Rheinische Post Krefeld Kempen
Frauen starten Revolte im Supermarkt
Die Schultheatergruppe der Maria-Montessori-Gesamtschule probt Dario Fos Theaterstück „Heute wird nicht bezahlt“als Komödie auf Hamsterkäufe und soziale Ungerechtigkeit im Coronajahr 2021.
Als der Wachtmeister (gespielt von Tim Carraro) zum ersten Mal die kleine Wohnung von Antonia (Maja Kiehne) und Giovanni (Matthias Akyel) betritt, sind Antonia und ihre Freundinnen Margherita (Helen Sotowic) und Giulia (Lotta Kickel) schon weg. Ihre Beute liegt unter dem Bett und füllt den halben Kleiderschrank aus. Obwohl der Wachtmeister ein leichtes Spiel hätte, hält er dicht. Er möchte nicht länger zu den „Knechten der Macht“gehören und startet seine eigene kleine Revolte gegen das korrupte System. „Spekulanten“verkündet er lautstark, „sind die eigentlichen Diebe, Berlusconi, Conte, Draghi, sie alle tun nichts.“Giovanni, Antonias Ehemann, befindet sich zum Zeitpunkt der Hausdurchsuchung in der Wohnung und staunt nicht schlecht über die gar nicht systemkonformen Worte des Beamten. Ein gesetzestreuer Carabiniere (Jonathan Mangler) wird dem Spiel der Frauen auf die Schliche kommen, davon ahnt zu diesem Zeitpunkt noch keiner etwas.
Die Schultheatergruppe der Maria-Montessori-Gesamtschule befindet sich in den Endproben zu ihrem neuesten Theaterstück „Heute wird nicht bezahlt“. Dass sie ihr Stück nicht wie geplant vor Publikum aufführen können, hindert die talentierte Schauspielgruppe nicht daran, ihr unterhaltsames Stück auf die Bühne oder besser gesagt auf die Leinwand zu bringen. Anders als in der Literaturvorlage des italienischen Nobelpreisträgers Dario Fo spielt die Komödie nicht in den 70er Jahren zu Zeiten der Ölkrise. Es ist das Corona-Krisenjahr 2021. Antonia ist es leid, trotz Kurzarbeit dieselben überteuerten Preise für Lebensmittel zu zahlen, auch mit der Miete ist sie im Rückstand und weiß nicht mehr weiter. Kurzerhand plant sie eine Revolte zu der sich gleich mehrere Frauen anschließen. Mit vollbepackten Einkaufswagen verlassen sie den Laden und schreien laut „non si paga“– heute wird nicht bezahlt. Ihrem Mann tischt Antonia nicht die Wahrheit, sondern ein Ammenmärchen auf. Als er von seiner Schichtarbeit nachhause kommt, müssen die Einkaufsberge schnell verschwinden und landen nicht nur unter dem Bett, sondern auch unter dem Mantel ihrer Freundin Margherita, die plötzlich im 5. Monat schwanger ist. Antonia verstrickt sich und ihre unschuldigen Freundinnen immer weiter in ein Labyrinth aus Lügen: „Antonia ist sehr gut darin, sich Sachen aus den Fingern zu saugen, das geht sogar so weit, das hinterher auch die Männer klauen“, verrät Maja Kiehne, die Antonia mit viel Humor und südländischem Temperament spielt. Giovanni, ihren Mann, trifft es hart. Mitten in der Krise verliert er seinen Job. „Giovanni ist hin und hergerissen“, erklärt Matthias Akyel, er spielt den Giovanni mit Werfe und kann sich gut in seine Gefühlswelt hineinversetzen. Schön sind auch die vielen italienischsprachigen Texte, die vom gesamten Ensemble immer mal wieder gekonnt eingeworfen werden. Hinter dem Schultheaterensemble aus den Jahrgängen 12 und 13 stehen viele fleißige Helfer hinter der Bühne. Kostüm und Maske, Technik und Requisite und Public Relations – alles liegt in den Händen der jungen Erwachsenen. Sie planen und erarbeiten von der Eintrittskarte bis zum Kostüm alles selbst.
Nicht zu vergessen, der Lehrer Raimund Schücker-Hermanns, er leitet das Schultheater seit 28 Jahren: „Die Schüler haben immer großen Spaß und fehlen nie. Auch unter diesen erschwerten Bedingungen haben wir das Stück zusammen erarbeitet. Der Wunsch das Stück in die Gegenwart zu verlagern kam von den Schülern“, berichtet Schücker Hermanns und ist mächtig stolz auf seine Abschlussklassen.