Rheinische Post Krefeld Kempen
Schülerin gestaltet Kreuz im Beuys-Stil
Es ist eine Auseinandersetzung mit dem religiösen Symbol und vor allem eine Hommage an den Künstler Joseph Beuys. Die Krefelder Schülerin Hannah Kroll hat eine Collage kreiert, die eignen künstlerischen Reiz hat.
Es hat eine zwingende Logik, dass gerade um Ostern das Beuys-Jahr Fahrt aufnimmt. Corona hin, Lockdown her. Kreuzigung und Auferstehung Christi bedeuteten für den Künstler kein vergangenes historisches Ereignis, sondern waren ihm als geistige Substanz allgegenwärtig. „Ob ich das nun will oder nicht: Das Wesen des Christus lebt in mir wie in jedem anderen Menschen. Ich möchte auf die Möglichkeit des Menschen aufmerksam machen, dass er sich jeweils selbst erlösen kann“, ist von ihm überliefert.
Das Kreuz ist ein zentrales Motiv bei dem gebürtigen Krefelder, der im Mai 100 Jahre alt geworden wäre. Wunden und Heilung ziehen ihre Spuren durch sein Werk. Das Kreuz als rechtwinkliges Foltergerüst hat er in asymmetrische Formen übertragen, hat verrottetes Holz, Nägel und Elektrokabel als Sinnbilder der Qual verwendet, und damit provoziert. „Provokation heißt hervorrufen. Wenn etwas hervorgerufen wird, ist das an sich schon ein Auferstehungsprozess“, hat er einmal gesagt.
Für Hannah Kroll kann eine Auseinandersetzung mit Beuys und Religion
nicht an einem einzigen Werk festgemacht werden. Die Schülerin des Kunstkurses an der Bischöflichen Maria-Montessori-Schule hat sich auf mehrere Objekte bezogen bei ihrem „Kreuz nach Beuys“und damit ein eigenes, vielschichtiges Kunstwerk erstellt.
Die Silhouette zitiert Beuys' Sonnenkreuz - eine Bronzearbeit von 1947/48. Das Kreuz als Marterinstrument ist bei Beuys nur durch den herabhängenden Corpus des Gekreuzigten erahnbar. Zwischen den nach oben gestreckten Armen ist ein Sonnenrad zu sehen, dessen Strahlen an die Kraft der Sonne erinnern und gleichzeitig an die Dornenkrone.
Für Hannah Kroll bedeuten sie „außerdem eine Anspielung auf Beuys' Biografie“, deshalb zeigt sie darauf Ausschnitte eines Kampfflugzeuges: Ihr Kreuz aus Pappe ist mit Zeitungsauschnitten beklebt. „Wie Beuys selbst wollte ich Zeitung als Material verwenden“, sagt sie. Sie hat einen Artikel über Joseph Beuys zum Thema Schulreform gewählt, der „am 5. Mai 1972 in der Deutschen Zeitung veröffentlicht wurde“und mit der Titelzeile „Was kann ich tun?“thematisch passt.
Im Zentrum ihrer Plastik ist ein rotes Kreuz aufgemalt - „Copicmarker statt Blut“, sagt die Schülerin. „Dieses Symbol ist ebenfalls in vielen seiner Werke zu finden, zum Beispiel bei der „Kreuzigung“von 1962. Da markiert ein rotes Kreuz Zeitungsschnipsel die zwei Milchflaschen auf Holzklötzen verschließen und wie ein Banner darüber thronen. Hannah Kroll hat zusätzlich Dornenranken in den oberen Bereich des Kreuzes gemalt und Nägel an den Stellen eingeschlagen, wo Hände, Füße und Brust des gekreuzigten Jesus lägen. „Wichtig ist für mich vor allem das Zitat im „Kopfbereich“der Plastik. Hier steht: „Was kann ich tun?“, was von Beuys im Zusammenhang mit dem Thema „Schulreform“genannt wurde. Ich finde es aber auch eine schöne Anregung für jeden, der das Kreuz betrachtet. Meiner Meinung nach ist es wichtig, die Sachen selbst in die Hand zu nehmen, nicht zu jammern, sondern zu versuchen, die Welt selber ein Stück besser zu machen“, sagt die Schülerin. Und das entspricht der Beuysschen Überzeugung, dass jeder Mensch für seine Auferstehung oder Erlösung selbst aktiv werden muss.