zurückkehrt und die Langeweile vorbei ist. Gerade die jungen Besucher sind mindestens ebenso aufgeregt und erfreut. „Als wir den Kindern den Plan eröffnet haben, heute in den Zoo zu gehen, waren sie extrem aufgeregt und konnten es kaum abwarten. Wir haben schon länger darüber gesprochen. Wir sind regelmäßige Zoogänger und sind auch schon einige Male in Krefeld gewesen”, erzählt Björn Grundmann, der mit seiner Familie aus Kaarst nach Krefeld angereist ist. Das Wetter störe weder ihn noch die Kinder. „Wir sind ohnehin viel draußen, und darum hält uns das auf keinen Fall ab”, erzählt er lachend.
Ähnlich sieht das Familie Budde. „Mein Mann und ich sind seit Kindheit an Pfadfinder. Für uns gibt es kein schlechtes Wetter – höchstens
Petra Schwinn Sprecherin Krefelder Zoo die falsche Kleidung”, sagt Mutter Anja. Die Kinder hätten unterschiedlich reagiert. „Viola, die Kleine, hat sich unendlich gefreut, wieder etwas zu unternehmen. Olivia, meine ältere Tochter, war etwas zurückhaltend Ihr ist das Social Distancing so in Fleisch und Blut übergegangen, dass sie sich mit der Öffnung etwas schwerer tut”, vermutet sie. Auch die Buddes haben eine längere Anreise in Kauf genommen. Immerhin fuhren sie aus Wesel nach Krefeld.
Sogar aus Berlin reiste Inken Piesker an. Allerdings ist sie derzeit zu Besuch bei Tochter Sabrina Henatsch und ihren Enkeln Luka und Ben in Neuss. „Wir gehen in den Krefelder Zoo, weil der Kindergarten zu ist. Da ist es für die Kleinen eine tolle Beschäftigung, die Tiere zu sehen. Außerdem ist es eine super Gelegenheit, etwas gemeinsam mit der Oma zu unternehmen. Und schließlich wollen wir den Zoo in dieser schwierigen Zeit auch bewusst und gezielt unterstützten”, sagt Mutter Sabrina Henatsch.
Sich dieser Freude zu entziehen, fällt schwer. Sogar, als nach einiger Zeit im schneidenden Wind die
Kälte durch den Körper zieht, ist es schön, durch den Tierpark zu streifen. Lediglich die leere Stelle, an der bis vor gut einem Jahr das Affenhaus mit seinen bekannten und beliebten Bewohnern stand, hinterlässt auch nach dem Abriss noch ein Gefühl von Traurigkeit und Verlust, das weit über Corona hinaus geht. Daran wird sich wohl auch nach dem Ende aller Beschränkungen so schnell nichts ändern. Denn bis an dieser Stelle ein Neubau steht, werden wohl noch einige Monate ins Land gehen.
„Bis Sonntag hatten wir schon rund 12.000 Tickets abgesetzt“