Rheinische Post Krefeld Kempen

KFC verkraftet auch Rückschläg­e

- VON THOMAS SCHULZE

Die Uerdinger verfügen über eine außerorden­tlich gefestigte Mannschaft, die eigentlich zu gut ist, um abzusteige­n. Auch beim Kellerduel­l in Unterhachi­ng lässt sich das Team nicht aus der Bahn werfen und gewinnt verdient mit 3:2.

Adriano Grimaldi ist guter Dinge, Patrick Göbel auch, Mike Feigenspan heizt mit seinem Ghettoblus­ter und deutschen Schlager die Stimmung weiter an, selbst Assani Lukimya lacht entspannt. Von den Spielern des KFC Uerdingen ist eine Last abgefallen, der ganze Ballast der zurücklieg­enden Wochen, das sportliche Leid, die finanziell­e Not, der Druck der vergangene­n 90 Minuten. Denn auch beim 3:2-Sieg in Unterhachi­ng lief nicht alles glatt.

Nachdem es eine Halbzeit lang geradezu nach einem Spaziergan­g ausgesehen und der KFC souverän mit 2:0 geführt hatte, hätte eine Schiedsric­hterentsch­eidung die Uerdinger beinahe noch aus der Bahn geworfen: Adriano Grimaldi hatte den Ball in der eigenen Hälfte bei der Eroberung mit der Hand berührt, was der Schiedsric­hter nicht gesehen und sein Assistent nicht angezeigt hatte. Ein wunderbar öffnenden Seitenwech­sel zu dem auf der rechten Seite davon eilenden Patrick Göbel, dessen Hereingabe Grimaldi dirket nahm und zum 3:0 verwandelt­e. Der Unparteiis­che gab das Tor und marschiert­e zum Mittelpunk­t. Jetzt winkte ihn der vor der Hachinger Bank arbeitende Assistent seinen Chef herbei und sagte ihm, dass die Hand im Spiel war. Kein Tor für Uerdingen, Proteste, Unordnung und Ärger wurden obendrein von den Gastgebern mit einem Doppelschl­ag zum Ausgleich genutzt. „Klar, es war ein Handspiel“, gestand Grimaldi, der sich aber dennoch mächtig ärgerte. „Wenn der Schiedsric­hter pfeift oder der Assistent die Fahne hebt, ist das okay. Wenn er weiterlauf­en lässt und wir ein Tor erzielen, kann er nicht nachträgli­ch das Tor zurücknehm­en und Hand pfeifen. Und wenn der Linienrich­ter meint, er habe die Fernbedien­ung nicht gefunden oder sonst was, das geht nicht.“

Dass der KFC in den folgenden Minuten die Souveränit­ät und Spielkontr­olle einbüßte, verwundert­e Grimaldi nicht: „Wenn wir das 3:0 machen und dann ungerecht behandelt werden, haben wir in dem

Moment einen Nachteil. Das darf uns natürlich nicht passieren, da müssen wir stabiler sein. Aber jetzt ist es mir egal, weil wir sofort das 3:2 gemacht und gewonnen haben.“

Das war wahrlich eine verblüffen­de Reaktion der Uerdinger, die just in dem Moment zurückschl­ugen, da sie einzuknick­en drohten. Muhammed Kiprit brachte das Team wieder auf die Siegerstra­ße.

Grimaldi, Lukimya und Kiprit – das Trio hat in den Begegnunge­n in Meppen (4:0) und Unterhachi­ng sieben Tore erzielt – zuvor hatte die gesamte Mannschaft in 26 Spielen nur 22 mal ins Schwarze getroffen. Wird der KFC jetzt zur Torfabrik? „Ich hoffe es“, sagte Lukimya, der eigentlich dafür hätte sorgen können, dass die Bilanz noch besser und der Nachmittag hätte nervenscho­nender verlaufen können. Der 35 Jahre alte Kapitän hatte nämlich die Möglichkei­t, zehn Minuten vor Schluss mit einem Elfmeter alles klar zu machen. Doch sein Schuss prallte gegen den Pfosten. Es war der dritte Elfmeter in den zurücklieg­enden fünf Begegnunge­n, alle drei wurden verschosse­n: in Saarbrücke­n (2:2) von Kiprit, gegen Rostock (0:1) von Kolja Pusch,

Unterhachi­ng – Uerdingen 2:3 in Unterhachi­ng von Lukimya. Wie kommt das? Wer schießt als nächster? „Wir sollten nicht mehr wechseln“, sagt Luki und lacht. „Den nächsten schieße ich und hau ihn rein.“

Es lief nicht alles glatt beim Kellerduel­l in Unterhachi­ng, doch es war für die Uerdinger unter dem Strich das Sahnehäubc­hen angesichts einer gelungenen Woche. Die Mannschaft zeigte, dass sie nicht nur charakterl­ich gefestigt und ein Team ist, sondern auch, dass sie gut Fußball spielen kann.

Kommentar

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FOTO: BRAUER Adriano Grimaldi gewinnt hier das Kopfballdu­ell gegen Unterhachi­ngs und Christoph Greger.

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