Rheinische Post Krefeld Kempen
Die neuen Aufgaben des Netteverbands
Nach seiner Gründung 1969 standen Entschlammung und Stauanlagen auf der Agenda – jetzt geht's um Revitalisierung.
NETTETAL Die Zentrale liegt in Leuth, der Verbandsvorsteher ist Nettetals Bürgermeister Christian Küsters (Grüne). Trotzdem ist der Netteverband keine Tochter der Stadt Nettetal, sondern hat mehrere Gesellschafter: Mitglieder des Netteverbandes sind neben Nettetal
die Städte Mönchengladbach, Straelen, Viersen und die Gemeinden Brüggen, Grefrath, Schwalmtal, Wachtendonk sowie die Eigentümer von Grundstücken und Anlagen, die die Unterhaltung der Gewässer erschweren oder von der Tätigkeit des Verbandes Vorteile haben und an seinen Kosten beteiligt werden.
Gegründet wurde der Netteverband
1969 als „Wasser- und Bodenverband Nette“durch Zusammenschluss der kleineren Verbände „Obere Nette“, „Am Königsbach“und „Untere Nette“. Charakteristisches Merkmal von Nette und einigen Nebengewässern sind die insgesamt zwölf durch Torfstich entstandenen Flachseen. Auch für diese Seen ist der Netteverband zuständig. Hat man in den vergangenen Jahrzehnten noch mehrere Seen entschlammt, ist das seit den 1990er-Jahren nicht mehr erfolgt. Während früher Bedenken von Naturschützern dazu führten, dass die Netteseen nicht mehr entschlammt wurden, sind es heute eher die hohen Kosten, die Maßnahmen gegen die weitere Verlandung der flachen Seen verhindern. „Heute wird das Entschlammen als teuer und ökologisch nicht erforderlich angesehen“, sagt Thomas Schmitz, Geschäftsführer des Netteverbands.
War in den Anfangsjahren die Entschlammung der Netteseen bestimmend, mussten danach Hochwasserrückhaltebecken und Stauanlagen gebaut werden. Heute übernimmt der Netteverband wichtige Aufgaben wie die Gewässerunterhaltung, die Sicherung des Hochwasserabflusses, einen naturnahen Gewässerausbau und Renaturierungen. Dieser Wandelprozess bestimmte den Zeitraum von 2001 bis 2017. Der Wandel gelang auch durch die Einbindung von Naturschützern und der Landwirtschaft.
Heute besitzt der Naturschutz, und damit auch der Gewässerschutz, einen viel höheren Stellenwert. Ein Beispiel für den Bewusstseinswandel, auch in der Öffentlichkeit, macht eine Anekdote klar, die der frühere Verbandsvorsteher Christian Weisbrich bei der Feier zum 50-jährigen Bestehen des Netteverbandes erzählte. So wurde Schloss Krickenbeck zwischen 1991 und 2011 von der WestLB als Tagungsstätte genutzt. Der damalige Vorstandsvorsitzende Friedel
Neuber wollte, so erzählte es Weisbrich, die Mückenplage am See bekämpfen, indem vom Hubschrauber Insektenvernichtungsmittel versprüht werden sollten. Das konnte damals verhindert werden, indem der Netteverband natürliche Fressfeinde wie Amphibien und Fische in den Seen ansiedelte. Ein Schwerpunkt der Arbeit des Geschäftsführers Thomas Schmitz für den Verband wird in den nächsten Jahren die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie sein. So wird der Untere Mühlenbach weiter naturnah ausgebaut, werden der Peitschbach und die Untere Nette revitalisiert.
Daneben werden die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gewässer wie Starkregen oder Trockenfallen von Gewässern ein zunehmend wichtiges Thema sein. Im Sommer 2018 und 2019 war die Nette teilweise trocken gefallen. Ein weiteres Problem ist die zunehmende Versiegelung der Landschaft – ein Problem bei Starkregen.