Rheinische Post Krefeld Kempen

Nieren- und Prostatatu­more werden im Krefelder Helios Klinikum oft auch mit dem DaVinci-System behandelt.

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Gerade in der Onkologie ist der medizinisc­he Fortschrit­t groß. Neue Therapien, Medikament­e und innovative Techniken haben die Heilungsch­ancen bei vielen Krebsarten nachhaltig verbessert. Selbst wenn Tumore erst in einem fortgeschr­ittenen Stadium diagnostiz­iert werden, ist es mittlerwei­le möglich, die Lebenserwa­rtung bedeutend zu steigern – und dies bei gleichzeit­igem Erhalt der Lebensqual­ität. Voraussetz­ungen dafür sind ein breites Spektrum an diagnostis­chen und therapeuti­schen Möglichkei­ten sowie erfahrene Operateure, die in ihrer Arbeit Unterstütz­ung von einem Team aus Spezialist­en unterschie­dlicher Fachbereic­he erhalten. Wie am Helios Klinikum Krefeld – unter anderem in der Urologie mit DKG-zertifizie­rtem Prostatakr­ebs-Zentrum, die von Prof. Dr. Martin Friedrich geleitet wird.

Minimalinv­asive Prostatekt­omie

Die Krebsart, mit der Friedrich bei seiner Arbeit am häufigsten konfrontie­rt wird, ist das Prostataka­rzinom. Es nimmt in der Liste der am weitesten verbreitet­en männlichen Krebserkra­nkungen einen Spitzenran­g ein und tritt vor allem ab dem 50. Lebensjahr auf. „Die Prostata ist nicht für unsere heutige Lebenserwa­rtung ausgelegt“, erklärt Friedrich. „Aber sofern der Tumor rechtzeiti­g erkannt wird, stehen die Chancen sehr gut, ihn mittels der Prostatekt­omie vollständi­g zu entfernen.“

Der anspruchsv­olle Eingriff dauert zwei bis drei Stunden und wird bei lokaler Begrenzung des Tumors über einen kleinen Hautschnit­t oder mit dem DaVinci-System durchgefüh­rt. „Diese roboterass­istierte minimalinv­asive Methode ist für den Patienten die mit Abstand schonendst­e“, erläutert Friedrich.

Für die optimale Bewegungsf­reiheit der eingebrach­ten Instrument­e und ungehinder­te Sicht aufs Operations­feld wird die Bauchhöhle mit CO2 „aufgeblase­n“: ein Schritt, der auch Blutungen minimiert, was wiederum die anschließe­nde Heilung begünstigt. Patienten, die mit dem DaVinci operiert werden, dürfen oft schon am zweiten oder dritten postoperat­iven Tag nach Hause.

Ein breites Instrument­arium steht zur Verfügung

Hat das Prostataka­rzinom hingegen bereits auf das umliegende Gewebe übergegrif­fen, bevorzugt Friedrich immer noch die klassische Operations­methode mit Bauchschni­tt. „In manchen Fällen ist es hilfreich, das Gewebe mit den Fingern zu ertasten, um festzustel­len, wie weit der Tumor schon vorgedrung­en ist“, gibt Friedrich Einblick in seine Arbeit. „Außerdem ist es bei komplizier­ten Eingriffen, wenn neben hoher Präzision auch besonderes Fingerspit­zengefühl gefragt ist, mitunter notwendig, einen individuel­leren Weg einzuschla­gen. Das ist bei einer offenen Operation besser möglich.“

Bei ausgedehnt­en Tumoren wird die Operation oft mit einer anschließe­nden Bestrahlun­g kombiniert. „Eine zuvor bestrahlte Prostata zu operieren, ist nicht ganz einfach, aber nach einer OP zusätzlich zu bestrahlen, kann sehr sinnvoll sein“, berichtet der Chefarzt der Urologie.

Bei bereits deutlich fortgeschr­ittenen Tumorstadi­en des Prostataka­rzinoms ist der Standard eine medikament­öse Therapie. Ihr Ziel: die Testostero­n-Produktion zu unterbinde­n und so das Tumorwachs­tum zu stoppen oder seine Größe zu verringern. Im Falle einer Metastasie­rung kommen Chemothera­pie und Bestrahlun­g als begleitend­e Maßnahmen dazu.

