Rheinische Post Krefeld Kempen
Straßenbahn soll Hafen-Waren in City bringen
Von einem Umschlagpunkt im Hafen könnte die Straßenbahn Waren in so genannte City-Hubs bringen, um von dort aus die Geschäfte in der Innenstadt umweltfreundlich mit Lastenfahrrad oder Elektrofahrzeug zu beliefern. Diese Idee schlagen Gutachter für das Mobilitätskonzept der Stadt Krefeld vor.
Es ist mehr als 100 Jahre her, dass eine Straßenbahn mit einem Waggon für Waren von Meerbusch-Büderich über Uerdingen nach Moers fuhr. Auf dem Hänger der Linie M transportierten vor allem Landwirte ihre Milchkannen und Getreidesäcke. 1958 fuhr die letzte Bahn der Linie M am Rheinhafen entlang über die Düsseldorfer Straße. Ein ähnliches Szenario könnte es in wenigen Jahren erneut geben. Im Gutachten des Beraterbüros LK Argus zum Mobilitätskonzept für die Stadt Krefeld haben die Experten allerlei Innovationen für den Krefelder Hafen zusammengetragen. Die Vorschläge sind – und darauf machen die Gutachter aufmerksam – nicht losgelöst von anderen Veränderungen etwa in der Innenstadt und im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV ) zu sehen.
Die Versorgung so genannter City-Hubs, um von dort aus umweltfreundlich per Lastenfahrrad und Elektrofahrzeugen die Händler in der Innenstadt mit Waren zu beliefern, könnte mit der Straßenbahn aus dem Hafen heraus erfolgen. Dazu machen die Gutachter folgende Vorschläge: Einrichtung eines Umschlagpunktes für gebündelte Warenlogistik im Bereich Linn-Rheinhafen (Endhaltestelle der Straßenbahnlinie 041); Prüfung der Implementierung einer Logistik-Tram (zur Verteilung von Gütern auf dezentrale Logistikhubs),
unter anderem auf der Linie 041 bis Krefeld-Rheinhafen, gegebenenfalls Weiterführung bis Gellep Heidbergsweg beziehungsweise Bataverstraße/An der Römerschanze. Einrichtung von weiteren Logistik-Hubs im Hafengebiet.
Insgesamt soll der Hafen für den ÖPNV und auch für Radfahrer besser erschlossen werden. In Anbetracht des dortigen Schwerlastverkehrs bekommt der Aspekt Sicherheit eine besondere Bedeutung. Dazu sollten Angebote wie Bus-on-demand (Bus auf Bestellung) ebenso geprüft werden wie selbstfahrende elektrische Shuttle-Busse. Hinzu kommen Radschnellverbindungen nach Lank-Latum in Meerbusch und nach Düsseldorf.
Probleme bereitet bekanntermaßen das ungeordnete Parken der Lastwagenfahrer, die oftmals ohne eine sanitäre Einrichtung nutzen zu können, ihre Ruhezeiten im Hafen verbringen. Dazu regen die Gutachter den Bau und Betrieb eines bewirtschafteten Autohofs an. Hinzu kämen dezentrale Abstellmöglichkeiten auf den Firmengeländen und die Ausweisung einer Lkw-Verbotszone. Die Stadt müsse für Beschränkungen des Lkw-Parkens entlang von Straßen und an ungeeigneten Standorten durch verkehrsrechtliche oder bauliche Maßnahmen sorgen und die Regelungen kontrollieren.
Für die Logistik im Hafen sind funktionierende Straßen- und Gleisverbindungen unabdingbar. Besondere Bedeutung hat dabei der geplante Hafenbahnhof in Linn mit seinem Kombi-Terminal, um Waren von der Schiene auf den Lkw und umgekehrt zu bringen. Dabei soll eine weitläufige Lkw-Verbotszone die Anwohner in Linn schützen. Die Erschließung für den Hafenbhnhof findet über eine neue anzulegende Straße parallel zur Bundesstraße 288 statt.
Darüber hinaus bildet der gesamte Komplex Nordanbindung des Hafens einen Schwerpunkt: Der vierspurige Ausbau der B288 oder sogar die Umwidmung zur Autobahn 524 mit direkter Anbindung der Floßstraße ist eine Option. Der Rückbau der Mündelheimer Straße mit all den Konsequenzen (Verlegung der Kleingärten) ist planerisch schon auf den Weg gebracht.
Noch einen Schritt weiter sind die Arbeiten an der denkmalgeschützten Hafendrehbrücke. Sie dienen dem Erhalt der Tragfähigkeit. Hinzu kommt die Digitalisierung der Steuerungsprozesse für das Öffnen der Hafenzufahrt durch Anheben und Drehen der Brücke.
Was die Sanierung der Gleisanlagen anbetrifft, sind bereits wichtige Schritte gemacht. Im Hafen hat das Land die Erneuerung von gut einem Kilometer Streckenlänge auf mehreren Abschnitten mit 211.000 Euro unterstützt. Die Gesamtkosten der Maßnahme liegen über 500.000 Euro.