Rheinische Post Krefeld Kempen
Pächter mit Herzblut gesucht
Im kommenden Monat steht die Familie Maaßen seit 66 Jahren hinter der gleichnamigen Willicher Gaststätte. Inhaberin Maria Klasen möchte die elterliche Gaststätte wiederbeleben und sucht einen passenden Pächter.
WILLICH Die Rollläden an der Bahnstraße 12 in Willich sind schon seit Monaten heruntergelassen, die rote Tür ist abgeschlossen. Dass die Gaststätte Maaßen geschlossen ist, liegt aber nicht nur an der Pandemie, sondern auch daran, dass es seit Herbst vergangenen Jahres keinen Pächter mehr gibt. Aber das soll sich wieder ändern.
Maria Klasen, die Inhaberin des Gebäudekomplexes und frühere Betreiberin der Gaststätte, ist auf der Suche nach einer neuen Pächterin oder einem neuen Pächter. „Wenn ich zehn Jahre jünger wäre, würde ich selber nochmal einsteigen“, sagt die 67-Jährige lächelnd. Sie stand 14 Jahre lang hinter dem Zapfhahn und hängt an der Gaststätte. Das gemütliche Ambiente strahlen der Gastraum und der Biergarten nach wie vor aus, denn schließlich ist alles komplett eingerichtet und betriebsbereit.
Das Haus hat eine lange Gastwirtschaftstradition, von der die Familie Maßen 66 Jahre füllt. Eine Konzession und Schankerlaubnis gibt es seit 1872. Das Ehepaar Elisabeth und Wilhelm Breuer führte die Gaststätte bis 1901. Deren Tochter und ihr Mann übernahmen. In den hinteren Räumen war die landwirtschaftliche Bezugs- und Absatzgenossenschaft untergebracht. Dort konnten die Bauern alles kaufen, was sie für die Landwirtschaft brauchten. Das Bierchen konnte direkt dazu getrunken werden. Im Obergeschoss gab es zudem fünf Fremdenzimmer.
Am 16. Februar 1944 schloss die Gaststätte, um am 30. April desselben Jahres unter Heinrich Emmerich wieder an den Start zu gehen. Bis 1954 lief der Ausschank unter seiner Regie. Am 28. April 1955 pachteten Maria und Karl Maaßen das Haus. Nur fünf Jahre später starb Karl Maaßen. „Meine Mutter hat die Gaststätte dann alleine weitergeführt, die sie 1962 auch kaufte. Das Pachtverhältnis war ihr einfach zu unsicher“, erinnert sich Maria Klasen.
Sie und ihre vier Geschwister wuchsen mit dem Gastgewerbe auf. Die einstigen Fremdenzimmer wurden zu Kinderzimmern. Der heutige Biergarten war früher der Hof, in dem sie spielten. Gern erinnert sich Maria Klasen an die Kinderzeit, „Als mein Vater noch lebte, kamen wir Kinder zum Gute-Nacht-Sagen immer in die Kneipe, und es gab ein Schnapsglas mit Kinderbier für jeden“, erzählt sie. 1975 kam es zum Wechsel innerhalb der Familie: Maria Maaßen übergab an ihre 22 Jahre junge Tochter Maria, die eigentlich gelernte Industriekauffrau war. Das kaufmännische Wissen konnte sie bestens einsetzen.
Vier Jahre lang setzte sie das Werk ihrer Mutter fort, dann rückte die eigene Familie in den Mittelpunkt, und ihr Bruder Otto trat ihre Nachfolge
an. Im Jahr 2000 übernahm Maria Klasen nochmals das Ruder mit viel Schwung und Elan. Konzerte, Jazz-Brunch, Vogelschuss auf der hauseigenen Vogelschussanlage am Biergarten – in der Gaststätte Maaßen herrschte pures Leben. „Eigentlich wollte ich es nur für ein Jahr machen, es wurden dann zehn Jahre daraus. Mein Herz hängt einfach an der Gaststätte“, meint sie.
Nach ihrem zehnjährigen Einsatz stieg Andrea Tinelli als Pächterin erfolgreich ein. Mit dem zweiten Lockdown im vergangenen Jahr beschloss die Pächterin allerdings auszusteigen. Seitdem steht die Gaststätte Maaßen leer. 600 Quadratmeter warten darauf, wiederbelebt zu werden. Ein Nachfolger könnte direkt starten. Gastraum und Küche sind komplett eingerichtet, was auch für den teilweise überdachten Biergarten gilt. „Die Wohnung über der Gaststätte habe ich gerade komplett saniert. Ein neuer Pächter könnte also über der Gaststätte einziehen“, sagt Klasen. Erste Kontakte in Sachen Nachfolge-Pächter hat es schon gegeben. Wichtig ist Maria Klasen, dass er oder sie mit Herzblut bei der Sache ist, denn die Gaststätte Maaßen sei schon etwas Besonderes.