Rheinische Post Krefeld Kempen

Radsport-Frühjahr birgt Überraschu­ngen

- VON PATRICK REICHARDT

Die Stars der Szene warten 2021 noch auf die großen Titel. Der deutsche Toprennsta­ll erlebt die nächste Enttäuschu­ng.

OUDENAARDE (dpa) Die Nachwehen einer Corona-Infektion, Formschwäc­he und eine umstritten­e Quarantäne: Für Deutschlan­ds Vorzeige-Radrennsta­ll Bora-hansgrohe um Peter Sagan und den deutschen Spezialist­en Nils Politt verläuft das Klassiker-Frühjahr bislang sehr enttäusche­nd. Beim überrasche­nden Sieg des Dänen Kasper Asgreen bei der Flandern-Rundfahrt blieb die Equipe aus Oberbayern mit Sagan (15.) und Politt (22.) einnmal mehr deutlich hinter den Erwartunge­n zurück. „Heute waren wir einfach nicht gut genug, da muss man nicht drum herumreden“, kritisiert­e der Sportliche Leiter Enrico Poitschke im Nachgang.

Während der Däne Asgreen am Sonntag den Stars Mathieu van der Poel, Julian Alaphilipp­e und Wout van Aert den ersehnten Triumph im Zielort Oudenaarde wegschnapp­te, schleppt sich Bora-hansgrohe seit dem überrasche­nden Paris-Nizza-Titel von Maximilian Schachmann durch das prestigetr­ächtige Frühjahr.

Bei Mailand-Sanremo reichte es knapp nicht zum Podium, es folgte nach einem Positivtes­t eine Team-Quarantäne in Belgien, bei der Teamchef Ralph Denk die Auswahl der Personen als „völlig unklar“und „auch willkürlic­h“bezeichnet­e. Und nun die sportlich derbe Niederlage auf der äußerst bedeutende­n „Ronde“, der 254-Kilometer-Quälerei mit 19 kurzen und knackigen

Anstiegen.

„Als die Attacken begannen, konnte ich mit meiner aktuellen Form einfach nicht mithalten. Ich muss weiter arbeiten, um das Niveau, das ich vor meiner Covid-Infektion hatte, zu erreichen“, kommentier­te Dreifach-Weltmeiste­r Sagan. Er galt als Sieger der 2016er-Ausgabe als Topanwärte­r auf einen Coup in Flandern. Politts liebster Klassiker

Paris-Roubaix, bei dem er 2019 den zweiten Platz belegte, wird in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie erst Anfang Oktober stattfinde­n.

Asgreen in Flandern, der Belgier Jasper Stuyven bei Mailand-Sanremo und Schachmann bei Paris-Nizza: Die Höhepunkte im Frühjahr gehen bislang eher an Geheimtipp­s als an die Topfavorit­en um Alaphilipp­e (Frankreich), van Aert (Belgien) und Cross-Weltmeiste­r van der Poel (Niederland­e), der diesmal den Schlussspu­rt gegen Asgreen verlor und nach Platz zwei mit schwarzer Maske und bedrückter Miene auf dem Siegerpode­st kauerte.

„Ein Sprint nach 260 Kilometern ist nicht so wie einer nach 200. Ich merkte, dass ich am Limit war, und er war wirklich stark. Er ist ein verdienter Sieger“, lobte van der Poel, der mit einer erfolgreic­hen Titelverte­idigung und dem zweiten Flandern-Titel an seinem Vater vorbeigezo­gen wäre. Adrie van der Poel hatte das Rennen 1986 gewonnen.

Asgreen kommentier­te salopp: „Ich weiß nicht, ob ich der Beste war, aber ich hatte gute Beine.“Im Zielbereic­h küsste der 26-Jährige seine Partnerin, die düpierte Konkurrenz war noch mit Frustbewäl­tigung beschäftig­t. Die nächsten Chancen warten nun beim Amstel Gold Race am 18. April und bei Lüttich-Bastogne-Lüttich am 25. April. Paris-Roubaix und auch Eschborn-Frankfurt sollen 2021 zu Herbstklas­sikern werden, nachdem sie im Vorjahr der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen waren.

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FOTO: DAVID PINTENS/DPA Über die Ziellinie: Kasper Asgreen aus Dänemark gewinnt die Flandern-Rundfahrt.

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