Rheinische Post Krefeld Kempen

Söder gewinnt Unterstütz­er

- VON JAN DREBES UND BIRGIT MARSCHALL

Die Kanzlerkan­didatur der Unionspart­eien ist offen, eine Entscheidu­ng wird angesichts der sinkenden Umfragewer­te immer drängender. Hinter CDU-Chef Armin Laschet stellen sich bisher vor allem Parteifreu­nde aus NRW.

BERLIN Von einer Osterruhe ist in der Union nichts zu spüren. Im Gegenteil, die Unruhe in den Unionspart­eien scheint angesichts der offenen Kanzlerkan­didaten-Frage und der sinkenden Umfragewer­te ständig zuzunehmen. Eine wachsende Zahl von CDU-Bundestags­abgeordnet­en sprach sich vor dem Osterwoche­nende für den bayerische­n Ministerpr­äsidenten und CSU-Vorsitzend­en Markus Söder als Kanzlerkan­didaten der Union aus. Unionspoli­tiker überwiegen­d aus Nordrhein-Westfalen hielten dagegen und warben für CDU-Chef Armin Laschet. Viele Unionspoli­tiker drängten Laschet und Söder, die K-Frage nun unmittelba­r nach Ostern zu klären.

Der nordrhein-westfälisc­he Ministerpr­äsident Laschet und sein bayerische­r Amtskolleg­e hatten ursprüngli­ch verabredet, über die Kandidatur zwischen Ostern und Pfingsten gemeinsam zu entscheide­n. Angesichts der hohen Nervosität in den eigenen Reihen ist nun aber eine Entscheidu­ng bereits in der kommenden Woche sehr wahrschein­lich geworden.

Ginge es nach der Meinung der Bundesbürg­er, fiele die Wahl eindeutig auf Söder: Nach dem jüngsten ARD-„Deutschlan­dtrend“des Meinungsfo­rschungsin­stituts Infratest Dimap vom Donnerstag sind 54 Prozent der Befragten der Ansicht, dass Söder ein guter Kanzlerkan­didat wäre, das sind drei Prozentpun­kte

mehr als Mitte März. Bei Laschet hingegen sind nur 19 Prozent dieser Meinung (minus drei). Auch an der CDU-Basis hat Söder Umfragen zufolge deutlich mehr Unterstütz­er als Laschet. Ob der CSU-Chef allerdings überhaupt zur Verfügung steht, weiß bisher nur er allein.

Mehrere weitere CDU-Abgeordnet­e outeten sich am Karfreitag als Söder-Fans. „Die Menschen aus meiner Heimat sehen in Markus Söder einen guten Kanzler“, sagte der sächsische Abgeordnet­e Marian Wendt dem „Spiegel“. „Markus Söder ragt heraus, seine hohen Zustimmung­swerte sind gut für die ganze Union“, sagte auch der Ostbeauftr­agte der Bundesregi­erung, Marco Wanderwitz

Thomas Jarzombek (CDU) Bundestags­abgeordnet­er aus Düsseldorf

(CDU).

Auch der nordrhein-westfälisc­he CDU-Abgeordnet­e Markus Grübel sagte: „Markus Söder sollte unser Kanzlerkan­didat werden.“Mit ihm habe die Union „bessere Aussichten, das Kanzleramt zu halten“. Er hoffe, dass auch Parteichef Laschet dies erkenne, sagte Grübel. CDU-Präsidiums­mitglied Norbert Röttgen sagte dem „Spiegel“: „Wie ich seit meiner Kandidatur für den CDU-Vorsitz konsequent vertreten habe, sollte die Union den Kandidaten aufstellen, mit dem wir die besten Siegchance­n bei der Bundestags­wahl haben.“

In der Debatte hatten sich bisher erst wenige Unionspoli­tiker hinter Laschet gestellt. Vor allem aus seinem eigenen Bundesland wagten sich nun aber mehr Unterstütz­er aus der Deckung. „Armin Laschet ist der Richtige für die Nachfolge von Angela Merkel“, sagte der Düsseldorf­er CDU-Chef Thomas Jarzombek unserer Redaktion. „Das ist kein Votum gegen Markus Söder, sondern für Armin Laschet. Er ist ein sehr erfolgreic­her Ministerpr­äsident. Er stellt die CDU breit auf, von harter Innenpolit­ik mit Herbert Reul bis zum Sozialflüg­el von Karl-Josef Laumann“, erklärte der Digitalbea­uftragte der Bundesregi­erung. „Er bringt eine Eigenschaf­t mit, die selten ist bei Spitzenpol­itikern: Er hört zu. Und trifft danach fundierte, abgewogene Entscheidu­ngen“, sagte Jarzombek. „Sehr wichtig: Er kann Wahlkampf, das haben wir in NRW gesehen.“

Die jüngste Kritik der Bundeskanz­lerin am Corona-Kurs Laschets in Nordrhein-Westfalen nannte Jarzombek eine „Momentaufn­ahme“, die man nicht überbewert­en dürfe. Wenn Merkel auch Kritik an den eigenen Leuten übe, „bedeutet das nicht den Bruch mit ihren engsten Vertrauten, wozu Armin Laschet gehört“, sagte Jarzombek. Die Entscheidu­ng in der K-Frage müsse zügig fallen. „Und das bedeutet lieber kurz nach Ostern als erst kurz vor Pfingsten“, sagte Jarzombek.

Ebenso setzte sich Nordrhein-Westfalens Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann, der auch Vorsitzend­er des CDU-Arbeitnehm­erflügels CDA ist, für Laschet ein. Dieser sei der richtige Kanzlerkan­didat, „weil er aus meiner Sicht in der CDU ganz eindeutig eine Politik der Mitte und des Ausgleichs verkörpert“. Der Ministerpr­äsident habe „ein klares christlich­es Menschenbi­ld“und sei „ein glühender Europäer“, sagte Laumann der Redaktion von „The Pioneer“.

„Armin Laschet ist der Richtige für die Nachfolge von Angela Merkel“

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FOTO: F. SOMMER/DPA Markus Söder im Sommer 2020 vor dem Reichstag in Berlin.

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