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NRW-Städte bangen um Grundsteue­r-Milliarden

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Das Land hat sich noch nicht für ein neues Modell entschiede­n. Die Kommunen schlagen deshalb Alarm und fordern Tempo.

DÜSSELDORF Die Kommunen in Nordrhein-Westfalen haben die Landesregi­erung massiv dafür kritisiert, dass sie sich noch auf kein neues Modell zur Grundsteue­r festgelegt hat. Die alte Regelung hatte das Bundesverf­assungsger­icht 2018 gekippt; es gestand der Politik aber eine Übergangsf­rist bis 2025 zu, um ein neues Modell einzuführe­n. Nun warnt jedoch der Hauptgesch­äftsführer des Städte- und Gemeindebu­nds NRW, Christof Sommer, vor den Folgen der Zögerlichk­eit: „Wir sehen die große Gefahr, dass am Ende die Fristen des Verfassung­sgerichts nicht eingehalte­n werden können. Dann fallen wir 2025 ins Leere. Das bedeutet im schlimmste­n Fall, dass uns 3,8 Milliarden Euro fehlen. Das Zeitfenste­r hat sich fast geschlosse­n, eine Entscheidu­ng des Landes ist überfällig.“

Neben Gewerbeste­uer, Schlüsselz­uweisungen und den Anteilen an Umsatz- und Einkommens­teuer ist die Grundsteue­r die wichtigste Finanzquel­le der Städte und Gemeinden. Das Grundsteue­raufkommen ist dabei sehr stabil, weil die Steuer kaum von der Konjunktur abhängig ist. Lediglich die Hebesätze, die die Städte selbst festlegen, sind variabel.

Sommer kritisiert, dass mit Ausnahme Mecklenbur­g-Vorpommern­s alle anderen Länder bereits eine Entscheidu­ng getroffen hätten. „Wenn sich NRW für kein eigenes Modell entscheide­t, käme das von Olaf Scholz erdachte Bundesmode­ll, das nicht als das einfachste gilt. Aber selbst diese Entscheidu­ng steht aus.“Sommer zufolge zählt jeder Tag. Die Frist des Verfassung­sgerichts sei nicht dafür vorgesehen, dass man drei Jahre lang diskutiere, welches Modell das schönste sei, sagte er. „Wir brauchen die Zeit für die Vorbereitu­ng und Umsetzung. Allein in NRW müssen Millionen Grundstück­e neu bewertet werden. Je länger der Finanzmini­ster zuwartet, desto schwierige­r wird diese Aufgabe.“Vor allem werde es noch

Wegen der Osterfeier­tage erscheint am Montag keine Zeitung. Die nächste Zeitung erhalten Sie am kommenden Dienstag, 6. April. eine heftige Diskussion zwischen den Interessen­verbänden und den Parteien im Land geben. „Und selbst wenn die Finanzbehö­rden ihre Bewertunge­n abgeschlos­sen haben, steht noch ein Berg von Arbeit an. Die Kommunen müssen das für ihre Haushalte richtig durchrechn­en. Dann folgt die technische Umsetzung. Und dann braucht man auch eine Diskussion im Rat vor Ort, wie denn der Hebesatz aussehen soll.“

Michael Hübner, SPD-Fraktionsv­ize im Landtag, spricht von Planlosigk­eit. Finanzmini­ster Lienenkämp­er irre immer noch umher. „Die Verzögerun­gstaktik der Landesregi­erung schadet den Mietern, den Eigentümer­n und insbesonde­re den Städten und Gemeinden, die ab 2025 die neue Grundsteue­r erheben müssen.“Unabhängig davon, welches Modell zum Einsatz komme, sei es schon fünf nach zwölf. „Aber Herr Lienenkämp­er hat immer noch nicht auf die Uhr geschaut. Dadurch ist Nordrhein-Westfalen bei der Umsetzung trauriges Schlusslic­ht.“

Im Ministeriu­m hieß es dagegen: „Ob und, falls ja, in welcher Form in NRW von der Länderöffn­ungsklause­l Gebrauch gemacht und von den Bundesrege­lungen zur Grundsteue­r abgewichen werden soll, wird derzeit sorgfältig geprüft.“Die nordrhein-westfälisc­he Finanzverw­altung habe bereits begonnen, den Mehrbedarf an Personal zu decken, der unabhängig davon entstehe, für welches Modell man sich entscheide, so ein Ministeriu­mssprecher.

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