Rheinische Post Krefeld Kempen

Erstkommun­ion läuft diesmal anders

- VON EVA SCHEUSS

Derzeit bereiten sich viele Kinder auf ihre Erstkommun­ion vor. Ein Unterricht in Gruppen ist wegen der Pandemie aber nicht möglich. Doch die GdG Kempen-Tönisvorst hat eine Alternativ­e erarbeitet, die gut funktionie­rt.

KEMPEN/TÖNISVORST „Zu Anfang war ich richtig bockig“, sagt Monika Kalisch freimütig. Zu allem Stress, den die alleinerzi­ehende und berufstäti­ge Mutter aus St. Tönis eh schon hatte, sollte nun noch eine vermeintli­ch aufwändige Kommunionv­orbereitun­g für ihre Tochter Emilia hinzukomme­n. Emilia ist neun Jahre alt und besucht die dritte Klasse der Gemeinscha­ftsgrundsc­hule St. Tönis. Homeschool­ing, dazu eine interne berufliche Umschulung – „und dann sollte ich auch noch die Rolle der Katechetin übernehmen, das war mir alles zu viel“, sagt Monika Kalisch in der Rückschau.

Jahrzehnte­lang war es üblich, dass zumeist einzelne Mütter eine Gruppe von Kindern zu wöchentlic­h festen Zeiten auf die Erstkommun­ion vorbereite­ten. Ähnlich dem Schulunter­richt. „Wir haben ein ganz neues Konzept ausgearbei­tet, das sich als corona-konform erwiesen hat“, erzählt Regina Gorgs, Gemeindere­ferentin in der katholisch­en Gemeinscha­ft der Gemeinden (GdG) Kempen-Tönisvorst. Kommunionv­orbereitun­g ohne Präsenzgru­ppen: „Das hat bei einigen schon Irritation­en ausgelöst“, bestätigt auch sie.

„Ich habe ganz ganz viele Rückmeldun­gen bekommen, E-Mails und auch Anrufe“, sagt Regina Gorgs. „100 Tage Himmel-Reich – Die Challenge zur Kommunion“nennt sich das neue Konzept. Es beruht darauf, dass sich jedes Kommunionk­ind zunächst einen „Gefährten“oder eine „Gefährtin“aussucht, mit dem oder der ein Zusammense­in ohne Einschränk­ungen möglich ist. „Das waren oft die Eltern, der Patenonkel, die Tante, der Opa oder die Oma“, berichtet Regina Gorgs.

Emilia machte ihre Mama Monika zu ihrer Gefährtin. Seit Beginn des Jahres brachte eine andere Mutter alle zwei Wochen ein neues Etappenhef­tchen vorbei. Sieben davon sind nun schon in einem blauen Hefter abgeheftet, der sich „Gefährtenb­uch“nennt. Zu einer biblischen Geschichte, kindgerech­t erzählt, kommt die Herausford­erung – die Challenge. Das sind Vorschläge für ein praktische­s gemeinsame­s Tun. Etwa zum Basteln oder zu einer Nachtwande­rung. Das Ganze soll ohne großen Aufwand zu bewältigen und freiwillig sein. Weitere Bausteine der Etappenhef­te sind Gebetsvors­chläge und Erläuterun­g von Elementen der Messe.

Bei Monika und Emilia Kalisch passierte nach Empfang der ersten Kommunionp­ost zunächst einmal – gar nichts. „Dann, an einem Sonntag im Januar, haben wir uns spontan zusammen an den Tisch gesetzt und einfach mal geguckt, was wir da bekommen haben“, erzählt Monika Kalisch. „Wir haben dann sofort mehrere Sachen gemacht, es wurde ein ganz toller Abend“, berichtet sie.

Emilia zeigt stolz auf ein Teelicht, das mit dem Namen „Jesus“verziert ist. In einer „Zeitkapsel“, einem Einweckgla­s, das ihren Namen trägt, hat sie kleine Dinge gesammelt, die ihr wichtig sind. Eine Wolke aus Pappe muss noch fertig gestellt werden. Mit Figuren aus schwarzer Pappe kann Schattenth­eater gespielt werden. „Das ist Jesus und das der blinde Mann“, erläutert Emilia dazu.

Begeistert sind beide davon, dass alle Inhalte der Heftchen eine digitale Entsprechu­ng auf einem Padlet haben. Auf dieser digitalen

Pinnwand wird etwa der Text der biblischen Geschichte von Regina Gorgs nacherzähl­t. „Die haben wir oft gehört, etwa beim Basteln oder abends zum Einschlafe­n“, berichtet Monika Kalisch. Auch sind passende Youtube-Videos mit kleinen Filmen oder Musikbeitr­ägen dort abrufbar. „Die haben es uns wirklich einfach gemacht“, findet sie, „man muss nur einmal diesen Schritt wagen“.

Emilia freut sich mittlerwei­le auf jede neue Etappe. Und natürlich

auf ihre Erstkommun­ionfeier am 10. April in der großen Kirche St. Cornelius in St. Tönis. Das neue weiße Kleid liegt schon bereit. Und doch wird auch an diesem Tag manches anders sein als gewohnt. Nur wenige Kinder mit einer begrenzten Zahl an Gästen werden gut verteilt im Kirchenrau­m an der Messe teilnehmen. Das Singen wird wahrschein­lich nicht erlaubt sein.

„Ich finde es schon traurig, dass Emilia nicht das große Fest bekommen wird, das ihre Schwester vor einigen Jahren hatte“, sagt die Mutter. Sie vermisst die feierliche Atmosphäre und auch die große Gemeinscha­ft. Die Buchung des Festsaals, in dem mit der ganzen Familie gefeiert werden sollte, ist schon storniert. „Aber ich habe ein Buffet bestellt, die Besucher kommen dann nach Absprache“, erzählt Monika Kalisch. Und alle hoffen, dass es trotz allem ein schöner Tag wird.

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FOTO: NORBERT PRÜMEN Emilia Kalisch geht in diesem Jahr zur Erstkommun­ion. Um sich darauf vorzuberei­ten, hat sie sich ihre Mutter Monika als „Gefährtin“ausgesucht. Gemeinsam bereiten sich die beiden auf die Feier vor.

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