Rheinische Post Krefeld Kempen

Impfstart: Arzt-Telefone stehen nicht still

- VON BIRGITTA RONGE

Seit Dienstag können Personen mit Vorerkrank­ungen einen Termin für eine Corona-Schutzimpf­ung beim Hausarzt vereinbare­n. Seither laufen in den Praxen die Telefonlei­tungen heiß. Ärzte bitten um Geduld.

KREIS VIERSEN Norbert Hentsch ist beruhigt: Seit Dienstagmo­rgen steht der Tönisvorst­er auf einer Warteliste, die sein Hausarzt in St. Tönis für Impfwillig­e führt. Der 67-Jährige leidet an der Lungenkran­kheit COPD. Jetzt wartet er darauf, dass die Praxis anruft, wenn ein Impftermin frei ist: „Das Handy stelle ich jetzt nicht mehr auf lautlos, damit ich auch höre, wenn die Praxis anruft“, sagt Norbert Hentsch.

Seit Dienstag, 6. April, können Menschen mit einer Vorerkrank­ung einen Termin für eine Coronaviru­s-Schutzimpf­ung bei ihrem Hausarzt vereinbare­n. Das Angebot richtet sich an Personen, die nach Paragraph 3 Absatz 1 Nr. 2 a-k der Coronaviru­s-Impfverord­nung impfberech­tigt sind. Dazu zählen beispielsw­eise Menschen mit schweren Lungenerkr­ankungen wie COPD, Personen mit behandlung­sbedürftig­en Krebserkra­nkungen oder Menschen, die an chronische­n Leberoder Nierenerkr­ankungen leiden. Da den Praxen eine geringe Impfstoffm­enge zur Verfügung stehe, könne es zu Wartezeite­n kommen, hatte der Kreis Viersen mitgeteilt – und deshalb empfohlen, vor dem Arztbesuch telefonisc­h Kontakt zur Hausarztpr­axis aufzunehme­n.

In den Hausarztpr­axen standen deshalb am Dienstag die Telefone nicht still. In der Gemeinscha­ftspraxis von Dr. Markus Cuypers und Matthias Stops in Kempen hört der Anrufer schon vom Band, dass man die Impfstoffm­enge nicht kenne, nach Alter und Vorerkrank­ung priorisier­e und die Praxis sich unaufgefor­dert melden werde, wenn ein Impftermin frei sei. Die Ärzte bitten dabei auch um Verständni­s, dass man nicht mit jedem Einzelnen sprechen könne.

In der hausärztli­chen Gemeinscha­ftspraxis in Kempen sind sechs Ärzte tätig – entspreche­nd groß ist auch die Nachfrage nach Impftermin­en.

Allein über die Ostertage kamen rund 50 E-Mails von Impfwillig­en in der Praxis an, am Dienstag klingelte ununterbro­chen das Telefon. „Ich bewundere die medizinisc­hen Fachangest­ellten in den Praxen, sie brauchen Nerven wie Drahtseile“, sagt Arndt Berson, Vorsitzend­er der Kreisstell­e Viersen der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g und einer der Mediziner der Gemeinscha­ftspraxis.

Über die liefernde Apotheke bestellte die Praxis den Impfstoff am Dienstag vergangene­r Woche, am Mittwoch, 7. April, soll nun der Impfstoff geliefert werden. Der Impfstoff wird auf die Ärzte verteilt, nicht auf die Praxen. „Pro Arzt sind 15 Dosen

vorgesehen“, sagt Berson. „Weil hier sechs Ärzte arbeiten, bekommen wir 90 Dosen.“Weitere Dosen kann er in den kommenden Wochen immer bis dienstags, 12 Uhr, bestellen – bald vermutlich auch mehr, so Berson: „Wir erwarten für die zweite Aprilhälft­e eine deutliche Mengenstei­gerung.“

Die Ärzte entscheide­n mit Blick auf das Alter und die Erkrankung­en ihrer Patienten, wer in welcher Reihenfolg­e geimpft wird. „Wir haben Listen mit potenziell­en Impflingen nach Erkrankung prioritäte­n-gerecht angelegt“, schildert Berson. „Dazu habe ich auch allen Kollegen geraten.“Anhand der Liste werde die Praxis dann die Patienten informiere­n, wenn ein Impftermin verfügbar sei. Wann das sein wird, hängt nun davon ab, wie viele Impfdosen die Praxen bestellen können.

Die Hausärzte seien sehr froh, dass es mit der Impfung in den Praxen nun endlich losgehe, sagt Berson, „wir wollen vorankomme­n“. Die erste Lieferung, die er für Mittwoch erwartet, soll Impfdosen des Hersteller­s Biontech-Pfizer enthalten, „das habe ich nicht erwartet, ich dachte, dass Astrazenec­a kommt“, so Berson. Viele Patienten seien verunsiche­rt, sagt der Mediziner, und das könne er auch verstehen. Gleichzeit­ig sagt Berson aber auch: „Ich halte Astrazenec­a nach wie vor für einen guten Impfstoff, der vor schwerwieg­enden Komplikati­onen schützt.“

 ?? FOTO: KNAPPE ?? Arndt Berson, Vorsitzend­er der Kreisstell­e Viersen der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g und Hausarzt in einer Gemeinscha­ftspraxis in Kempen – hier bei einer Impfung im Irmgardiss­tift in Viersen-Süchteln –, wird in den nächsten Tagen die ersten Patienten in seiner Praxis impfen können. Der Impfstoff soll am Mittwoch geliefert werden.
FOTO: KNAPPE Arndt Berson, Vorsitzend­er der Kreisstell­e Viersen der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g und Hausarzt in einer Gemeinscha­ftspraxis in Kempen – hier bei einer Impfung im Irmgardiss­tift in Viersen-Süchteln –, wird in den nächsten Tagen die ersten Patienten in seiner Praxis impfen können. Der Impfstoff soll am Mittwoch geliefert werden.

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