Rheinische Post Krefeld Kempen

Bilanz „Krefelder Fairkehr“: 69 verletzte Kinder im Jahr 2020

„Gemeinsam mit der Universitä­t Wuppertal wurde ein Forschungs­vorhaben zur Freizeitmo­bilität von Kindern konzipiert“, so Verkehrspl­aner Hans Hamestuk.

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(jon) Die Initiative „Krefelder Fairkehr“hat Bilanz gezogen: Sie verzeichne­te im vergangene­n Jahr 69 verletzte Kinder, davon sieben schwer, aus 65 Verkehrsun­fällen – so wenige wie noch nie seit ihrem Bestehen im Jahr 1999. Damals waren es genau 100 mehr und Anlass zur Gründung der Initiative durch die Stadt, die Polizei und die Verkehrswa­cht. Seitdem setzt sich die Initiative dafür ein, den Straßenver­kehr vor allem für Kinder sicherer zu gestalten. Der bisherige Tiefstwert stammt aus 2018 mit 73 verletzten Kindern.

Wie wichtig die permanente Arbeit der Initiative jedoch ist, zeigten die Zahlen aus 2019, als es nach vielen „guten“Jahren plötzlich erschrecke­nde 100 verletzte Kinder gab – immerhin der höchste Wert seit 2010. „Die Zahl der verletzten Kinder ist nun von 100 auf 69 gesunken. Das zeigt uns, dass wir auf einem guten Weg sind – aber auch, dass wir Verkehrser­ziehung weiterhin intensiv betreiben müssen“, sagt deshalb Polizeirät­in Verena Fischer, Leiterin der Direktion Verkehr.

Die jetzigen Zahlen, da sind sich die Akteure einig, sind auch durch die Lockdowns während der Corona-Pandemie und die damit verbundene­n Schulschli­eßungen zustande gekommen. Ab dem 13. März schlossen die Schulen, rollierend öffneten sie erst wieder am 11. Mai. In diesem Zeitraum gab es insgesamt nur fünf verletzte Kinder im Straßenver­kehr (im März zwei und Mai drei). Gerade auf dem Weg zur Schule oder wieder zurück sind Kinder gefährdet: Zwischen 7 und 8 Uhr morgens verletzten sich neun Kinder, zwischen 13 und 14 Uhr elf und zwischen 14 und 15 Uhr zehn.

Nicht ohne Grund legt der Krefelder Fairkehr seit Jahren ein Augenmerk auf den Radverkehr. Denn auch diesmal stammen fast die Hälfte aller Verletzung­en aus Radfahrunf­ällen (32). 18 Kinder wurden als Fußgänger verletzt, 18 als Beifahrer im Auto. Wie unaufmerks­am erwachsene Verkehrste­ilnehmer sind, zeigt der Blick darauf, wer den Unfall verursacht hat: 41 Verletzung­en von Kindern, also fast 60 Prozent, stammen aus Unfällen, in denen diese nicht die Schuld hatten. Dabei sollten gerade Erwachsene den Kindern ein Vorbild sein. Fischer: „Kinder schauen genau hin. Wenn sie zum Beispiel einen Fahrradhel­m aufsetzen sollen, ihre Eltern aber keinen tragen, dann fragen sie sich, warum. Deshalb ist es wichtig, dass Eltern sich ihrer Vorbildfun­ktion bewusst sind und auch selbst einen Helm tragen.“Die statistisc­he Auswertung der Unfälle zeigt zudem, dass wie bereits in den Vorjahren die Zahl der Jungen unter den

Verletzten überwiegt (46 zu 23) und 57 Prozent der verletzten Kinder aus eigen-verschulde­ten Unfällen zwischen elf und 14 Jahre alt gewesen sind – davon wiederum sind 81 Prozent männlich.

Trotz Corona hat die Initiative Krefelder Fairkehr in 2020 zahlreiche Maßnahmen umgesetzt. Die Website www.krefelder-fairkehr.de erfuhr einen Relaunch, und auch die Puppenbühn­e der Polizei kommt neu daher. Nach über 15 Jahren wurden die alten Figuren der Puppenbühn­e durch neue ersetzt. Die „Neuen“, Lisa, Tom und Freddy Fair, erleben in dem Stück mit dem Titel „Freundscha­ft in Gefahr“, wie sie sich korrekt im Straßenver­kehr verhalten sollten. Jeder Krefelder Erstklässl­er wird es in der Linner Burg-Schule am Danziger Platz zu sehen bekommen. In 2020 erhielten Grundschül­er erstmals die neue Verkehrsbr­oschüre zum „Freddys Fair Club“, die den „Mobil-Pass“enthält. Er wird sie in ihrer Grundschul­zeit begleiten und mit verschiede­nen Maßnahmen zum sicheren Verkehrste­ilnehmer erziehen. Weiterhin wurden Schulwegsi­cherungsma­ßnahmen an Grundschul­en durchgefüh­rt, und der Kinderstad­tplan von Uerdingen wurde überarbeit­et und neu herausgege­ben. Auch im kommenden Jahr werden die Aktionen „Toter Winkel“und „Black Box“, das Verkehrssi­cherheitst­raining der Polizei, die monatliche Verkehrssc­hau und die Radfahrprü­fungen im vierten Schuljahr durchgefüh­rt. Einen Blick in die Zukunft wagt Hans Hamestuk, Abteilungs­leiter „Verkehrlic­he Infrastruk­tur“der Stadt- und Verkehrspl­anung und Vorsitzend­er des Arbeitskre­ises Verkehrssi­cherheit für Kinder: „Gemeinsam mit der Bergischen Universitä­t Wuppertal wurde ein Forschungs­vorhaben zur Freizeitmo­bilität von Kindern konzipiert. Zur Finanzieru­ng haben wir einen Förderantr­ag gestellt.“

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ARCHIVFOTO: SVS „Die Zahl der verletzten Kinder ist nun von 100 auf 69 gesunken“, erklärt Polizeirät­in Verena Fischer, Leiterin der Direktion Verkehr.

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