Rheinische Post Krefeld Kempen
Kresch macht Beuys cool für Kids
Mit „Coolbeuys oder Wo ist Joseph“will das Kreschtheater Zuschauern ab zehn Jahren moderne Kunst nahebringen spannend und unverschult. Die Premiere läuft als Livestream am Sonntag, 21. März, im Internet.
Eine Schachtel und ein Hut verändern alles: Beides bekommt Felix zum Geburtstag. Er merkt schnell: Das ist eine Botschaft von seinem Vater, den er nicht kennt. Denn Felix lebt allein mit seiner Mutter. Die unerwartete Sendung verwirrt ihn und da ist dieses Gedicht „Was ein Künstler ist“... Plötzlich beginnt Felix, sein Zimmer umzugestalten, auf Wände zu malen, ungewohnte Dinge zu tun. Seine Mutter erzählt, dass sie Kunststudentin war bei Joseph Beuys. Und auch wenn der nicht Felix' Vater ist, begibt der Junge sich auf die Spur des Künstlers.
Dezent und „unverschult“will das Kresch-Theater im Beuys-Jahr Kindern und Jugendlichen den Künstler und seine Ideen nahebringen. „Coolbeuys oder Wo ist Joseph“ist ab Sonntag, 21. März, 19 Uhr als Livestream zu sehen. „Wir sind sehr aufgeregt vor dieser Premiere, aber wir hoffen, das Stück auch bald auf der Bühne zeigen zu können“, sagt Kresch-Leiterin Isolde Wabra.
Helmuth Wenderoth, Autor und Regisseur, hat sich die Geschichte von Mutter, Sohn und Beuys ausgedacht, um die Botschaft moderner Kunst für ganz junge Zuschauer aufzubereiten: „Trau dich was, geh auch mal einen schrägen Weg, auch wenn er andere irritiert, vielleicht sogar provoziert“, sagt er. Denn genau das habe er selbst von Beuys gelernt, als er zum ersten Mal die „Barraque d'Dull Odde“im Kaiser-Wilhelm-Museum gesehen habe. Dieser von Beuys installierte Raum, in dem allerlei Krimskrams wie in einem Kellerregal herumsteht und liegt, habe seine Sicht auf zeitgenössische Kunst wesentlich verändert: „Sich trauen, was anderes zu machen“, erklärt er. „Weil Beuys in meinem Leben eine so große Rolle spielt, ist es für mich eine Ehre, das Stück zum Beuys-Jubiläumsjahr zu machen.“
Zur Inspiration für die Theaterarbeit habe man drei Stunden in der Barraque gesessen und sich „von Beuys berieseln“lassen. Um Kunst wird es im Stück natürlich gehen, um Musik, Politik und Schamanentum, selbstverständlich um Beuys' berühmten Satz „Jeder Mensch ist ein Künstler“, aber auch um ein Gedicht, das fälschlicherweise oft Beuys zugeschrieben wird: „Was ein Künstler ist“. Verfasst hat es die amerikanische Malerin SARK (Susan Ariel Rainbow Kennedy), in der deutschen Übersetzung beginnt es: „Lass dich fallen, lerne Schnecken beobachten...“.
„Das Gedicht ist nicht von Beuys, aber es fasst sehr gut zusammen,
was Beuys ausmacht“, finde Wienke Treblin. Die Grafikdesignerin und Illustratorin, die viele inzwischen von den Kunst-Impuls-Aktionen der Krefelder Kunstmuseen kennen, hat das Bühnenbild für die Kresch-Produktion geschaffen. „Die Verknüpfung von Kunst und Gesellschaft war mir dabei wichtig. Ich möchte einen neuen, aber Beuys ähnlichen Zugang zum Publikum über künstlerische Zeichen vermitteln“. Die Bildhauerei des Alltags spiele da mit, vertraute Gegenstände, die sie in neue Verbindungen bringen möchte, und „der schöpferische Umgang mit Umwelt“. Aber das laufe nicht fordernd oder plakativ ab. „Es wirkt auf verschiedenen Ebenen, bildlich und sprachlich. Wir werden den Kindern den Zugang zu Beuys versteckt unterjubeln.“
Michaela Christl und Frank Kleineberg, die als Mutter und Sohn im Zwei-Personen-Stück auftreten, haben für „Coolbeuys“eigene Songs komponiert. Und auch die Zuschauer sollen eigentlich aktiv werden. Denn in Kooperation mit den Kunstmuseen und dem Werkhaus ist ein umfangreiches theaterpädagogisches Begleitprogramm geplant. „Es wird mit der Besichtigung der Barraque d'Dull Odde im Kaiser-Wilhelm-Museum beginnen. Gemeinsam mit Künstlerinnen und Künstlern sollen Gruppen auch soziale Plastiken erarbeiten“, berichtet Wenderoth. Die Arbeiten oder Performances sollen öffentlich und sichtbar werden im Bereich zwischen KWM, Werkhaus/ Südbahnhof und Kreschtheater in der Fabrik Heeder.
„Es wäre toll, wenn bei Kunstlehrern ankommt, dass nicht derjenige gute Noten bekommt, der gut abmalen kann, sondern wenn auch Mut zu Neuem anerkannt würde“, meint Kreschleiterin Wabra.