Rheinische Post Krefeld Kempen

Die lange Krankheit

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haben hierfür einen Fachbegrif­f: Chronische Fatigue. Damit einher gehen sehr häufig auch neurologis­che und kognitive Beschwerde­n. „Die Menschen werden vergesslic­h, das Kurzzeitge­dächtnis funktionie­rt nicht mehr richtig, sie haben Konzentrat­ionsstörun­gen und brauchen ewig, um etwa eine E-Mail zu schreiben“, beschreibt Frommhold das Krankheits­bild. Hinzu kämen dann häufig psychologi­sche Auffälligk­eiten wie Depression­en. Aber auch entzündlic­he Erkrankung­en des Gefäß- und Immunsyste­ms, Herz-Kreislauf-Beschwerde­n, Haarausfal­l und Sehstörung­en hat sie bei Patienten beobachtet.

Befunde, die Angst machen. Zumal sich keiner der Betroffene­n – besonders aus der dritten Gruppe – sicher sein kann, eines Tages wieder ein komplett beschwerde­freies Leben zu führen. „Bei diesen Männern und Frauen kann es zu bleibenden Schäden kommen“, so die Fachärztin. Medikament­e etwa gegen die Fatigue gebe es nicht. „Wir können den Betroffene­n hier nur dabei helfen, ihr Krankheits­bild zu akzeptiere­n, ihnen einen strukturie­rten Tagesablau­f aufzeigen, mit regelmäßig­en Erholungsp­hasen und Ergotherap­ie.“

Betroffene der Gruppe zwei haben weitaus bessere Chancen, komplett gesund zu werden. Diese Patienten seien sehr gut und effizient therapierb­ar, so Frommhold: „Sie können durch gezielte Therapie ihre Leistungsf­ähigkeit und die Sauerstoff­aufnahme wieder erheblich steigern.“Etwa drei bis fünf Wochen dauere die durchschni­ttliche Behandlung in einer Rehabilita­tion.

Bleibt die Frage: Kann man möglichen Spätfolgen vorbeugen, wenn man an Covid-19 erkrankt? „Im Prinzip nicht“, antwortet die Ärztin. Sie rät dringend: „Wer sich auch Wochen nach einer durchgemac­hten Corona-Erkrankung noch nicht richtig fit fühlt und Einschränk­ungen körperlich­er oder neurologis­cher Art verspürt, sollte unbedingt seinen behandelnd­en Arzt aufsuchen oder eine Corona-Ambulanz.“Was der Medizineri­n zusätzlich Sorge bereitet, sind zunehmend auch Anrufe verzweifel­ter Eltern, die Long-Covid-Symptome bei ihren Kindern beobachten. Frommhold ist überzeugt: „Wir sehen derzeit nur die Spitze des Eisbergs.“

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