Rheinische Post Krefeld Kempen
Radtour mit Hund: Tipps und Tricks
Im Frühling stehen Ausflüge mit dem Fahrrad hoch im Kurs. Doch wenn Mensch sich auf den Drahtesel schwingt, darf Hund nicht zu Hause bleiben. Ein Hundetrainer gibt Tipps, damit eine Radtour für alle Beteiligten ein schönes Erlebnis wird.
Was haben Fahrräder und Hunde gemeinsam? Nie waren sie so beliebt wie in der jetzigen Zeit. In der Pandemie haben viele Menschen ihre Liebe für das Fahrrad neu entdeckt und ebenso viele sich den lang gehegten Wunsch nach einem Hund erfüllt. Locken die ersten Sonnenstrahlen, freuen sich die Hundehalter auf eine Radtour mit ihrem tierischen Freund. Damit der Ausflug ein Erfolg wird, gilt es, einige Regeln zu beachten, weiß Holger Scholz, Hundetrainer von „Martin Rütter Dogs“, der Hundehalter in Krefeld und Umgebung betreut.
Hundekorb
Kleine Hunde oder Welpen reisen am sichersten in einem speziellen Fahrradkorb für Hunde. Ein solcher Korb ist mit einem Gitter verschlossen, das dem Tier einen freien Blick in die Landschaft ermöglicht, aber auch verhindert, dass der Hund während der Fahrt herausspringt. Es gibt die Körbe wahlweise für den Lenker oder den Gepäckträger.
„Ich würde den Hund eher auf dem Gepäckträger befördern, da der Halter dann nicht so stark abgelenkt wird, wenn der Hund sich bewegt, weil er etwas Interessantes sieht. Schließlich sitzt der Hund während einer Autofahrt ja auch nicht auf dem Beifahrersitz“, sagt Holger Scholz. Er empfiehlt, den Transportbehälter vor dem ersten Einsatz einige Tage offen in die Wohnung zu stellen, so dass sich der Hund an das neue „Körbchen“gewöhnen kann. Besonders gern wird er es benutzen, wenn das ein oder andere Leckerchen darin liegt. „Positiv belegen“nennen das die Experten.
War die Gewöhnung erfolgreich, kann der Korb aufs Rad montiert werden. Aber Vorsicht: Es darf keine wackelige Angelegenheit werden, so dass der Hund das Gefühl hat, jeden Moment samt Korb vom Rad zu fallen. Besser also, etwas mehr Geld in eine sichere Konstruktion investieren, als einen Unfall zu riskieren. „Das wäre wirklich der schlimmste Fall, wenn der Hund mit Korb runterfällt oder das Rad umfällt, wenn er noch im Korb sitzt. Dann würde es sehr schwierig, ihn nochmal für eine Radfahrt zu begeistern“, sagt der Hunde-Experte. Bevor das Rad also geparkt wird, sollte der Hund immer aus dem Korb genommen werden.
Mag ein Hund seinen Fahrradkorb, wird er womöglich die Fahrt sogar verschlafen. Ein Lieblingsspielzeug oder eine Kuscheldecke können ihm das Reisen zusätzlich versüßen.
Hunde-Anhänger
Ähnlich wie beim Fahrradkorb wird auch der Fahrradanhänger zuerst in die Wohnung gestellt, damit der
Hund ihn erkunden und ausprobieren kann. Auch hier helfen Leckerlis, das ungewohnte Gefährt positiv zu belegen. Damit der Anhänger nicht wegrutscht, sollten zuerst die Räder abmontiert werden. Im zweiten Schritt kann der
Hund, der nun gerne im
Anhänger sitzt, darin herumgeschoben werden, damit er sich an die Bewegung gewöhnt.
Erst wenn auch das gut klappt, startet man zur ersten Runde. „Im Anhänger hat ein Hund ja durchaus Bewegungsfreiheit, so dass kein großer Unterschied zu einer Fahrt im Auto besteht. Je nach Tier sollte aber nach einer halben bis einer Stunde eine Pause eingelegt werden“, sagt Holger Scholz. Ähnlich wie bei einer Radtour mit Kindern gilt: Je spannender die Pausen
und je mehr gespielt wird, umso lieber geht es auf große Tour. „Die Motivation des Hundes ist natürlich groß, wenn er weiß, dass immer, wenn es mit dem Rad losgeht, was Tolles passiert“, erklärt der Hundetrainer.
Anhänger eignen sich auch für große Hunde und sind gerade für ältere Tiere angenehm, wenn sie keine langen Strecken mehr am Rad laufen können. „Anhänger sind auch sehr sicher, da sie nicht umkippen und von Autofahrern gut gesehen werden“, sagt Scholz.
An der Leine mitlaufen
Die Königsdisziplin bei der Radtour mit Hund ist erreicht, wenn der Vierbeiner entspannt neben dem Drahtesel hertrabt. Eine so genannte
Führstange oder auch Dogrunner ist dabei deutlich sicherer als eine Leine, die der Fahrer in der Hand hält. Eine solche Stange wird am hinteren Rahmenbereich des Rades befestigt und hat im oberen Bereich eine Feder, die nachgibt. „Der Hund sollte immer ein Geschirr tragen, wenn er an einer Führstange läuft, damit sich der Druck besser verteilt und keine gesundheitlichen Schäden auftreten“, warnt Holger Scholz.
Verletzungen kann es auch geben, wenn der Hund bei großer Hitze neben dem Rad über den heißen Asphalt läuft (Brandblasen/ Hitzschlag) oder sich bei zu hohem Tempo die Pfoten auf dem rauen Asphalt blutig läuft. „Es ist wichtig, dass die Leine nicht angespannt ist. Deshalb sollte der Hund gelernt haben, locker an der Leine zu laufen, bevor er an ein Fahrrad herangeführt wird. Er darf auch keinen starken
Jagdtrieb haben oder auf andere Hunde reagieren, da sonst Unfälle programmiert sind, die für Hund und Halter schlimm ausgehen können“, erklärt der Hunde-Experte.
Erst wenn ein Hund ausgewachsen ist, in der Regel mit zwei Lebensjahren, kann er am Fahrrad mitlaufen. Ein Welpe oder Junghund ist dazu körperlich nicht in der Lage und sollte im Körbchen oder Anhänger transportiert werden. Auch kleine Hunderassen wie Terrier haben durchaus Freude daran, eine gewisse Zeit neben dem Rad herzulaufen. Voraussetzung ist immer, dass die Leinenführung gut trainiert wurde und „sitzt“.
„Im ersten Schritt zeigt man dem Hund das Fahrrad und schiebt es, damit er sich an die Geräusche gewöhnen kann. Dabei schiebt man das Fahrrad mit der linken Hand und lässt den Hund rechts laufen. Klappt das gut, kann man das Tempo etwas erhöhen, in dem man das Rad wie einen Roller nutzt. Als nächstes fährt man dann vorsichtig los“, schildert Scholz den korrekten Ablauf. Er empfiehlt, auf einem leeren Parkplatz, in einer Sackgasse oder einem anderen Ort, der wenig Ablenkung bietet, zu trainieren.
Generell sollte der Hundehalter sein Tier während der Fahrt immer im Blick behalten, um auf Anzeichen von Erschöpfung oder Stress reagieren zu können. Und noch ein Tipp zum Schluss: Bekommt die Hundenase auf dem Ausflug ausreichend Möglichkeit, bei einer Pause Spannendes zu entdecken, dann wird die Radtour nicht nur für Frauchen oder Herrchen ein wundervolles Erlebnis.