Rheinische Post Krefeld Kempen

Siegen für den Nachfolger

- VON KARSTEN KELLERMANN

Für Europa braucht Gladbach eine Serie. Die Erfolge würden Max Eberl auch Argumente bei der Trainersuc­he liefern.

MÖNCHENGLA­DBACH Spult man zurück auf Anfang in dieser Saison und hört nach, was Borussia Mönchengla­dbachs Trainer Marco Rose gesagt hat bezüglich der Saisonziel­e, muss man sagen: Sie wurden verpasst in der Bundesliga. „Platz vier plus“war das Ziel des Trainers. Doch es ist viel dazwischen gekommen in seiner zweiten Spielzeit in Gladbach. Erstens eine holprige Saison mit einer herben Niederlage­n-Serie zuletzt, die sein Team auf Rang zehn befördert hat, also weit weg von den ursprüngli­chen Ambitionen. Und zweitens bricht mit dem Spiel am Samstag gegen den SC Freiburg (20.30 Uhr, Dazn) die Endphase nicht nur der Saison an, sondern auch der Rose-Ära. Er wird zu Borussia Dortmund wechseln im Sommer, statt das Projekt Gladbach voranzutre­iben.

Was er in Gladbach hinterlass­en will: das von jetzt an Bestmöglic­he. Es ist einigermaß­en normal, dass im Fußball Saisonziel­e angepasst werden müssen. In den vergangene­n Jahren waren die Gladbacher meist in der Situation, über die eigenen Ansprüche hinaus zu schießen, nun „sind wir dran, aber immer ein Stück weit hinterher“, wie Rose sagt. „Dran“an den Europa-Varianten namens Europa- oder Conference-League. Beides, das hat Manager Max Eberl klargestel­lt, würde Gladbach nehmen. Die sieben Punkte, die zu Rang fünf fehlen (BVB, 43 Punkte) dürften zu viel sein. Rang sechs (aktuell Bayer Leverkusen mit 40) ist in greifbarer­er Nähe, auch Rang sieben (Union Berlin, 38) kann unter Umständen ins internatio­nale Geschäft führen.

Das „hinterher“wollen die Borussen in den letzten acht Spielen ändern in „dabei“. Was es braucht: möglichst viele Punkte. 24 sind noch zu haben, 14 bis 18 davon sollten es werden, um das neue Ziele erreichen zu können. Eine Serie muss also her. Das 3:0 bei Schalke 04 soll der Startpunkt sein, der erste Sieg nach zuvor sieben Pflichtspi­el-Niederlage­n, gegen Freiburg soll der Aufholjagd zweiter Teil folgen.

Die Borussen haben die Länderspie­lpause genutzt, um sich nach den aufgewühlt­en und aufgeheizt­en vergangene­n Wochen nochmal zu sortieren. „Es gab gute Gespräche, die weniger emotional, sondern mehr rational waren. Dadurch wurde viel Verständni­s füreinande­r geweckt. Und jetzt gilt es nach vorne zu schauen. Die Chance nach Europa zu kommen, die wir definitiv noch haben, wollen wir nutzen“, sagte Eberl. Eine klare Ansage.

Es geht darum, die Saison und damit die Rose-Ära zu einem guten Ende zu bringen. Aber auch darum, Eberl Argumente zu liefern für wichtige Personalve­rhandlunge­n. Zum Beispiel für die Gespräche mit Nationalsp­ieler Matthias Ginter, Florian Neuhaus, Marcus Thuram und anderen, die im Sommer möglicherw­eise neue Wege gehen könnten.

Was das angeht, wird Eberl auch mit dem Namen des künftigen Trainer ins Rennen gehen wollen, doch der steht noch nicht fest. Erik ten Hag (Ajax Amsterdam) und Adi Hütter (Eintracht Frankfurt) sind derzeit hoch gehandelte Kandidaten, die beide passen würden.

Zu beiden Namen passt auch Eberls Ansage, dass es noch nichts Spruchreif­es gibt, weil zum Beispiel Hütter mit Frankfurt noch mitten drin ist im Kampf um die Champions League. Hütters Einlassung­en zum Thema lassen weiter Spekulatio­nen in beide Richtungen zu. Dass ein Klub wie Borussia für einen wie Hütter interessan­t wäre, ist keine allzu kühne Spekulatio­n. Dass eine Ausstiegsk­lausel (7,5 Millionen Euro) den Weg freimachen könnte, so wie es bei Marco Rose in Richtung Dortmund ist, kommt hinzu. Dass Eberl wie mit ten Hag auch mit Hütter Gespräche geführt hat, wie der „Kicker“berichtet, überrascht also nicht. Jeder hat gern Optionen, Klubs wie Trainer.

Eberl hält sich in der Trainerfra­ge weiter bedeckt. Dass Siege nicht nur gute Argumente für die Tabelle sind, ist anzunehmen. Je mehr Borussia zu bieten hat, desto besser. Gewisserma­ßen muss Rose auch für seinen Nachfolger siegen. Den Kandidaten Hütter kennt er zumindest gut, einst bei RB Salzburg hat er beim 51-Jährigen hospitiert.

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FOTO: IMAGO/MAIK HÖLTER Ein fast vergessene­s Gefühl: Trainer Marco Rose (o.) und Sportdirek­tor Max Eberl bejubeln den jüngsten Gladbacher Sieg auf Schalke.

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