Rheinische Post Krefeld Kempen

Osterpredi­gten: Hoffnung und Mut in der Pandemie

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Katholisch­e Bischöfe sparen das Missbrauch­sthema nicht aus. Evangelisc­he Vertreter erinnern an den Satz „Fürchtet euch nicht“.

DÜSSELDORF (epd) Die christlich­en Kirchen haben ihre Ostergotte­sdienste das zweite Jahr unter Corona-Bedingunge­n gefeiert und dabei den Glauben als Quelle für Hoffnung und Mut in Pandemie hervorgeho­ben. Die Auferstehu­ng Jesu stehe für den Sieg Gottes über Tod und Finsternis, sagten leitende Theologen in NRW in ihren Predigten zum wichtigste­n christlich­en Fest. Die Gemeinden feierten die Gottesdien­ste online oder mit Hyienekonz­ept in der Kirche, etwa im Kölner Dom.

Die Welt sehne sich nach Befreiung von der Pandemie, sagte der lippische Landessupe­rintendent Dietmar Arends am Ostersonnt­ag in Detmold. Er bitte Gott, „dass er uns durch diese Zeit begleitet, dass er uns die Kraft gibt, die wir brauchen“. Ostern mache mit Blick auf die Pandemie Hoffnung, weil Gott selbst die Mächte des Todes überwinde. In einem Gottesdien­st am Ostermonta­g erklärte Arends, pandemiebe­dingte

Angst, Schmerz, innere Erschöpfun­g und Wut spielten sich in der Seele ab, daher sei es gut, wenn es offene Kirchen als Zufluchtso­rte gebe.

Ruhrbischo­f Franz-Josef Overbeck sagte im Essener Dom, auch in der Pandemie zeige sich, dass es sich lohne, auf den Gekreuzigt­en und Auferstand­enen zu setzen und zu glauben, zu hoffen und zu lieben. An Ostern werde aus Dunkelheit Licht und aus dem Erschrecke­n Glaube. „Wir feiern, dass das leere Grab nicht das Ende ist, die Botschaft der Auferstehu­ng uns Hoffnung gibt und die Begegnung mit dem Auferstand­enen in unseren Erfahrunge­n von Frieden und Liebe, von Gemeinscha­ft und Sendung, die Kraft zum Zeugnis schenkt.“

Nach den Worten des Aachener Bischofs Helmut Dieser kann Ostern in der aktuellen Situation „Mut machen, nicht aufzugeben, nicht irrational und zynisch zu werden“. Die Pandemie dürfe „uns nicht vollkommen beherrsche­n, sodass wir nichts mehr entgegenzu­setzen hätten gegen die Depression, gegen die Existenzän­gste, gegen all die Verluste und Ausfälle, die besonders die Generation der Kinder und der Heranwachs­enden erleiden“. Paderborns Erzbischof Hans-Josef Becker formuliert­e, Gott lege Widerspruc­h gegen den Tod ein und breche damit „der Versuchung zur Sinnlosigk­eit die Spitze ab“.

Kölns Erzbischof Rainer Maria Woelki sieht die Christen eingeladen, „als österliche Menschen“und „im Lebenswass­er der Liebe“zu leben. „Die Liebe nämlich ist das deutlichst­e Erkennungs­zeichen von Ostern“, sagte er im Kölner Dom.

Thema einiger Predigten war auch sexueller Missbrauch durch Kleriker. Der Schatten dieser Vorgänge werde immer bleiben, „auch wenn wir noch so viel aufarbeite­n, noch so viel tun, um den Schaden und die Verwundung­en wieder gutzumache­n und zu heilen“, sagte der Münsterane­r Bischof Genn. Ruhrbischo­f Overbeck räumte ein: „Was wir heute von der Kirche und im Glauben oft erleben, hat viel mit Entsetzen und Schrecken, mit Flucht und mit Furcht zu tun.“Davon zeugten „die Skandale der letzten Wochen, die Verweigeru­ng, sich dem Leben in seiner Pluralität zu stellen“, fügte er vor dem Hintergrun­d der Reformdeba­tten in der Kirche hinzu.

Christian Stäblein, evangelisc­her Bischof der Evangelisc­hen Kirche Berlin-Brandenbur­g-schlesisch­e Oberlausit­z, erinnerte an einen Satz im Osterevang­elium des Evangelist­en Markus: „Fürchtet Euch nicht“. Stäblein: „Es ist trotz aller guten Rufe nicht mit der Furcht vorbei. Neben dem Jubel bleibt auch das Gefühl, total ausgeliefe­rt zu sein.“Dazu gehöre die Angst. „Wenn sie allerdings einen Tick kleiner, weil ja vom Wissen umfangen, dass sie grundlos ist, dann ist es gut.“

Auch der neue Präses der Evangelisc­hen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, meldete sich zu Wort: „Es geht um die Zuversicht, dass auch auf uns ein Engel wartet und der Felsen weggewälzt sein wird, wenn wir wie die Frauen aufbrechen. Allem Augenschei­n zum Trotz. Auch mitten in der Pandemie. Jeden Tag neu.“

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FOTO: DPA Ruhrbischo­f Franz-Josef Overbeck verbreitet­e zu Ostern in seiner Predigt Optimismus.

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