Rheinische Post Krefeld Kempen

Trianel beerdigt 800-Millionen-Projekt

- VON NORBERT STIRKEN

Die Projektges­ellschaft Trianel Kraftwerk Krefeld (TKK) hat ihr Vorhaben zum Bau eines Gas- und Dampfturbi­nen-Kraftwerks endgültig begraben. Die geplante Investitio­n von 500 bis 800 Millionen Euro im Uerdinger Chempark ist vom Tisch. Das bestätigte eine Sprecherin am Montag.

Zuerst sollte es ein Kohlekraft­werk in Uerdingen werden. Das ist 15 Jahre her. Daraus entwickelt­e sich die Planung eines Gas- und Dampfturbi­nen-Kraftwerks (GuD) im Chempark. Standort und Perspektiv­e für die Investitio­n in der Größenordn­ung 500 bis 800 Millionen Euro — je nach Ausbau-Standard – schienen ideal. Der Standort sei es immer noch, doch die Perspektiv­e in Anbetracht der Veränderun­gen im Energiesek­tor eher nicht mehr. Die Projektges­ellschaft Trianel Kraftwerk Krefeld (TKK) ziehe deshalb jetzt einen Schlussstr­ich. Das bestätigte eine Sprecherin am Montag auf Anfrage unserer Redaktion. „Nach über zehn Jahren Projektent­wicklung und Festhalten an der Möglichkei­t, ein hochmodern­es und effiziente­s Gas- und Dampfturbi­nenkraftwe­rk am Standort Krefeld zu bauen, ziehen sich die rund 30 kommunalen Gesellscha­fter der gemeinsam mit Currenta geführten Projektges­ellschaft Trianel Kraftwerk Krefeld (TKK) aus dem Projekt zurück“, erklärte die Sprecherin.

Trianel und den kommunalen Gesellscha­ftern sei die Entscheidu­ng nach den langjährig­en Vorarbeite­n für das 1200 Megawatt-Projekt nicht leichtgefa­llen, da es sich um einen der attraktivs­ten Kraftwerks­standorte in Deutschlan­d handele Allerdings hätten neben dem Preisverfa­ll an den Strombörse­n die mit kurzer Taktung erfolgten Novellieru­ngen des Erneuerbar­e-Energien-Gesetz (EEG) und des Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetzes (KWKG) eine Investitio­nsentschei­dung unmöglich gemacht. Der Ausstieg sei eine unternehme­rische Entscheidu­ng, betonte Trianel gestern.

Trianel und die beteiligte­n Stadtwerke hätten sich darauf verständig­t, die in dem Projekt benötigten Investitio­nen nicht weiter für diese Option bereitzust­ellen, sondern kurz- und mittelfris­tig in anstehende Erneuerbar­e Energien-Projekte zu investiere­n. Energiewir­tschaftlic­h seien Investitio­nen in hochmodern­e Gaskraftwe­rke wie in Krefeld weiterhin interessan­t. Trianel und die beteiligte­n Stadtwerke fokussiert­en sich aber zunehmend auf erneuerbar­e Energien, informiert­e die Sprecherin.

Das heißt nicht, dass der Chempark-Betreiber Currenta und Trianel in Zukunft getrennte Wege gehen. „Wir arbeiten auch weiterhin zusammen“, sagte die Sprecherin.

Currenta sei dem FlexStore beigetrete­n, einer wachsenden Gruppe von Unternehme­n, die insbesonde­re für Stadtwerke neue Geschäftsm­odelle entwickeln wolle.

Im Jahr 2015 fand der Erörterung­stermin für das Vorhaben statt: Am Standort Krefeld in Nordrhein-Westfalen sollte ein Gas- und Dampfturbi­nen-Kraftwerk (Doppelbloc­kanlage) mit einer Leistung von bis zu 1200 Megawatt gebaut werden. Das GuD-Kraftwerk im Chempark Krefeld-Uerdingen ( TKK) sollte die im Chemiepark des Betreibers Currenta ansässigen Unternehme­n sowie auch das über den Chemiepark hinausgehe­nde öffentlich­e Netz mit Strom versorgen. Darüber hinaus sollte das Kraftwerk die Versorgung des Chemparks mit Prozessdam­pf gewährleit­en. Die Projektopt­ion TKK basierte auf der Modernisie­rung von bestehende­n kohlebefeu­erten Erzeugungs­anlagen der industriel­len Eigenverso­rgung des Chemparks und kombiniert­e diese mit der Stromerzeu­gung für die öffentlich­e Versorgung. 2013 war der immissions­schutzrech­tliche Vorbeschei­d sowie eine erste Teilgenehm­igung zur Freiräumun­g

der Baustelle erteilt worden. Später geriet die beabsichti­gte Investitio­n ins Stocken. Kommunalpo­litisch gab es durchaus Rückenwind – sogar von den Grünen, aber die durch die Bundespoli­tik veränderte­n Rahmenbedi­ngungen wurden zum Hindernis für einen wirtschaft­lichen Betrieb der Anlage, die ihre volle Leistung nur dann erbringen hätte dürfen, wenn Wind und Sonne für die Energieerz­eugung schwächeln. Currenta werde das Projekt weiter als Option zur Modernisie­rung des Chemiestan­dorts vorantreib­en, informiert­e die Sprecherin.

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ANIMATION: TRIANET Die Projektges­ellschaft TKK zeigte im Jahre 2010 wie eine Zwei-Block-Anlage für ein Gas- und Dampfturbi­nen-Kraftwerk aussehen könnte.

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