Rheinische Post Krefeld Kempen
Illegaler Hafenverkehr gefährdet Pläne an A44
Die Volksseele im benachbarten Meerbusch kocht. Lkw zum Hafen schleichen verkehrswidrig durch Lank-Latum und Nierst. Nun gibt es Stimmen aus der Politik, die gemeinsame Pläne für ein Gewerbegebiet an der A44 in Frage stellen, wenn die Stadt Krefeld nichts zur Lösung der Verkehrssituation unternimmt.
Die parallel zur Autobahn A57 verlaufende Bundesstraße 222 war die kürzeste in ganz Deutschland, dafür aber viel befahren. Seit Jahrzehnten ist die Straße in Gellep-Stratum und im benachbarten Meerbusch herabgestuft und für durchfahrende Lastwagen gesperrt. Doch die Realität sieht anders aus und droht nun ein gemeinsames Projekt der Städte Krefeld und Meerbusch zu gefährden – das für Krefeld sehr wichtige interkommunale Gewerbegebiet entlang der Autobahn 44.
In Meerbusch mehren sich die Stimmen auch in Kreisen der Ratspolitik, die von der Verwaltung in der Seidenstadt eine Art Vorleistung erwarten, ehe über gemeinsame Entwicklungen an anderer Stelle beraten werden soll. „Ich glaube, es ist nicht zu viel verlangt, wenn die Stadtverwaltung in Krefeld auf die Unternehmen in ihrem Hafen mit dem Ziel einwirkt, dafür zu sorgen, dass deren Lieferverkehr nicht ordnungswidrig durch die Meerbuscher Stadtteile Lank-Latum und Nierst verläuft“, sagt beispielsweise Jürgen Peters, Fraktionsvorsitzender der Meerbuscher Grünen und Mitglied sowohl im Kreistag als auch im Landschaftsverband Rheinland.
Auch der neu gewählte Meerbuscher Bürgermeister Christian Bommers (CDU) will in der Dauer-Problematik aktiv werden. Seine Ansprechpartner sind die Krefelder Unternehmen direkt. Er habe die Entscheider und Logistikverantwortlichen bei den Großunternehmen Amazon und Bauhaus angeschrieben, erklärte die Stadt. Auch mit den Betreibern von Navigationssystemen sei Kontakt aufgenommen worden.
Die Abkürzung durch die Ortschaften sei für viele Trucker offenbar zu verlockend, veraltete Lkw-Navigationssysteme und ortsunkundige Fahrer aus dem Ausland täten ein Übriges. Der Ausbau des Krefelder Hafens mit der Ansiedlung großer Logistikunternehmen habe die Probleme verschärft. Mit neuen Lkw-Blitzern in Lank-Latum und Nierst und einer neuen Einbahnstraßenregelung am Kreisverkehr Uerdinger Straße, Robert-Bosch-Straße habe die Stadt Meerbusch ihre verkehrstechnischen Schritte gegen die „Brummis“gerade erst ausgeschöpft, heißt es.
Für Bürgermeister Christian Bommers Anlass genug, auch zwei der im Krefelder Hafen ansässigen Großunternehmen, die erheblichen Lieferverkehr anzögen, in die Mitverantwortung und in die Pflicht zu nehmen: Die Bauhaus AG betreibe ihr europäisches Zentrallager im Krefelder Hafen, Amazon Deutschland habe dort sein Sortier- und Verteilzentrum angesiedelt. Letzten Anstoß für Bommers` Initiative gab eine E-Mail eines verärgerten Anwohners, der mit seinem Smartphone die brenzlige Durchfahrt zweier Amazon-Sattelzüge durch die enge Stratumer Straße in Nierst festgehalten hatte. „Diese Fotos könnte ich täglich mehrmals machen“, sagte er dazu.
In Lank-Latum meiden die
Lkw-Fahrer offenbar zunehmend den installierten Blitzer, der in der Lage ist, Lastwagen zu erkennen. Sie fahren am Rasthof Geismühle von der Autobahn, um über die Bismarckstraße und über die Kaiserswerther Straße nach Nierst zu gelangen. Oder sie kommen von der A44-Autobahnabfahrt Lank-Latum und biegen rechts in die Claudiusstraße ein. Beide Wege sind Tempo 30-Zonen, Schulwege und führen am Krankenhaus und an einem Seniorenheim vorbei.
In einem Brief an den Country Manager der Amazon Niederlassung Deutschland, Ralf Kleber, und an den Gesamtlogistik-Leiter der Baumarktkette Bauhaus, Thorsten Winter, hat Bommers jetzt die beiden Führungkräfte aufgefordert, die widerrechtlichen Abkürzungen durch Lank-Latum und Nierst zu unterbinden. „Ich bitte Sie, dafür Sorge zu tragen, dass sowohl Ihre eigene Logistik-Flotte als auch die Ihrer Partner die geltenden Durchfahrtsverbote (...) beachten und sich zur Anfahrt Ihres Zentrallagers der zulässigen Routen in den Krefelder Hafen – insbesondere aus südlicher Richtung über die Autobahn 57 – bedienen.“Weder die dörflichen Strukturen in Lank-Latum noch Nierst seien für überörtlichen Schwerlastverkehr geeignet. Die zahlreichen Schilder und Hinweistafeln, die die Stadt in Zusammenarbeit mit dem Landesbetrieb Straßen.NRW aufgestellt habe, seien unmissverständlich.
Jetzt hofft Bommers auf einen konstruktiven Dialog mit den Unternehmensund Logistikleitungen. „Verkehrstechnisch haben wir alles Erdenkliche unternommen, aber ohne die Einsicht der Verkehrsverursacher geht es nicht.“Ob die derzeitigen Stimmen für ein Junktim in der Lösung der Hafenverkehrsprobleme mit der Entwicklung des interkommunalen Gewerbegebietes an der A44 Einzelmeinungen bleiben oder eine politische Mehrheit in Meerbusch finden, ist für die Wirtschaftspolitik der kommenden Jahre in der Stadt Krefeld nicht unwesentlich.