Rheinische Post Krefeld Kempen
Die Viersener Autorin für christliche Kultur
VIERSEN (b-r) Die Ideen zu den Buchprojekten der Viersener Autorin Brigitte Gossmann entstehen fast immer im Zusammenhang mit eigenen Erfahrungen. Bevor sie vor gut 20 Jahren ihre ersten Bücher mit christlichem Hintergrund im Herder-Verlag veröffentlichte, hatte sie festgestellt, dass der Religions- und Kommunionunterricht häufig eine „hübsche Wohlfühl-Theologie“vermitteln. „Was hat das noch mit der christlichen Botschaft zu tun?“, fragte sich Gossmann – und begann damit, eigene Texte zu dem Thema zu schreiben.
Mittlerweile ist die freiberufliche Autorin, die auch Predigtvorlagen formuliert, für mehrere Verlage tätig. Und es geht nicht mehr um die
Vermittlung christlicher Werte ausschließlich an Kinder. „Von der Wiege bis zur Bahre ist alles dabei“, erklärt sie lachend. Und auch „Ein Kirchenknigge für jedermann“: 14 x 14 Zentimeter misst der kleine Führer zu den Ritualen eines Gottesdienstes und der Verhaltensweisen in den Kirchen, passt in jede Hosentasche und hilft manch einem der Kirche nicht so Nahestehenden, auf kirchlichen Hochzeitsfeierlichen oder Beerdigungen die richtigen Dinge zu tun. Auch dieses kleine Büchlein basiert auf Erfahrungen, die die 60-jährige Autorin machte: Viele Menschen erlebte sie, die einfach nicht mehr wissen, wann im Gottesdienst gestanden, gesessen und gekniet wird und was es mit all den Traditionen und Ritualen auf sich hat. Auch Gossmann lernte bei ihren Recherchen zum Kirchenknigge Neues: Warum Männer den Hut abnehmen, während Frauen ihn aufbehalten dürfen, hat damit zu tun, dass sich das junge Christentum gegen das Judentum abgrenzen wollte. Jüdische Männer dürfen den Regeln nach nie unbedeckten Hauptes ins Gotteshaus gehen. Der Kirchenknigge erschien im
März 2020 im Verlag St. Benno.
Während der Corona-Pandemie veröffentlichte Brigitte Gossmann weiter. Zwei Alben brachte der Kevelaerer Verlag Butzon&Bercker heraus. Eines befasst sich mit der Taufe und trägt den Titel „Meine Taufe. Erinnerungsalbum“. Gebete für Kinder, Segenswünsche, Lieder schmücken die Seiten, auf denen viel Platz bleibt für Antworten auf Fragen wie „Die ersten Menschen, die dich bestaunt haben, waren: ….“, für den Taufspruch, für Fotos. „Wenn der Täufling erwachsen ist und in das Buch schaut, soll er daran erinnert werden, warum er getauft wurde und die Tiefe spüren, die dahinter steckt“, sagt Gossmann. Ähnlich aufgebaut wie das Taufalbum ist „Gott segne dich. Meine Erstkommunion“, das sich direkt an die Acht- bis Neunjährigen richtet.
Gossmann hat eine kaufmännische Ausbildung, absolvierte ein Fernstudium der Theologie, bildete sich in Gesprächspsychologie und als Exerzitienleiterin fort. Lange arbeitete sie ehrenamtlich in kirchlichen Mitwirkungsgremien mit. Aber als Autorin ist sie frei und unabhängig. „Das ist meine Berufung“, stellt sie fest.
Apropos „bis zur Bahre“: Seit elf Jahren gibt der St.-Benno-Verlag jährlich in neuer Aufmachung das Buch „Meine Zeit in Gottes Händen“heraus. Äußerlich erinnert es ein wenig an ein schönes Tagebuch. In der Ledermappe findet sich die Hilfestellung, sich aus christlicher Perspektive auf den eigenen Tod vorzubereiten. Vom Bankpasswort bis zur Patientenvorsorge und der Fürbitte auf der Beerdigung ist alles dabei. „Das muss jeder in der Schublade liegen haben“, sagt Gossmann. Das Buch liegt auch in ihrer Schublade. Noch unausgefüllt.