Rheinische Post Krefeld Kempen
Ein eingespieltes Trio an der Wäschemangel
Wie drei Generationen in ihrem kleinen Laden seit Jahrzehnten große Wäsche durch die Mangel drehen
An einem kleinen alten Haus an der Hauptstraße in Oppum fährt so mancher Auto- oder Radfahrer achtlos vorbei. Doch dieses Gebäude, das inzwischen fast 450 Jahre dort steht, hat einen ganz besonderen Charme und beherbergt eine Heißmangel. Im Oppumer Heimatbuch unter „Gottzes Hof“eingetragen, fällt dieses Gebäude unter Denkmalschutz und dürfte wohl das älteste Haus in Oppum sein. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg hatte Luise Kluth dort eine kleine Heißmangel übernommen, die zuvor als Wäscherei betrieben wurde. Inzwischen wird der kleine Betrieb in vierter Generation geführt – und zwar von drei weiblichen Mitgliedern der Familie Kluth.
Da ist zum einen Elisabeth Kluth, die Oma, die im vergangenen Jahr 90 Jahre alt wurde, ihre Tochter Monika Stollwerk (69) und als jüngstes
Mitglied der Familie Tamara Mühlke (51). „Wir drei haben uns immer gut verstanden und von jeher die Arbeit gemeinsam erledigt, wir sind ein gutes Team“berichtet Tamara Mühlke. „Ich habe schon im Laden geholfen, als ich noch zur Schule ging, nach Schulschluss habe ich hier viel Zeit verbracht. Das war damals einfach so, und es hat mir Spaß gemacht. Die Oma war auch immer zur Stelle.“Sie sei mit ihren 90 Jahren immer noch mit dabei,sei körperlich noch fit, sehe und höre allerdings nicht mehr so gut. Sie lasse es sich jedoch nicht nehmen, bei der täglichen Arbeit zu helfen. Sie wisse genau, was zu tun ist und kenne ihre Aufgaben.
Die Enkelin schildert anschaulich eine Tätigkeit, die die Oma auch mit ihrer Sehschwäche beherrscht und bei der sie eine große Hilfe ist. „Oma sitzt im Sessel und wartet auf ihren Einsatz. Ich stehe an der Mangel und meine Mutter reicht der Oma ein großes Wäschestück, das durch die Mangel läuft. Wenn meine Mutter der Oma zuruft: Ziehen!, dann führt sie diesen ,Befehl' aus und legt anschließend mit meiner Mutter das große Wäscheteil zusammen.“Das sei gut aufeinander abgestimmt und klappe hervorragend.
„Oma ist ein fröhlicher Mensch und bei den Kunden sehr beliebt. Meine Mutter kümmert sich rührend um sie und ist bemüht, ihr bei Dingen zu helfen, die nicht mehr so einfach zu bewältigen sind. Und Oma dankt es ihr mit ihrem lieben Wesen. In ihrem Sessel sitzend kennen und erleben viele Kunden sie, wenn sie durch das Fenster sehen oder die Wäsche im Laden abgeben oder abholen“, so Tamara Mühlke. Wenn der Sessel einmal leer sei, kämen sofort besorgte Fragen nach der guten Seele der Heißmangel. Ihre umgängliche Art trage viel zur guten Stimmung auch unter den Kunden bei. Und sie kann lebhaft erzählen.
Ein Arbeitstag beginnt für Mühlke
um 7 Uhr, wenn die Mangel angeschaltet wird, die etwa eine Stunde zum Aufwärmen benötigt. Gegen 8 Uhr kommt Monika Stollwerk und holt die Oma aus ihrem Zimmer. „Wir haben den Laden für Oma etwas verändert, haben für sie die Möglichkeit geschaffen, im Erdgeschoss zu wohnen, da der Laden für sie so besser zu erreichen ist und die Wohnsituation im 1. Stock beschwerlich war“schildert Tamara Mühlke. Man merkt, wie gut sich
Oma, Tochter und Enkelin verstehen und wie liebevoll das älteste Familienmitglied in alles einbezogen wird.
Mühlke ist der Hinweis wichtig, dass die Kapazitäten ihrer kleinen Heißmangel begrenzt sind und vor der Corona-Pandemie etwa anderthalb Jahre lang keine neuen Kunden mehr angenommen wurden. „Es war ein regelrechter Run auf unser Geschäft, über das vor mehreren Jahren schon einmal berichtet wurde. Zeitgleich wurden nach
und nach mehrere Heißmangeln geschlossen, so dass wir die einzige Mangel in der Umgebung waren und sind. Sogar Kaufinteressenten für das schöne alte Haus und den Laden gab es in der Vergangenheit“berichtet sie.
In der Corona-Zeit wird Wäsche durch ein Fenster in den Laden gereicht, Klopfen sei ausreichend, es sei immer jemand im Laden. Das hat auch den Charme, der diesem alten Haus gerecht wird.