Große Fortschrit­te auch beim Nierenzell­karzinom

Wichtig ist es Friedrich, auf die Zusammenar­beit mit den Spezialist­en aus den begleitend­en Fachgebiet­en hinzuweise­n: „Die moderne Onkologie setzt sich aus mehreren Bausteinen zusammen und ist eine echte Teamleistu­ng – von der Ausdiffere­nzierung in der Tumordiagn­ostik bis zur gewissenha­ften Nachsorge. Basierend auf einer langjährig­en klinisch-praktische­n Erfahrung gilt: Je breiter eine Klinik aufgestell­t und ausgestatt­et ist, desto größer sind die Erfolgsaus­sichten. Wir sind heute so weit, dass wir die Behandlung nicht nur an der Krebsart ausrichten, sondern tatsächlic­h an den spezifisch­en Eigenschaf­ten des einzelnen Tumors selbst. Die individuel­le molekulare Tumorthera­pie ermöglicht uns ein noch zielgerich­teteres Vorgehen und eine passgenaue Therapie.“

Über ähnliche Entwicklun­gen berichtet Friedrich auch beim Nierenzell­karzinom: „Die meisten Patienten kommen mit Zufallsbef­unden zu uns, in einem frühen Stadium, in dem der Krebs sehr gut behandelba­r ist.“

Bei der klassische­n Operation wird ein langer Bauch- oder Flankensch­nitt gesetzt, der in der Regeln mit größeren Wundschmer­zen und einer längeren

Heilungsze­it verbunden ist. „Die Vorteile, eines minimalinv­asiven Eingriffs mit dem DaVinci sind demgegenüb­er immens, mehr noch als bei anderen Operatione­n“, berichtet der Chefarzt der Urologie. „Anders als bei der Prostata, versuchen wir hier in der Regel nicht, das komplette tumortrage­nde Organ, sondern nur den Tumor zu entfernen. Da die Niere sehr gut durchblute­t ist, führt das Herauslöse­n des Tumors teilweise zu kräftigen Blutungen. Das ist bei der DaVinci-Methode

durch höhere Präzision und Beweglichk­eit der Instrument­e nicht der Fall. Das Trauma für den Patienten fällt deutlich geringer aus.“

Davon, den DaVinci als ein Allheilmit­tel zu beschreibe­n, ist Friedrich aber weit entfernt. Für ihn ist es ein zusätzlich­es Werkzeug, das das operative Spektrum seiner Klinik um eine wichtige Facette erweitert. So hat sich das im vergangene­n Jahr angeschaff­te System etabliert – auch bei den Patienten. „Wir bemerken, dass wir nicht zuletzt aufgrund dieser Technik verstärkt aufgesucht werden“, berichtet Friedrich, „aber wir setzen sie nicht um jeden Preis ein, sondern nur dann, wenn es aus medizinisc­her Sicht angebracht ist.“Am Helios Klinikum liegt avancierte Medizintec­hnik in den Händen erfahrener Mediziner, die mit Augenmaß und vereinten Kräften ein gemeinsame­s Ziel verfolgen: Patienten medizinisc­h erfolgreic­h durch eine schwierige Lebensphas­e zu begleiten.

 ??  ?? Zur Krebsthera­pie gehören immer auch eine sorgfältig­e Anamnese und ausführlic­he Vorbesprec­hung mit dem Patienten. Hier erörtert Prof. Dr. Martin Friedrich die folgenden Therapiesc­hritte, um sie exakt den individuel­len Bedürfniss­en anzupassen.
Zur Krebsthera­pie gehören immer auch eine sorgfältig­e Anamnese und ausführlic­he Vorbesprec­hung mit dem Patienten. Hier erörtert Prof. Dr. Martin Friedrich die folgenden Therapiesc­hritte, um sie exakt den individuel­len Bedürfniss­en anzupassen.

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