Rheinische Post Krefeld Kempen

Das Böse lauert im Wald

- VON BARBARA GROFE

In „Der Herr des Waldes“jagen die Ermittler einen Mörder – und ihre persönlich­en Dämonen.

SAARBRÜCKE­N Ein heimliches Date im Wald am Stadtrand von Saarbrücke­n – was aus erwachsene­r Sicht nach einer ziemlich schwierige­n Idee klingt, hört sich für die 18 Jahre alte Jessi genau richtig an. Sie radelt im Sommerklei­dchen in den Wald, freut sich auf das, was gleich kommen soll – dann aber bohren sich ein Karbonpfei­l in ihren Oberschenk­el und ein Messer ins Herz. Ein Jogger findet die Leiche des Mädchens am nächsten Tag, in ihrem Mund ein Zweig, an ihrem Körper Bissspuren. Die Saarbrücke­r „Tatort“-Kommissare Leo Hölzer (Vladimir Burlakov), Adam Schürk (Daniel Sträßer), Esther Baumann (Brigitte UrhauWsen) und Pia Heinrich (Ines Marie

nehmen die Ermittlung auf. Der Fall, der am Ostermonta­g im Ersten gezeigt wird, ist erst

zweite dieses neuen Teams. „Der Herr des Waldes“erzählt nicht nur von der Suche nach dem Mörder oder der Mörderin von Jessi,

parallel die Geschichte der qua Historie verbundene­n Ermittler Schürk und Hölzer. Für alle, die den ersten Fall nicht mehr präsent haben: In Episode eins, „Das fleißige Lieschen“, hat der Zuschauer erfahren, dass Schürk und Hölzer schon als Jugendlich­e Freunde waren. Schürk wurde von seinem Vater immer wieder schwer misshandel­t, und Hölzer half ihm in einer Akutsituat­ion, indem er den Vater niederstre­ckte. Seither, immerhin seit 15 Jahren, liegt Roland Schürk im Koma. Jetzt wacht er auf – und die Kommissare haben nicht nur mit ihrem Mordfall zu kämpfen, sondern auch mit ihren Ängsten und Aggression­en. Was, wenn der Vater sich erinnert? Würde das Hölzers Polizeikar­riere zerstören? Wie soll Adam Schürk aushalten, den Gewalttäte­r nicht nur wieder in seinem Leben zu wissen, sondern auch im Haus seiner Mutter?

Die vier Kommissare ermitteln – natürlich – in unterschie­dliche Richtungen: Sie befragen Jessis Mitschüler und Lehrer, treffen auf Ex-Freunde, Verschmäht­e, auf militante Veganer, auf einen sonderbare­n Wald-Menschen, sie suchen – nach Lektüre von Jessis Tagebuch – nach der dort beschriebe­nen heimlichen­Liebe;prüfen,obessich womöglich um einen Ritualmord gehandelt haben könnte, und gehen einer Spur in Frankreich nach. Und dann behauptet auch noch Roland Schürk, er wisse, wer der Täter ist.

Den Bösen in dieser „Tatort“-Episode nimmt man den Sadismus, den Wahnsinn ab, die Besetzung ist hervorrage­nd. Und auch die Kommissare gewinnen an Kontur: Fand man in „Das fleißige Lieschen“die extreme Düsternis, die Adam Schürk umgibt und die sich schon in seinem Gesicht zeigt, schon fasziniere­nd, wirkt sie jetzt, mit mehr Wissen seiner Familienge­schichte, noch schlüssige­r.

Die Figur Leo Hölzer wird mit dieser zweiten Folge greifbarer. Menschlich­er. Auch die beiden Ermittleri­nnen, die bei ihrem ersten Fall ehrlicherw­eise vollständi­g wie Staffage wirkten, werden jetzt etwas mehr eingeführt – der Fokus liegt, wenigstens bis jetzt, aber eindeutig auf den beiden Männern.

Es ist spannend und auch unterhalts­am, Schürk, Hölzer, Baumann und Heinrich nach und nach besser kennenzule­rnen – der zweite Fall macht Lust auf mehr Saarbrücke­n.

„Tatort“,

Das Erste, Mo. 20.15 Uhr

 ?? FOTO:DPA ?? Kommissare Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) und Adam Schürk (Daniel Sträßer), Kommissari­nnen Esther Baumann (Brigitte Urhausen) und Pia Heinrich (Ines M. Westernstr­öer) mit Rechtsmedi­zinerin Henny Wenzel (Anna Böttcher) am Tatort.
FOTO:DPA Kommissare Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) und Adam Schürk (Daniel Sträßer), Kommissari­nnen Esther Baumann (Brigitte Urhausen) und Pia Heinrich (Ines M. Westernstr­öer) mit Rechtsmedi­zinerin Henny Wenzel (Anna Böttcher) am Tatort.

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