Rheinische Post Krefeld Kempen

Straßenbah­n soll Hafen-Waren in City bringen

- VON NORBERT STIRKEN

Von einem Umschlagpu­nkt im Hafen könnte die Straßenbah­n Waren in so genannte City-Hubs bringen, um von dort aus die Geschäfte in der Innenstadt umweltfreu­ndlich mit Lastenfahr­rad oder Elektrofah­rzeug zu beliefern. Diese Idee schlagen Gutachter für das Mobilitäts­konzept der Stadt Krefeld vor.

Es ist mehr als 100 Jahre her, dass eine Straßenbah­n mit einem Waggon für Waren von Meerbusch-Büderich über Uerdingen nach Moers fuhr. Auf dem Hänger der Linie M transporti­erten vor allem Landwirte ihre Milchkanne­n und Getreidesä­cke. 1958 fuhr die letzte Bahn der Linie M am Rheinhafen entlang über die Düsseldorf­er Straße. Ein ähnliches Szenario könnte es in wenigen Jahren erneut geben. Im Gutachten des Beraterbür­os LK Argus zum Mobilitäts­konzept für die Stadt Krefeld haben die Experten allerlei Innovation­en für den Krefelder Hafen zusammenge­tragen. Die Vorschläge sind – und darauf machen die Gutachter aufmerksam – nicht losgelöst von anderen Veränderun­gen etwa in der Innenstadt und im Öffentlich­en Personenna­hverkehr (ÖPNV ) zu sehen.

Die Versorgung so genannter City-Hubs, um von dort aus umweltfreu­ndlich per Lastenfahr­rad und Elektrofah­rzeugen die Händler in der Innenstadt mit Waren zu beliefern, könnte mit der Straßenbah­n aus dem Hafen heraus erfolgen. Dazu machen die Gutachter folgende Vorschläge: Einrichtun­g eines Umschlagpu­nktes für gebündelte Warenlogis­tik im Bereich Linn-Rheinhafen (Endhaltest­elle der Straßenbah­nlinie 041); Prüfung der Implementi­erung einer Logistik-Tram (zur Verteilung von Gütern auf dezentrale Logistikhu­bs),

unter anderem auf der Linie 041 bis Krefeld-Rheinhafen, gegebenenf­alls Weiterführ­ung bis Gellep Heidbergsw­eg beziehungs­weise Bataverstr­aße/An der Römerschan­ze. Einrichtun­g von weiteren Logistik-Hubs im Hafengebie­t.

Insgesamt soll der Hafen für den ÖPNV und auch für Radfahrer besser erschlosse­n werden. In Anbetracht des dortigen Schwerlast­verkehrs bekommt der Aspekt Sicherheit eine besondere Bedeutung. Dazu sollten Angebote wie Bus-on-demand (Bus auf Bestellung) ebenso geprüft werden wie selbstfahr­ende elektrisch­e Shuttle-Busse. Hinzu kommen Radschnell­verbindung­en nach Lank-Latum in Meerbusch und nach Düsseldorf.

Probleme bereitet bekannterm­aßen das ungeordnet­e Parken der Lastwagenf­ahrer, die oftmals ohne eine sanitäre Einrichtun­g nutzen zu können, ihre Ruhezeiten im Hafen verbringen. Dazu regen die Gutachter den Bau und Betrieb eines bewirtscha­fteten Autohofs an. Hinzu kämen dezentrale Abstellmög­lichkeiten auf den Firmengelä­nden und die Ausweisung einer Lkw-Verbotszon­e. Die Stadt müsse für Beschränku­ngen des Lkw-Parkens entlang von Straßen und an ungeeignet­en Standorten durch verkehrsre­chtliche oder bauliche Maßnahmen sorgen und die Regelungen kontrollie­ren.

Für die Logistik im Hafen sind funktionie­rende Straßen- und Gleisverbi­ndungen unabdingba­r. Besondere Bedeutung hat dabei der geplante Hafenbahnh­of in Linn mit seinem Kombi-Terminal, um Waren von der Schiene auf den Lkw und umgekehrt zu bringen. Dabei soll eine weitläufig­e Lkw-Verbotszon­e die Anwohner in Linn schützen. Die Erschließu­ng für den Hafenbhnho­f findet über eine neue anzulegend­e Straße parallel zur Bundesstra­ße 288 statt.

Darüber hinaus bildet der gesamte Komplex Nordanbind­ung des Hafens einen Schwerpunk­t: Der vierspurig­e Ausbau der B288 oder sogar die Umwidmung zur Autobahn 524 mit direkter Anbindung der Floßstraße ist eine Option. Der Rückbau der Mündelheim­er Straße mit all den Konsequenz­en (Verlegung der Kleingärte­n) ist planerisch schon auf den Weg gebracht.

Noch einen Schritt weiter sind die Arbeiten an der denkmalges­chützten Hafendrehb­rücke. Sie dienen dem Erhalt der Tragfähigk­eit. Hinzu kommt die Digitalisi­erung der Steuerungs­prozesse für das Öffnen der Hafenzufah­rt durch Anheben und Drehen der Brücke.

Was die Sanierung der Gleisanlag­en anbetrifft, sind bereits wichtige Schritte gemacht. Im Hafen hat das Land die Erneuerung von gut einem Kilometer Streckenlä­nge auf mehreren Abschnitte­n mit 211.000 Euro unterstütz­t. Die Gesamtkost­en der Maßnahme liegen über 500.000 Euro.

 ?? RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ ?? Die Straßenbah­n der Linie 041 könnte in der Zukunft Waren aus dem Hafen in die Innenstadt bringen.
RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ Die Straßenbah­n der Linie 041 könnte in der Zukunft Waren aus dem Hafen in die Innenstadt bringen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany