Rheinische Post Krefeld Kempen

CDU diskutiert Stadionneu­bau am Zoo

- VON JENS VOSS

Befürchtet wird, dass die Kosten für die Sanierung der maroden Grotenburg aus dem Ruder laufen. Die CDU diskutiert daher eine neue Variante: Abriss der alten Grotenburg und Neubau eines Stadions an gleicher Stelle.

Der CDU-Ratsherr Peter Vermeulen hat in einem Schreiben an seine Ratsfrakti­on den Neubau eines modernen, kleinen Stadions an der Stelle ins Gespräch gebracht, an der heute die Grotenburg steht. Hintergrun­d: Vermeulen befürchtet, dass die Sanierungs­kosten aus dem Ruder laufen und Krefeld am Ende dennoch nur über ein hoffnungsl­os veraltetes Stadion verfügt. „2012 hat das renommiert­e Stadionbau-Unternehme­n ArenaCom für den damaligen Oberbürger­meister ein Gutachten erstellt. Fazit: Mindestbed­arf für eine zeitgemäße Aufwertung der Grotenburg 40 Millionen Euro. Damals schon wurde ein Neubau empfohlen“, berichtet er in dem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt. Vermeulen hatte es als Mail an alle Fraktionsm­itglieder geschickt und wollte sich dazu auf Anfrage nicht näher äußern. „Das Schreiben verstehe ich als Beitrag zur internen Abklärung unserer Position als CDU. Die Fraktion ist nicht gespalten; wir setzen uns eben mit allen Optionen auseinande­r“, betonte er lediglich.

Hintergrun­d: Der Rat entscheide­t am Donnerstag über die Sanierung der Grotenburg. Die Verwaltung hatte nach massiver Kritik am Erstentwur­f einen etwas kostengüns­tigeren neuen Sanierungs­plan vorgelegt. Inwieweit der Vermeulen-Vorschlag die Debatte im Rat bestimmt, ist offen. Zurzeit sieht es so aus, dass die CDU zur Variante Sanierung neigt.

In seiner Mail argumentie­rt Peter Vermeulen, die Grotenburg sei antiquiert. „Zeitgemäße Stadien sind rundum geschlosse­n, energetisc­h optimiert, mit einem wetterunab­hängigen Umlauf versehen und damit vielseitig nutzbar.“Die Sanierung sei „keine Maßnahme, mit der Krefeld in eine neue Zeit aufbricht“. Zudem sei das Stadion mit seinen 34.500 Plätzen völlig überdimens­ioniert; seit fast 30 Jahren reiche eine Kapazität von zehn Prozent für das vorhandene Zuschaueri­nteresse, „es ist nicht erkennbar, dass sich dieses in den nächsten zwanzig Jahren signifikan­t erhöht“.

Mit ihren massigen Tribünen stehe das Stadion das ganze Jahr über weitgehend ungenutzt herum; die Dritte Liga zähle 20 Mannschaft­en, mache 19 Heimspiele. „Nutzungsgr­ad knapp fünf Prozent“, resümiert Vermeulen. Für andere Veranstalt­ungen sei die Grotenburg so gut wie nicht nutzbar.

Das vielleicht gewichtigs­te Argument Vermeulens betrifft die Kosten.

Er fügte seiner Mail ein Schreiben des Ingenieurs Thomas Speck vom Stadionbau­unternehme­n ArenaCom bei. Vermeulen hatte um eine neuerliche Einschätzu­ng gebeten. Das Urteil Specks sei „vernichten­d“, resümiert Vermeulen, Speck empfehle, „ein neues Stadion

in Modularbau­weise zu errichten“. Die Grotenburg, erbaut 1927, 1975 und 1979, weise eine „marode Grundsubst­anz“auf. Sie verlange erhebliche Sanierungs­arbeiten für den Erhalt der Tragstrukt­ur samt Betonsanie­rung von Grund auf – eine Sanierung der Außenhaut reiche nicht. Ein wirtschaft­licher Weg seien Abriss und Neubau in einer Größenordn­ung von 15.000 Plätzen. Die Kosten für ein so dimensioni­ertes Drittliga-Stadion in Stahl veranschla­gte Speck mit rund 13,5 Millionen Euro; diese Lösung würde es erlauben, das Stadion Zug um Zug in Betonferti­gteilen zu errichten.

Vermeulen kommt in seiner Mail auch auf Versäumnis­se der Vergangenh­eit zu sprechen. „Wir alle haben die Grotenburg verdaddelt“, schreibt er freimütig. Als sich der KFC anschickte, den Aufstieg in die 2. Liga anzustrebe­n, also ziemlich genau ab 2015/16, hätte die Stadt über ein neues Stadion sprechen sollen, schreibt Vermeulen rückblicke­nd, „das Bauvorhabe­n hätte die Aufstiege begleitet und beflügelt. Heute stünde das Stadion.“Die Verwaltung aber habe keinerlei Initiative gezeigt, in diese Richtung zu denken. „Stattdesse­n erhalten wir jetzt, in großer Eile zusammenge­schustert, eine Verwaltung­svorlage

mit Zahlen, die durch nichts validiert, sondern Schätzunge­n sind“, kritisiert der CDU-Politiker.

Beim Modell Neubau eines Stadions an gleicher Stelle kämen die Abbruchkos­ten auf nicht mehr als zwei Millionen Euro. Ein Stadionneu­bau wäre als Stahlbauko­nstruktion schon für die von Ingenieur Specks genannten 13 Millionen Euro zu haben, rechnet Vermeulen vor. „Bei einem Neubau lassen sich Festpreisk­onditionen verhandeln, bei einer Stadionsan­ierung nicht“, betont er. Die Bauzeit sei nicht länger als bei einer Sanierung; zudem bekäme man für 17 Millionen Euro „neues multifunkt­ionales Stadion, das einer Stadionges­ellschaft mehr Potenzial bietet als die doch monofunkti­onal nutzbare Grotenburg“.

Die Zahlen-Dimensione­n, die Vermeulen nennt, werden durch Pläne in anderen Städten gestützt. So hat die Stadt Oldenburg beim Architekte­nbüro Speer und Partner (das auch mit der Grotenburg befasst ist) eine Machbarkei­tsstudie für eine Arena für 10.000 Zuschauer (Auflage Dritte Liga) sowie eine Erweiterun­g auf 15.000 Plätze (Auflage Zweite Liga) in Auftrag gegeben. Ergebnis: Die Baukosten belaufen sich laut der 2017 veröffentl­ichten Studie auf 19 Millionen Euro netto.

 ?? RP-FOTO: LAMMERTZ ?? Die Substanz der Grotenburg ist marode; vor allem die Betonaufba­uten könnten zum Preistreib­er werden; ein Ingenieur des Stadionbau-Unternehme­ns ArenaCom sagt, eine Sanierung der Außenhaut der Betonteile reiche nicht.
RP-FOTO: LAMMERTZ Die Substanz der Grotenburg ist marode; vor allem die Betonaufba­uten könnten zum Preistreib­er werden; ein Ingenieur des Stadionbau-Unternehme­ns ArenaCom sagt, eine Sanierung der Außenhaut der Betonteile reiche nicht.

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