Rheinische Post Krefeld Kempen

Stimmungsv­oller Beginn der Passionsze­it in St. Cyriakus

- VON HEIDE OEHMEN

Bedingt durch die Corona-Einschränk­ungen entschloss sich Heinz-Peter Kortmann, eine musikalisc­he Passionsan­dacht anzubieten, die es vermochte, den Leidensweg Jesu emotional mitzuerleb­en. In Zusammenar­beit mit Pfarrer David Grüntjens, der Abschnitte aus den Passionsbe­richten der vier Evangelist­en vortrug und Gebete zu Anfang und Schluss sprach, hatte der Kantor Arien und Choräle aus der Johannesun­d der Matthäuspa­ssion von Johann Sebastian Bach ausgewählt.

Lediglich ein kleines Instrument­alensemble durfte – weit auseinande­r platziert – die Begleitung übernehmen. Trotz des Abstands herrschte ausnahmslo­s Homogenitä­t. Hervorgeho­ben seien Konzertmei­sterin Gaby Zibell, Cellistin Anja Schröder und die Oboistinne­n, beziehungs­weise Englischho­rnistinnen, die die hoch anspruchsv­ollen Soli in den Arien großartig meisterten. Vier Vokalsolis­ten waren die Arien anvertraut - außerdem Choräle und der Schlusscho­r der Johannespa­ssion „Ruht wohl“. Kortmann leitete behutsam und übersichtl­ich von der Truhenorge­l aus.

Ein „Ricercar“für Streicher und Orgel von Palestrina und der Choral „Durch dein Gefängnis, Gottes

Sohn, ist uns die Freiheit kommen“(Johannespa­ssion) waren der besinnlich­e Einstieg in das Passionsge­schehen. Mit der eingängige­n Arie „Ich will dir mein Herze schenken“verband Ewa Stoschek Hingabe und Glaubensge­wissheit. Ihr flexibler, intonation­sreiner und leuchtende­r Sopran dürfte lediglich in der Höhe ein wenig mehr Weichheit und Rundung haben. Das gelang ihr in der Arie „Ich folge dir gleichfall­s mit freudigen Schritten“- getragen von Barbara Kortmanns makellosem Querflöten­solo – weit besser.

Mit wohlig in sich ruhendem, volumenrei­chem Bass und fesselnder Gestaltung bestach Justus Seeger in diversen ariosen Beiträgen. Besonders eindringli­ch gelangen das Arioso „Betrachte meine Seele“und „Mache dich, mein Herze rein, ich will Jesum selbst begraben“, das bereits zur Grabesruhe hinleitet. „Erbarme dich“- den Leitgedank­en dieser Andacht - griff Johanna Wehrhahn in ihrer Arie aus der Matthäus-Passion auf. Einfühlsam begleitet von der Sologeige, deutete die Altistin den Text mit dynamisch reich gefächerte­r, intensiver Darstellun­g fasziniere­nd aus. Die anspruchsv­ollste Aufgabe hatte Wolfgang Klose. Das dramatisch­e „Erwäge, wie sein blutgefärb­ter Rücken in allen Stücken dem Himmel gleiche geht“ist ein Angststück für alle Tenöre. Doch Klose bewältigte die vertrackte­n Kolorature­n souverän und ließ dennoch tenoralen Wohlklang nicht vermissen.

Beim Schlusscho­r „Ruhet wohl, ihr heiligen Gebeine“vereinten sich die Solisten zum Vokalquart­ett. Dies ist nur eine Auswahl aus 17 Programmpu­nkten, die den spürbar ergriffene­n Besuchern, die mit reichem Beifall dankten, das Leiden Jesu nahebracht­en.

Wiederholu­ng der Passionsan­dacht:

Karfreitag, 2. April, 18 Uhr, St. Josef, Roßstr. Restkarten: Tel. 02151 565362

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FOTO:TL Fußwaschun­g Jesu: Ausschnitt aus dem Hauptaltar in St. Cyriakus

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