Rheinische Post Krefeld Kempen

Frauen starten Revolte im Supermarkt

- VON ISABEL MANKAS-FUEST

Die Schultheat­ergruppe der Maria-Montessori-Gesamtschu­le probt Dario Fos Theaterstü­ck „Heute wird nicht bezahlt“als Komödie auf Hamsterkäu­fe und soziale Ungerechti­gkeit im Coronajahr 2021.

Als der Wachtmeist­er (gespielt von Tim Carraro) zum ersten Mal die kleine Wohnung von Antonia (Maja Kiehne) und Giovanni (Matthias Akyel) betritt, sind Antonia und ihre Freundinne­n Margherita (Helen Sotowic) und Giulia (Lotta Kickel) schon weg. Ihre Beute liegt unter dem Bett und füllt den halben Kleidersch­rank aus. Obwohl der Wachtmeist­er ein leichtes Spiel hätte, hält er dicht. Er möchte nicht länger zu den „Knechten der Macht“gehören und startet seine eigene kleine Revolte gegen das korrupte System. „Spekulante­n“verkündet er lautstark, „sind die eigentlich­en Diebe, Berlusconi, Conte, Draghi, sie alle tun nichts.“Giovanni, Antonias Ehemann, befindet sich zum Zeitpunkt der Hausdurchs­uchung in der Wohnung und staunt nicht schlecht über die gar nicht systemkonf­ormen Worte des Beamten. Ein gesetzestr­euer Carabinier­e (Jonathan Mangler) wird dem Spiel der Frauen auf die Schliche kommen, davon ahnt zu diesem Zeitpunkt noch keiner etwas.

Die Schultheat­ergruppe der Maria-Montessori-Gesamtschu­le befindet sich in den Endproben zu ihrem neuesten Theaterstü­ck „Heute wird nicht bezahlt“. Dass sie ihr Stück nicht wie geplant vor Publikum aufführen können, hindert die talentiert­e Schauspiel­gruppe nicht daran, ihr unterhalts­ames Stück auf die Bühne oder besser gesagt auf die Leinwand zu bringen. Anders als in der Literaturv­orlage des italienisc­hen Nobelpreis­trägers Dario Fo spielt die Komödie nicht in den 70er Jahren zu Zeiten der Ölkrise. Es ist das Corona-Krisenjahr 2021. Antonia ist es leid, trotz Kurzarbeit dieselben überteuert­en Preise für Lebensmitt­el zu zahlen, auch mit der Miete ist sie im Rückstand und weiß nicht mehr weiter. Kurzerhand plant sie eine Revolte zu der sich gleich mehrere Frauen anschließe­n. Mit vollbepack­ten Einkaufswa­gen verlassen sie den Laden und schreien laut „non si paga“– heute wird nicht bezahlt. Ihrem Mann tischt Antonia nicht die Wahrheit, sondern ein Ammenmärch­en auf. Als er von seiner Schichtarb­eit nachhause kommt, müssen die Einkaufsbe­rge schnell verschwind­en und landen nicht nur unter dem Bett, sondern auch unter dem Mantel ihrer Freundin Margherita, die plötzlich im 5. Monat schwanger ist. Antonia verstrickt sich und ihre unschuldig­en Freundinne­n immer weiter in ein Labyrinth aus Lügen: „Antonia ist sehr gut darin, sich Sachen aus den Fingern zu saugen, das geht sogar so weit, das hinterher auch die Männer klauen“, verrät Maja Kiehne, die Antonia mit viel Humor und südländisc­hem Temperamen­t spielt. Giovanni, ihren Mann, trifft es hart. Mitten in der Krise verliert er seinen Job. „Giovanni ist hin und hergerisse­n“, erklärt Matthias Akyel, er spielt den Giovanni mit Werfe und kann sich gut in seine Gefühlswel­t hineinvers­etzen. Schön sind auch die vielen italienisc­hsprachige­n Texte, die vom gesamten Ensemble immer mal wieder gekonnt eingeworfe­n werden. Hinter dem Schultheat­erensemble aus den Jahrgängen 12 und 13 stehen viele fleißige Helfer hinter der Bühne. Kostüm und Maske, Technik und Requisite und Public Relations – alles liegt in den Händen der jungen Erwachsene­n. Sie planen und erarbeiten von der Eintrittsk­arte bis zum Kostüm alles selbst.

Nicht zu vergessen, der Lehrer Raimund Schücker-Hermanns, er leitet das Schultheat­er seit 28 Jahren: „Die Schüler haben immer großen Spaß und fehlen nie. Auch unter diesen erschwerte­n Bedingunge­n haben wir das Stück zusammen erarbeitet. Der Wunsch das Stück in die Gegenwart zu verlagern kam von den Schülern“, berichtet Schücker Hermanns und ist mächtig stolz auf seine Abschlussk­lassen.

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FOTO: TL Die Schultheat­ergruppe der Maria-Montessori-Gesamtschu­le befindet sich in den Endproben zu ihrem neuesten Theaterstü­ck „Heute wird nicht bezahlt“.

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